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Schön und ungezähmt

Schön und ungezähmt

Titel: Schön und ungezähmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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entschuldigten
und der Portwein serviert wurde, entspannte er sich ein wenig. Die Anspannung, die er die ganze Zeit verspürt hatte, weil Rebecca auf der anderen Seite des Tisches gesessen hatte – zu seinem Missfallen direkt gegenüber -, hatte ihm die Mahlzeit endlos erscheinen lassen.
    Er hörte den Unterhaltungen, die sich um ihn entspannen, kaum zu, sondern trank seinen Portwein mit unbedachter Eile. Vielleicht käme der Abend schneller zum Ende, wenn er sich ordentlich betäubte. Ja, er würde sich am nächsten Morgen wohl nicht besonders gut fühlen, aber zum Teufel, jetzt war auch nicht alles eitel Sonnenschein.
    Als es an der Zeit war, sich in den Salon zu begeben und sich wieder zu den Damen zu gesellen, lehnte er ab. »Ich werde mich lieber zur Ruhe begeben und noch ein wenig lesen.«
    »Lesen?«, fragte Damien ungläubig lachend. Selbst Colton blickte ihn zweifelnd an. Lord Bonham hob überrascht eine Braue.
    Robert murmelte: »Zur Hölle, so, wie ihr mich anschaut, könnte man meinen, ihr habt noch nie von diesem Zeitvertreib gehört. Ich bin müde und wünsche, mich mit einem guten Buch zur Ruhe zu begeben. Ist denn daran etwas Verwerfliches?«
    »Überhaupt nicht.« Damien grinste. »Vielleicht steht irgendwo in den Regalen ein hübscher Liebesroman. Etwas Dunkles, Melodramatisches und Gruseliges, das zu deiner finsteren Miene passt.«
    Robert hielt es sich zugute, dass er darauf verzichtete, seinem Bruder die geballte Faust gegen das Kinn zu schmettern. Stattdessen wandte er sich auf dem Stiefelabsatz um und marschierte aus dem Speisezimmer. Gott sei Dank hatte Rebeccas Vater den Raum bereits verlassen und die Auseinandersetzung verpasst.
Robert hatte das ungute Gefühl, dass auch ihr Vater vielleicht gemerkt hatte, wie sehr er von Rebecca eingenommen war, wenn Damien und Loretta es bemerkten. Da er und Sir Benedict die unausgesprochene Vereinbarung hatten, einander aus dem Weg zu gehen, hatte er nichts gesagt. Aber an jenem Abend auf der Terrasse hatte Robert die deutliche Botschaft vernommen, nach der Rebecca für ihn außer Reichweite war.
    Damien folgte ihm und spazierte nur wenige Augenblicke nach ihm in die Bibliothek. Sein Blick war zweifelnd, als er sah, dass Robert auf direktem Weg die Brandykaraffe angesteuert hatte und nicht die Buchregale. »Wenn du dich betrinkst, wird dich das nicht aus der Klemme befreien.«
    »Sitze ich denn in der Klemme?« Robert goss einen großzügigen Schluck in ein Kristallglas. »Und wenn es so wäre: Ginge dich das etwas an?«
    Sein älterer Bruder schloss die Tür hinter sich. »Nein. Ich glaube, es geht mich nichts an.« Damien stellte sich vor das Bücherregal und ließ einen Finger über die staubigen Buchrücken gleiten. »Vielleicht solltest du eine dieser griechischen Tragödien lesen. Oder ein Stück von Shakespeare. Weiß Gott, du verhältst dich wie einer dieser dramatischen, liebestollen Charaktere, die er beschreibt.«
    »Ich habe bereits die meisten gelesen, vielen Dank. Ich glaube, auch du warst in Eton. Und ich fürchte, ich habe keine Ahnung, worüber du sprichst.«
    »Ja, sie haben die Klassiker in unsere Dickschädel geprügelt, nicht wahr?«
    Robert schnaubte verhalten. Er war doch bloß ein wenig verwirrt, das stimmte. Zwei ordentliche Brandys sollten ihm wieder den gebührenden Abstand verschaffen.

    »Robbie, warum wirbst du nicht einfach um sie?« Damien drehte sich um. Er schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. »Du hast bestimmt schon mal von Brautwerbung gehört? Blumen, nachmittägliche Besuche, ein Ausritt im Hyde Park mit einer Anstandsdame, vielleicht ein bedächtig geschriebenes Gedicht, das eloquent die herrliche Farbe ihrer Augen beschreibt …«
    »Hättest du die Güte, mir zu sagen, worauf du anspielst?«
    Damien bedachte ihn mit einem bedauernden Blick. »Wenn du mich anfährst, wird das nichts ändern. Und wir wissen beide, von wem ich rede, verdammt noch mal.«
    Das stimmte. Robert atmete zitternd aus. Mit der freien Hand fuhr er übers Gesicht und klammerte sich mit der anderen Hand an das Brandyglas wie an einen Rettungsanker. Er sagte schwermütig: »Ich wünsche aber nicht, um jemanden zu werben.«
    »Die Geschichte stützt diese Aussage, darum glaube ich dir.« Damien entschied sich für einen der gemütlichen Sessel nahe des Kamins. Er setzte sich hin und kreuzte die Füße. »Du wünschst es nicht. Gut. Wenigstens gibst du zu, dass dir der Gedanke gekommen ist. Das ist ein guter Anfang. Setz

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