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Schoene Bescherung

Schoene Bescherung

Titel: Schoene Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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Armaturen und hat den Becherovka der Kloschüssel übergeben. Schon ging es ihm wieder besser. Schlafen konnte er aber noch immer nicht. Was macht man, wenn man nicht schlafen kann? Fernsehen oder masturbieren – das entspannt. Fürs Masturbieren war Plotek aber noch immer zu betrunken. Also schaltete er den Fernseher ein. Dann Pay-TV. ›Matrix reloaded.‹
    Als die Maschine über den Menschen gewann und die ersten Morgenstrahlen zum Vorhangschlitz hereinguckten, schlief er ein.

7
    »Mmmmhhh, guuuuut, ahhh, mhhh!«
    »Jaaaaaaa!«
    »Mmmmmh!«
    »Jaa, jaaaa, jaaaaaaaaaaaaaa!«
    »Ahhhh, uhhh, ahhhh!«
    »Guuuut, jaaaaa, kommmmm, mmmmmmm, jaaaaaaaaa-aaa!«
    Plotek schlug die Augen auf. Verschwommen sah er Fleisch. Nacktes Fleisch. Nackte glänzende Leiber. Er erschrak, zwinkerte mehrmals mit den Augen. Das Verschwommene wurde immer klarer, das nackte Fleisch zu zwei durchtrainierten Männern und zwei schlanken jungen Frauen – alle vier auf einer Ledercouch. Bisschen eng vielleicht, hätte man denken können – aber so ineinander verkeilt, wie die waren, hätten sogar noch mehr Nackte Platz gehabt.
    Scheiße, was ist das denn?, dachte Plotek – ganz kurz, ganz schnell – und wusste: Sex! Porno! Schweinerei! Das Erstaunlichste und Irritierendste für Plotek: Die Protagonisten waren alle rasiert, im Schambereich. Auch die Männer, komplett. Obwohl in diesem Fall von Schambereich zu reden doch sehr fragwürdig war. Trägt man das heute so?, dachte Plotek. Sein Erfahrungshorizont diesbezüglich war sehr bescheiden. Plotek und die Frauen war zwar auch ein Thema für eine Ledercouch – die stand allerdings woanders. Die stand in der Adelheidstraße in München, Schwabing. Und Plotek lag manchmal drauf, allein und angezogen – auf Vorschlag von Doktor Hohenthaler.
    »Herr Plotek, das ist alles psychisch bei Ihnen, vermutlich. Ich würde sagen, versuchen wir mal was ganz anderes – wir haben ja nichts zu verlieren.«
    Dann Überweisung und: »Nehmen Sie doch Platz auf der Couch.«
    Davor am Kopfende der Psychologe Dr. Reinhard Bold. »Erzählen Sie! Am besten von vorne. Ihre Kindheit.« Ist Plotek nichts eingefallen. Doch, doch, eingefallen ist ihm schon etwas, aber erzählen wollte er es nicht. Zumindest keinem Freud für Arme mit rissigen Lippen und roten Bäckchen, der auch noch einen fürchterlichen Mundgeruch hatte. Aber auf einer psychiatrischen Couch liegen und schweigen ist auch blöd. Also, hat er eben was ganz anderes erzählt. Was ihm so in den Sinn kam. Quasi eine Mischung aus fremdem Leben und eigener Fantasie. Ein kruder Mix bestehend aus Büchern, die er gerade gelesen hatte – in einem ging es um eine Kindheit in Ungarn 1956, Flucht, Vertreibung und so weiter – , und biografischen Details von Menschen, die er kannte. Wenn Plotek gar nichts mehr einfiel und eine kurze Pause des Schweigens entstand, sagte Dr. Bold mit seiner Blechdosenstimme in die Pause hinein: »Erzählen Sie mir Ihren letzten Traum.«
    »Ich hab nichts geträumt«, entgegnete Plotek.
    Aber das ließ der Seelenklempner nicht gelten. »Denken Sie nach.«
    Das machte Plotek dann auch und erzählte dem Doktor in aller Ausführlichkeit das vergangene Nachtprogramm im Fernsehen – Sat 1, RTL, Erstes, Zweites, Krimi, Komödien, Literaturverfilmungen, alles – traumhaft. Dem Psychiater schien es zu gefallen. Er schrieb anfänglich heftig mit und fragte manchmal nach. Dann schien er irgendwann aber doch mit der Zeit das Interesse zu verlieren. Immer öfter kam es Plotek so vor, als ob Dr. Bold am Kopfende der Couch eingeschlafen wäre. Plotek hörte zwischenzeitlich nur noch schweres Atmen, woraufhin er mitten im Satz abbrach und schwieg. Als der Psychiater nicht nachfragte und auch den letzten Traum nicht mehr hören wollte, hat Plotek einfach weitergeschwiegen. Bis die Wanduhr schlug und der Psychiater »Sehr interessant« sagte und: »Da machen wir das nächste Mal weiter.«
    Als Plotek ihm beim letzten Mal seinen Traum ›Der letzte Tango in Paris‹ erzählt hatte – natürlich er selbst in der Hauptrolle als Mario Brando detailgetreu und in allen Einzelheiten, auch die Butterszene, schien Dr. Bold voll und ganz zufrieden zu sein.
    »Sehr schön«, sagte er, während es Plotek auf der Couch vom Mundgeruch schon ganz schlecht war. »So kommen wir weiter. «
    Wohin hat er nicht gesagt. Vermutlich zu einer Diagnose. Nach ein paar weiteren Stunden auf der Couch war für Doktor Bold alles klar: Dominanz der Mutter, Vater-Komplex,

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