Schön und ungezähmt
verführen, würde ihn betören, und wenn Lady Rothburgs Buch recht behielt, würde sie eine verborgene, männliche Fantasie befriedigen, die die meisten Männer angeblich leugneten. Brianna plante, diesen Abend zum denkwürdigsten ihrer bisherigen Ehe zu machen.
Es hatte schon vor ihr Frauen gegeben, das wusste sie. Als sie Colton das erste Mal begegnete und den ersten, schicksalhaften Walzer mit ihm tanzte, bei dem sie sich Hals über Kopf in das warme Glühen der Liebe stürzte, hatte sie keinen Gedanken an seine Vergangenheit verschwendet. Jetzt aber, da sie etwas älter und definitiv erfahrener war, wusste sie, dass er kaum unschuldig gewesen war, als sie sich vermählten. Er war nicht wie Robert, aber er war auch kein Heiliger.
Gut. Sie wollte keinen Heiligen. Sie wollte einen Mann, der vor Verlangen verrückt nach ihr war.
Er sollte verrückt vor Liebe sein, wenn es nach ihr ginge. Aber Colton war kein Mann, der über seine Gefühle redete. Darum würde sie sich damit abfinden, dass er ihr seine Liebe zeigte, bis er bereit war, diese tieferen Gefühle in Worte zu kleiden.
Vielleicht würde er es nie sagen. Diese entmutigende Möglichkeit bestand, aber wenn sie wusste, dass er diese Liebe für sie empfand, wäre das vielleicht genug.
Brianna fuhr noch einmal mit der Bürste durch ihr langes, offenes Haar. Sie glättete die zarte Seide, die ihre Hüften umspielte, und blickte sich ein letztes Mal prüfend um. Kerzen waren entzündet, und in der Luft lag ein Hauch Parfüm. Eine Flasche Champagner stand nebst zwei Gläsern neben dem Bett, und die Decken waren einladend zurückgeschlagen, sodass man die cremefarbenen Laken sah. Es war perfekt.
Jetzt fehlte nur noch ihr Ehemann.
Sie ging zu der Tür, die ihre Schlafzimmer trennte, und lauschte, ob sein Leibdiener bereits für die Nacht entlassen war. Da sie keine Stimmen hörte, öffnete sie die Tür einen Spalt und spähte vorsichtig hindurch, um nicht in Verlegenheit gebracht zu werden, falls sie sich irrte.
Und hielt den Atem an. Colton war nur noch mit einer Hose bekleidet. Sein Oberkörper war nackt. Er wandte ihr den Rücken zu, und sie sah die Bewegungen seiner harten Muskeln, als er sich bückte, um seinen Morgenrock zu nehmen, der ordentlich gefaltet auf dem Bett lag.
Der Zeitpunkt war perfekt gewählt. Er zog sich gerade aus, und sie wollte ihn nackt. Brianna schlüpfte in das Zimmer und ging auf ihn zu. »Begibst du dich zur Ruhe, Liebling?«
Er wirbelte herum. Seine Augenbrauen hoben sich überrascht, als er ihren Aufzug bemerkte. Er stand wie erstarrt vor ihr.
Brianna lächelte. Sie hoffte, ihre Nervosität wäre nicht zu offensichtlich. »Darf ich dir vorschlagen, mit in meine Gemächer zu kommen?«
Einen Moment lang schien er sprachlos zu sein. Dann ließ er seinen Blick erneut über ihren höchst schamlos gekleideten Körper gleiten und bemerkte: »Nicht, dass mir missfällt, was ich sehe. Aber was wäre gewesen, wenn mein Leibdiener noch hier gewesen wäre, Brianna?«
»Ich habe gelauscht.« Sie zeigte auf die Tür und überließ es Colton, ob er sie schelten wollte. Er starrte sie jedoch mit einem vielversprechenden Hunger an, der in seinen Augen aufblitzte.
Er hielt noch immer seinen Morgenrock in der Hand und fragte mit einem leichten Krächzen in der Stimme: »Hast du?«
»Ich habe auf dich gewartet.« Sie wies auf ihr Nachtkleid – wenn man den Fetzen Spitze überhaupt als Kleid bezeichnen konnte. »Heute ist schließlich dein Geburtstag.«
»Das stimmt«, murmelte er. »Gibt es eine Verbindung zwischen den beiden Sachen? Meinem Geburtstag und deinem ›Warten‹? Wenn dieses Kostüm einer Sirene Teil meines Geschenks ist, würde ich es mit Freuden annehmen.«
»Ich will dich lieben.«
Wie sie erwartet hatte, verstand er die Bedeutung ihrer Worte falsch. Er überwand die Distanz zwischen ihnen mit drei langen Schritten. »Es wäre mir ein Vergnügen, dir zu Diensten zu sein.«
Ihre Hand legte sich auf seine Brust, als er sie packen wollte. »Nein, Colton. Ich wünsche, dir zu Diensten zu sein. Das ist mein Geburtstagsgeschenk. Du brauchst nichts weiter zu tun, außer
dich zurückzulehnen und zu genießen. Ich werde dich heute Nacht lieben, nicht umgekehrt.«
»Brianna …«
»Es ist unhöflich, Euer Gnaden«, unterbrach sie ihn neckisch, »ein Geschenk so flegelhaft abzulehnen.«
»Als könnte ich diesem Geschenk widerstehen«, sagte er und erwiderte ihren Blick. »Also gut. Da wir heute wohl nach deinen Regeln spielen:
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