Schön und ungezähmt
kaum dazu durchringen, mich höflich zu grüßen, wenn wir einander begegnen.« Sir Benedicts grollende Miene, als er Robert mit seiner schönen Tochter ertappte, kam ihm wieder in den Sinn. »Zu behaupten, dass er keinen Blick für mich übrig hat, ist eine Untertreibung. Auch wenn ich nie vorgegeben habe, ein Engel zu sein, bin ich in dieser Sache doch vollkommen unschuldig.«
»Ich stimme dir zu. Also, wie sieht dein Plan aus?«
»Wovon zur Hölle redest du? Ich habe keinen Plan, Dame.«
»Keinen Plan, um das Objekt deiner Begierde für dich zu gewinnen?« Sein Bruder hob respektlos die Brauen. »Ich gebe zu, das wird nicht einfach. Du wirst dein Verhalten merklich ändern müssen. Dies ist eine junge Frau, die du nicht einfach in dein Bett locken kannst. Tatsächlich habe ich den Eindruck, du könntest sie in dein Bett locken. Aber auch wenn du alles andere als perfekt bist, glaube ich nicht, dass du sie entehren würdest, wie du auch einen betrunkenen Mann nicht um sein Geld bringen würdest.«
»Was für ein großes Lob«, knurrte Robert sarkastisch. »Ich habe das Gefühl, es steigt mir gleich zu Kopf.«
Sein Bruder ignorierte ihn und sprach weiter, als brüte er über einem seiner verdammten strategischen Probleme. »Du wirst dich also dieses Mal auf etwas anderes verlassen müssen als dein
hübsches Gesicht und die Fassade aus seichtem Charme. Zum Glück habt ihr zwei eine sehr wichtige Sache gemein, mal abgesehen von der gegenseitigen, körperlichen Anziehung.«
Das Problem war nur, dass Robert fürchtete, Damien könne mit seiner Vermutung richtigliegen. Er war erfahren genug, um zu wissen, wann eine Frau an ihm interessiert war. Und Rebecca war zu unerfahren, um ihr Interesse an ihm zu verbergen. Mehr als einmal hatte er sie dabei ertappt, wie sie ihn beobachtete. Wenn sie seinen Blick bemerkte, wandte sie rasch den Kopf ab, und rote Flecken überzogen ihre Wangen.
Er hätte es amüsant finden sollen. Aber so war es nicht. Besonders nicht, weil der einzige Grund, warum er sie dabei überraschte, dass sie ihn beobachtete, der war, dass er sie seinerseits nicht aus den Augen ließ.
»Meine eigenen Vorbehalte mal beiseitegelassen, aber: Es ist unmöglich. Das wissen wir beide.«
»Überhaupt nicht.« Damien lächelte. »Es ist sicher eine Herausforderung, aber unmöglich? Nichts ist unmöglich. Wenn Badajoz eingenommen werden konnte, ist das hier bloß ein Geplänkel. Obwohl ich zugeben muss, dass der schwarze Fleck auf deiner Weste nicht gerade geeignet ist, eine erfolgreiche Brautwerbung zu fördern.«
Wenn Robert überhaupt um jemanden werben wollte .
»Wir haben keine Gemeinsamkeiten«, erklärte er. »Sie ist eine unschuldige, junge Frau im heiratsfähigen Alter, und ich kann mich nicht einmal erinnern, was genau unschuldig bedeutet.«
»Dich und Rebecca verbindet die tiefe Liebe zur Musik.« Damien rieb sein Kinn. »Verdammt soll ich sein, wenn ich nicht neidisch bin. Denk dir nur, wie viele Abende ihr damit verbringen könntet, darüber zu reden und gemeinsam zu spielen...«
»Wir werden keine Abende verbringen«, knurrte Robert. Gegen seinen Willen klang er wie ein trotziges Kind. Er mäßigte seinen Tonfall und sagte vernünftig: »Sieh mal, dieses unglückliche Interesse wird vergehen. Es ist, als würde man sich verkühlen. Ich lege keinen Wert auf eine Erkältung, aber sie nimmt ihren Lauf, und dann geht das Leben weiter.«
»Ist es denn wie die anderen Erkältungen , die dich bisher ereilt haben?«
Das war es nicht. Aber andererseits war er auch noch nie an jemandem wie Rebecca interessiert gewesen. All die anderen Male hatte er nur aus Leidenschaft gespielt – und auch mit der Leidenschaft gespielt, obwohl er so noch nie darüber nachgedacht hatte. Es gab keine Versprechungen, keine Erwartungen, die über das Übliche hinausgingen. Diese Liaisons waren einfach. Das hier war alles andere als simpel. Er bemerkte knapp: »Ich sehe keinen Grund, warum wir weiter darüber reden sollten.«
»Ich schon.« Sein Bruder stand auf. »Warte hier. Ich komme sofort zurück.«
Rebecca blickte überrascht auf. Damien Northfields Angebot kam völlig unerwartet.
»Nur ein kleiner Spaziergang«, sagte er auf seine sanfte Art. »Eure Mutter kann uns begleiten, wenn sie möchte. Ich konnte Euch heute Abend nicht zu Tisch begleiten, und ich bekäme gern eine zweite Gelegenheit, wenn ich darf.«
Ihre Mutter lächelte hoch erfreut und winkte ab. »Ein kleiner Spaziergang allein wäre
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