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Schöne Bescherung

Schöne Bescherung

Titel: Schöne Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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auf Skolnys dickem Bauch und den tanzenden Händen. Die roten Punkte verschwammen jetzt, als ob die Hände an Geschwindigkeit zulegen würden. In Ploteks Augen verfärbte sich der weiße Bauch von Skolny und wurde immer röter. Die Hände schienen sich aufzulösen, der Bauch völlig zu verändern, kein Fitzelchen Weiß mehr zu sehen – alles war jetzt nur noch rot.
    Ablatio! Motiv retinae! schoss es Plotek wie Lichtblitze durch den Kopf.
    Oder aber Becherovka. Zu viel Becherovka. Egal. Als die zehn Blutflecken schließlich so groß zu werden drohten, dass sie nicht nur Skolnys Bauch wegzuschwemmen gedachten, sondern auch Plotek selbst, wurde er durch ein lautes »Jeschis Maria-aaaa!« von seiner Ablatio augenblicklich geheilt. Alles war mit einem einzigen Augenaufschlag wieder so, wie es sein sollte. Der weiße Bauch, die roten, kreisenden Fingernägel, die Hände der versauten Sekretärinnen. Keine Spur mehr von Veränderung. Plotek fiel vor Erleichterung ein Stein so groß wie Skolnys Bauch vom Herzen, so dass er der Jeschis Mariaaaa am liebsten um den Hals gefallen wäre. Aber vergiss es. Eine der Damen, aus deren Mund der hysterische Schrei nach der Mutter Gottes kam, ließ jetzt von Skolny ab, richtete sich im Sofa auf und fixierte Plotek mit stahlblauen Augen.
    »Das Mann, wo schön erzähle!«, sagte sie mit einem Blick wie kurz vor der Heiligsprechung. Jetzt erst erkannte Plotek ein großes, silbernes Kreuz um ihren Hals, das zwischen ihren hervorquellenden Brüsten zappelte.
    Skolny war verblüfft.
    »Ihr kennt euch?«
    Nicht dass ich wüsste, dachte Plotek. Aber noch ehe er etwas sagen konnte, sagte die Frau mit den blonden langen Haaren und den großen Brüsten: »Ja, Mann aus Altötting!«
    Tatsächlich, dachte Plotek, das ist doch eine der beiden polnischen Prostituierten aus der Waldeslust, einem Puff in der Nähe von Altötting, wo er vor langer Zeit mit dem Ersten Bürgermeister von Altötting gezwungenermaßen eine Nacht verbringen musste.
    »Was machen Sie denn hier?«, fragte Plotek.
    »Ficki ficki«, sagte die Frau und lachte. Skolny lachte auch.
    »Ja, ja, schon klar, aber warum hier?«
    Sie guckte jetzt, als ob die Heiligsprechung auf unbestimmte Zeit verschoben wäre.
    »Warum nicht mehr in Altötting?«, half ihr Plotek auf die Sprünge.
    »In Altötting ich nicht bleibe kann, Polize. Jetzt ich hier. Aber nicht lange, dann ich Deutscheland wieder.«
    Skolny schenkte eins der langstieligen Gläser ein und reichte es Plotek.
    »Prost.«
    »Prost.«
    »Wie kommen Sie plötzlich an diese beiden Damen?«, fragte Plotek, wobei er zwischen den Worten vom kalten Champagner aufstoßen musste.
    »Begleitservice. Dreimal die Eins – zehn Minuten später sind die Grazien da. Grandhotel, eben. Und, wie finden Sie die Täubchen?«
    »Mmh«, machte Plotek, während die beiden Damen verführerisch gurrten.
    »Die polnische Schönheit ist für Sie.«
    »Sehr aufmerksam, aber ich fürchte, das ist nicht nötig.«
    »Nötig nicht, aber möglich.«
    Die polnische Schönheit nickte und grinste. Die etwas kleinere rothaarige Frau fuhr mit der Hand langsam an Skolnys fettem Schenkel entlang und ließ die Finger am Bund vorbei in seiner Unterhose verschwinden. Dabei leckte sie mit der Zungenspitze ganz vorsichtig an seinem Ohr, dass er sofort anfing leise zu kichern.
    Skolny merkte natürlich sofort, dass Plotek offenbar seine Probleme mit der käuflichen Liebe hatte. Er sagte plötzlich »Schluss jetzt!« und schickte die beiden Nutten mit einem Klaps auf den Po ins andere Zimmer.
    »Macht es euch schön bequem, ich komme gleich.«
    Kichernd zogen sie auf klappernden High Heels ab.
    Wenn das ihr Vater wüsste, dachte Plotek.
    »Wenn das mein Vater wüsste«, sagte Skolny. Plotek erschrak.
    Sie schauten einander an und lachten. Dann schwiegen sie wieder, steckten sich eine Zigarette an und rauchten. Nebenan wurde leise in einer fremden Sprache geflüstert und ab und an gekichert. Skolny hustete gelegentlich und Plotek spürte dabei schmerzhafte Stiche in der Brustgegend.
    Als von den Zigaretten nur noch Asche übrig war, die jetzt auf dem kostbaren Teppichboden lag und darauf wartete festgetreten zu werden, beendete Plotek das Schweigen. Er räusperte sich, wobei ein Schleimbatzen sich löste und in seine Mundhöhle vordrang. »Kita Kubella, ich meine, Ihr Vater, war schon öfters in Karlsbad, nicht wahr?«
    »Jedes Jahr, mehrmals.«
    Der Schleimbatzen schmeckte nach Krankheit. Plotek ekelte sich und schluckte ihn

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