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Schön und ungezähmt

Schön und ungezähmt

Titel: Schön und ungezähmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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so sehr zitterte. Aber sie gab ihr Bestes. »Dass ich mit Euch reden sollte. Sagt mir, wie anders müsste die Sache liegen?«
    »Wie bitte?«
    »Ihr sagtet vorhin, ›wenn die Sache anders läge‹, hätte Euer Bruder recht. Was kann ich tun, damit es so ist?«
    »Nichts.« Er starrte sie an und kniff den Mund zusammen. »Ich kann Euch nichts bieten. Ob Damien recht hat oder nicht, zählt nicht. Euer Vater hat eine falsche Vorstellung davon, wer ich bin.« Er sprach etwas zu hastig, als versuche er, sich von etwas Unangenehmem zu überzeugen. »Und das hat noch nicht einmal etwas zu bedeuten«, fuhr er fort. »Ich will wirklich nicht heiraten. Mit meinen sechsundzwanzig Jahren bin ich noch nicht dazu bereit. Ich mag mein Leben, wie es ist.«
    So viel also zum flüchtigen Triumphgefühl, das sie erfasst hatte. Plötzlich verengte sich ihre Kehle. »Ich verstehe. Ihr macht Eure Position sehr deutlich, Sir.«
    Seine Augen funkelten, und seine Stimme klang heiser. »Rebecca. Ihr musstet durch ein Fenster klettern, um wenigstens ein paar Minuten lang mit mir allein sein zu dürfen. Was glaubt
Ihr denn, wie Eure Eltern reagieren würden, wenn ich mit dem Hut in der Hand auf ihrer Schwelle stünde und bei Euch vorsprechen würde? Im Übrigen werde ich das nicht tun, nicht so, wie Ihr es Euch vielleicht vorstellt. Ihr seid überhaupt nicht so wie …«
    Als er zögerte, weil ihm offenbar die Worte fehlten, fügte sie taktvoll hinzu: »Nicht wie all die anderen Frauen?«
    Sie hätte schwören können, dass sie trotz des schwachen Lichts einer einzelnen Lampe, die die Bibliothek von Rolthven beleuchtete, sehen konnte, wie er errötete. »Ich hätte es nicht so formuliert, aber ja. Gewöhnlich jage ich keinen jungen, heiratsfähigen Ladys nach. Und zwar aus genau den Gründen, die ich Euch gerade nannte.«
    Vielleicht nicht, aber er hatte gerade auch zum ersten Mal von Heirat gesprochen, auch wenn er sagte, er wünsche nicht, eine feste Bindung einzugehen. Und die Art, wie er sie anschaute, war überaus beredt. Besonders, nachdem sie das Buch gelesen hatte. Verlangen war eine große Macht, ja, aber es gab noch mehr zwischen ihnen. In ihr herrschte nicht der Aufruhr, der ihn bewegte. Sie wusste, was sie wollte.
    »Meine Eltern verschließen sich nicht völlig meinen Wünschen, obwohl sie zuletzt mit jedem neuen Tag immer weniger Verständnis aufbrachten. Sie wollen, dass ich glücklich werde. Bestimmt spricht das für uns.«
    Er erstarrte. »Die Schlussfolgerung, ich könnte irgendetwas mit Eurem Glück zu tun haben, ist lächerlich.«
    Wie wenig er doch wusste … Da sie aber nun mal so ehrlich waren, sollte sie ihm vielleicht einfach alles erzählen. Was hatte sie schon zu verlieren? Ruhig erwiderte sie: »An dem Tag, als Brianna Colton kennenlernte, traf ich Euch.«

    Dieses Mal war er es, der einen Schritt auf sie zu machte. Mit zusammengekniffenen Augen blickte er auf sie herunter. »Das war vor Monaten. Letztes Jahr, wenn ich mich recht entsinne. Wir wurden einander vorgestellt, mehr nicht. Rebecca, sagt mir nicht, dass Ihr … Ich meine, dass Ihr die ganze Zeit …«
    »Das habe ich aber.« Ihre Stimme zitterte, als sie ihn unterbrach. Er war ihr jetzt so nah, dass sie den Hauch seines Parfüms und das saubere Leinen riechen konnte. »Ich habe nicht geheiratet … wegen meiner Gefühle für Euch.«
    Schweigen. Schließlich krächzte er: »Ich werde meinen Bruder erwürgen.«
     
    Er würde sie erst küssen. Dann würde Robert seinen Bruder erdrosseln, der sich ständig einmischte.
    Aber zuerst kam der Kuss. Jener Kuss, den er ihr schon an jenem Abend im Garten hätte stehlen sollen. Der Kuss, für den er in diesem Moment dem Teufel seine Seele verkaufen würde.
    Sie wusste es auch. Frauen hatten unfehlbare Instinkte, wenn es um besitzergreifende Männer ging. Robert erkannte es daran, wie sich ihre Augen weiteten und ihre Atmung sich beschleunigte, als er näher trat. Seine Hand berührte ihre Taille. Sie legte den Kopf in den Nacken, und ihre Wimpern senkten sich bis zu diesem bedeutungsvollen Maß, das gleichermaßen Willigkeit und Verlangen signalisierte. Es war ein Zeichen, das er leicht erkannte, auch wenn sie sich nicht bewusst war, dass sie es ausstrahlte.
    Oder wusste sie es vielleicht? Er würde allerdings sein letztes Geld verwetten, dass sie noch nicht besonders oft geküsst worden war. Wenn überhaupt.
    Verlangen. Es rauschte in seinem Blut, blockierte seinen Verstand,
denn ganz sicher provozierte ihn etwas,

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