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Schoene Bescherung

Schoene Bescherung

Titel: Schoene Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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Büstenhalter auch nicht, leuchtete Plotek trotz Transmitterstreik ein. Plotek trug keine rosaroten String-Tangas. Nie. Plotek trug Schiesser-Unterhosen. Schon immer. Früher weiße, jetzt schwarze. Büstenhalter trug er schon gar nicht. Obwohl es das durchaus gibt. Männer, die heimlich in Frauenunterwäsche herumlaufen. Vorstandsvorsitzende, die unter den Anzügen knapp sitzende Seidenhöschen tragen. Realschullehrer in Strapsen. Finanzbeamte in Tangas. Und Bahnangestellte in BHs. Warum? Irgendwie muss es ihnen was geben. Wie es auch manchen Männern etwas gibt, sich in Frauenkleidern öffentlich zu zeigen. Mit Perücken, falschen Brüsten und auf Stöckelschuhen. Da sind der Fantasie und der Verkleidungskunst keine Grenzen gesetzt. Ob es jetzt nur die oberflächliche erotische Komponente ist, die das männliche Geschlecht zu derartigem Tun verleitet, oder eine tiefer liegende Persönlichkeitsspaltung – keine Ahnung. Plotek gehörte auf jeden Fall nicht zu den Vertretern dieser Art von Fetischismus. Was die Frage, wem die Unterwäsche auf dem Boden und am Kronleuchter gehörte, natürlich nicht unbedingt einfacher machte.
    Auf einmal setzte sich eine Ahnung gedankenfüllend in seinem Kopf fest, begleitet von tausend illuminierten Ausrufezeichen: Silke.
    Und dann hat er mit der linken Hand das Plumeau ein ganz klein wenig gelupft und . . . Scheiße! Nackt. Plotek lag splitterfasernackt unter der Bettdecke. Jetzt muss man wissen, dass Plotek kein Nacktschläfer ist. In der Nacht trug er immer einen Flanellschlafanzug. Na ja, fast immer – außer wenn die Nacht nicht nur zum Schlafen da ist. »Scheiße.« Nichts wie raus hier. Plotek wollte schnell vom Bett aufspringen, rein in die Klamotten und arrivederci – aber vergiss es! Ist er mit der rechten Hand am Bettgestell hängen geblieben. Jetzt fragt sich vielleicht so mancher, wie kann man mit der Hand am Bettgestell hängen bleiben? Normalerweise nicht – aber wenn eine Handschelle mit im Spiel ist, schon. Plotek hing mit der rechten Hand an einer Handschelle und die hing eingerastet am Bettpfosten: festgekettet! Das gibt’s doch nicht, dachte Plotek und starrte auf die Handschelle, als läge er nicht im Bett dieses Grandhotels, sondern in einem Schützengraben im Irak, und die Handschelle wäre gar keine Handschelle, sondern eine Rohrbombe, und die würde jeden Augenblick hochgehen. Also: Gibt es schon – so oder anders auf der ganzen Welt. Wie die Handschelle an seine Hand und er an den Bettpfosten kam, war ihm allerdings schleierhaft. Genau wie der ganze zurückliegende Abend auch. Das Einzige, woran er sich noch erinnern konnte, war, dass er mit Silke Klein im Weihnachtsmannkostüm an der Hotelbar gesessen ist und Becherovka getrunken hat. Wie zur Bestätigung sah er das Weihnachtsmannkostüm zerknittert auf einem Haufen, nicht weit von dem String-Tanga, auf dem Boden liegen. Zwischen Plotek als Weihnachtsmann an der Bar und dem entkleideten Weihnachtsmann im Bett mit Handschelle musste sich einiges zugetragen haben, was für Plotek jetzt unerklärlich war. Dabei fiel im wieder die Talkshow aus dem Fernsehen ein, ›Britt – Talk nach eins‹. Thema: Der Weihnachtsmann macht mich an – Sex im Kostüm – ich kann nur in Verkleidung. Aber auch daran konnte sich Plotek jetzt nicht mehr erinnern.
    Immer, wenn der Durchblick schwächelt, kommt zwangsläufig die Spekulation ins Spiel. Soll heißen: Möglichkeiten gab es jetzt genügend. Bedeutet: Streik beendet, Transmitter arbeiten auf Hochtouren. Nach längerem Nachdenken blieben für Plotek allerdings nur noch zwei Varianten bezüglich der Handschelle übrig. Erstens: Er wurde wider Willen im Bett festgehalten, quasi festgenommen. Oder zweitens: Er hing aus freien Stücken am Bettpfosten. Der nackte Körper unter dem Plumeau schloss, ob es Plotek nun wahrhaben wollte oder nicht, die erste Variante mit an hundertprozentige Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus. Also blieb die zweite, und die bedeutete: freiwillige Fesselung. Was eigentlich nur bedeuten konnte: spielerischer Umgang mit Freiheitsentzug. Warum? Keine Ahnung. Da gibt es bestimmt wieder verschiedene Möglichkeiten. Plotek fiel nur eine ein: Luststeigerung. Also doch Talkshow-Niveau. Plotek war sich einer derartigen Neigung nicht bewusst. Seine sexuellen Präferenzen lagen eher im klassischen Bereich. Also nichts mit Fetischismus. Keine String-Tangas, keine Handschellen. Vielleicht hin und wieder ein bisschen Brustwarzenbeißen oder

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