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Schön und ungezähmt

Schön und ungezähmt

Titel: Schön und ungezähmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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Eheschließung ist diese Jagd vorbei. Einige Frauen bevorzugen es, sich in die langweilige Rolle als pflichtbewusste Ehefrau zu begeben, aber ich habe nie verstanden, warum sie das tun. Wer will denn bloß einen Ehemann, wenn man stattdessen auch einen heißblütigen Liebhaber haben kann? Wenn sich die Türen zum Schlafzimmer schließen, sollte scharfe Kritik vermieden werden. Denkt daran, dass die Frau keine Hure sein muss, um sich hin und wieder wie eine solche zu verhalten.
    Aus dem Kapitel »Ein bisschen Lust kann große Auswirkungen haben«
     
    Der Weinpegel im Dekanter war inzwischen merklich gesunken, und ihre Stimmen waren sicher in der Zwischenzeit ebenso um ein paar Dezibel lauter geworden. Aber es war die angenehmste Gesellschaft, die Robert sich vorstellen konnte. Er lehnte sich bequem in seinem Sessel zurück, das Glas locker mit den Fingern umfasst, und sein Lächeln war aufrichtig. »Es ist gut, dass du zurück bist. Ich bin froh, dass du zuerst hergekommen bist.«
    Robert und sein Bruder Damien hatten es sich in dem Raum gemütlich gemacht, den Robert gern als sein Arbeitszimmer bezeichnete. Die Krawatten hatten sie abgelegt, und die Jacketts lagen irgendwo auf dem Durcheinander der Einrichtung verstreut, die einem Junggesellen würdig war: Antiquitäten, einige Stücke aus dem Orient, eine abwechslungsreiche Mischung aus Lacktischchen und alten Eichenholzregalen, die dem Auge schmeichelte – zumindest dem Roberts. Es war kein Geheimnis, dass er den Förmlichkeiten so weit wie möglich aus dem Weg ging.
    Damien war ein Jahr älter als er und stand im Moment in der Erbfolge um den Herzogtitel an erster Stelle. Aber er war wie Robert ebenso wenig daran interessiert, diese Position eines Tages einzunehmen. Er grinste. Von den drei Brüdern war Damien der Ruhige. Er war ebenso groß und hatte dieselbe Haarfarbe, aber seine Augen waren dunkler und nicht blau. Er war der geborene Diplomat, und die Stellung, die er für die britische Regierung einnahm, passte hervorragend zu ihm. Weder Coltons anerkannte Autorität noch Roberts eher sorglose Einstellung zum Leben waren in seinem unauffälligen Auftreten spürbar. »Ich versichere dir, ich finde es auch schön, zurück zu sein. Ich habe auch am Grosvenor Square vorgesprochen, aber Colton und seine junge Duchess waren aus.«

    »Sie waren zuletzt recht begehrt und erhalten viele Einladungen, daher verwundert mich das nicht.«
    »Das kann ich mir denken.« Damien lehnte sich zurück und betrachtete wohlgefällig sein Glas. »Wenigstens warst du daheim – obwohl ich etwas überrascht bin.«
    »Entgegen der öffentlichen Meinung genieße ich hin und wieder einen Abend in Einsamkeit. Und ich bin darüber heute verdammt froh, denn schließlich war ich hier, um dich zu begrüßen. Wie lange ist das her? Mehr als ein Jahr, seit du zuletzt deinen Fuß auf englischen Boden gesetzt hast?«
    »Mein lieber Lord Wellington kann hin und wieder ein unbarmherziger Arbeitgeber sein.«
    Robert hob eine Braue. »Das glaube ich gern.«
    »Er gewinnt Schlachten.« Der einfache Satz und das Zucken seiner Schultern schienen die Ansicht seines Bruders passend zusammenzufassen.
    »Und ich hoffe, er gewinnt auch diesen verdammten Krieg. Mit Hilfe von Männern wie dir«, fügte Robert hinzu.
    »Und dir.« Damien trank einen Schluck. »Spiel deine Leistung im Dienste der Krone nicht herunter, Robbie. Gott allein weiß, wie dankbar wir dir für deinen kompliziert denkenden Verstand sind.«
    Seiner Meinung nach tat er nicht allzu viel. Er diente gelegentlich als Ratgeber für das Kriegsministerium. Obwohl niemand es für nötig hielt, es zu erwähnen, hatte er in Cambridge einen erstklassigen Abschluss in Mathematik gemacht. Die Gesellschaft redete vor allem über sein zügelloses Privatleben und spekulierte über die Zahl der Frauen, die er ins Bett nahm. Obwohl er sich rein theoretisch gesehen nichts aus der beschränkten Sichtweise machte, die die Gesellschaft in Bezug auf ihn pflegte,
fühlte er sich immer noch leicht verletzt, da niemand Interesse an seinem Verstand zeigte. Damien aber hatte Roberts Geschick nicht vergessen, mit dem er scheinbar unmögliche, kleine Rätsel in Rekordzeit zu lösen verstand. Vor einigen Jahren hatte er Robert behutsam zu einer Stellung verholfen. Seitdem wurden ihm verschlüsselte Botschaften der Franzosen geschickt, die niemand zu entziffern vermochte. Die Herausforderung war belebend, und obwohl Robert nie den Wunsch verspürt hatte, als Soldat zu

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