SCHÖN!
Phänomen der profitorientierten Massenmedien und die Kulturindustrie, die den Menschen ausbeutet, ihn betrügt und »entfremdet«. Demgegenüber preist Adorno die »authentische« moderne Kunst, die Erlösung von den weltgeschichtlichen Katastrophen verspricht – auch wenn es ihr nie ganz gelingt, da sich diese Katastrophen in ihrer zerrütteten Struktur ja automatisch widerspiegeln: »Die Kunst ist das Versprechen des Glücks, das gebrochen wird.«
Für Adorno hat Kunst ein magisches Potenzial, eine rätselhafte Logik, die man nie ganz entschlüsseln kann – ähnlich wie die Schönheit der Natur. In diesem Sinne vergleicht er das Schweigen der Natur auch mit dem Schweigen in Samuel Becketts absurden Theaterstücken. Laut Adorno ist das Schöne zwar auch im 20 . Jahrhundert lebendig; allerdings wohnt ihm stets das Unerklärliche und Furchtbare inne.
Im 21 . Jahrhundert sind die Grenzen zwischen Kunst, Konsum und Kommerz durchlässig geworden. Was schön ist, erfahren wir aus Internet, Presse und Fernsehen: Models, Geländewägen, Handtaschen, Jeans, Smartphones. Alles – und nichts. Die Geschichte der Schönheit von Umberto Eco ( * 1932 ) schließt mit den Worten:
»Unser Erforscher der Zukunft wird das von den Massenmedien des 20 . Jahrhunderts und darüber hinaus verbreitete ästhetische Ideal nicht mehr identifizieren können. Vor der Orgie der Toleranz, vor dem totalen Synkretismus, vor dem absoluten und unaufhaltsamen Polytheismus der Schönheit wird er kapitulieren müssen.«
Literatur zum Nach- und Weiterlesen
Was ist schön?
Das Interview mit Europa Bendig mit dem Titel »Werden Sie bloß nicht zu perfekt!« findet sich in der Zeitschrift myself 1 0 / 2012 .
Die Ausgabe 4 / 2013 der Zeitschrift Elle, die ausschließlich dem Thema »Beauty« gewidmet ist, enthält ein Expertengespräch zwischen zwei Dermatologen, einer TV-Moderatorin, einer Modelagentin und mir zur Frage: »Was bedeutet Schönheit heute?«
1 »Tits on Sticks«: Warum Frauen schön sein wollen
Einen guten Überblick über Kennzeichen und Kriterien äußerer Schönheit aus der Sicht der Attraktivitätsforschung liefert Ulrich Renz, Schönheit: Eine Wissenschaft für sich, Berlin 2007 .
Platons Dialog Hippias Major findet sich in Platon, Sämtliche Werke, Band I, Reinbek bei Hamburg 2004 .
Über »Die Proportion der Schönheit« bei den Pythagoreern, Platon, Vitruv, Cicero und Leon Battista Alberti gibt Eckhard Keßler in seinem gleichnamigen Text Auskunft – in Cathrin Gutwald und Raimar Zons (Hg.), Die Macht der Schönheit, München 2007 .
Zum Weiterlesen und Vertiefen empfiehlt sich Roger Scrutons Einführung Schönheit: Eine Ästhetik, München 2012 , die das Schöne am Menschen, in der Kunst und in der Natur unter die Lupe nimmt.
2 Schön modisch: Warum Männer Wollmützen tragen und ihre Brust entblößen
Für eine erste Bekanntschaft mit Charles Darwin eignen sich die ausgewählten Kapitel in: Die Abstammung des Menschen und die sexuelle Selektion: Eine Auswahl, Stuttgart 2012 .
In Das Versprechen der Schönheit, Frankfurt am Main 2007 , widmet sich Winfried Menninghaus der Frage, inwieweit Schönheit mit Fortpflanzungszwecken verknüpft ist und ob Mode das kulturelle Erbe sexueller Werbungsmechanismen sein könnte.
Charles Baudelaires berühmter Essay »Der Maler des modernen Lebens« findet sich in Baudelaire , Sämtliche Werke in acht Bänden, Band 1 , München 1989 .
Georg Simmels scharfsinnige Betrachtungen zur Mode kann man in seiner »Philosophie der Mode«, in: Simmel, Gesamtausgabe, Band 10 , Frankfurt am Main 1995 , nachlesen.
Hartmut Rosas soziologisches Werk Beschleunigung: Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne, Frankfurt am Main 2005 , erklärt, warum unser Lebenstempo immer schneller wird und welche Konsequenzen das für unser Verständnis von uns selbst hat.
3 Göttlich, menschlich, magisch? Warum man über Schönheit so gut streiten kann
Die (leider nur auf Englisch verfügbare) Kurzgeschichte »The Breaking Up of the Winships« von James Thurber ist dem Sammelband von David Remnick und Henry Finder, Disquiet, Please! More Humor Writing from The New Yorker, New York 2008 , entnommen.
Immanuel Kants Kritik der Urteilskraft, Stuttgart 1986 , nähert man sich am besten über die Sekundärliteratur Kant für Anfänger: Die Kritik der Urteilskraft – eine Lese-Einführung von Ralf Ludwig, München 2008 .
Arthur Schopenhauers Metaphysik des Schönen: Philosophische Vorlesungen Teil
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