Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schoene Bescherung

Schoene Bescherung

Titel: Schoene Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
Vom Netzwerk:
langsam auf und dachte: Das ist der Schnabel. Und die andere Stimme hörte sich an wie die von Herrn von Alten. Aber der heißt doch Eduard, nicht Gregor, überlegte Plotek noch ein wenig benommen und mit geschlossenen Augen.
    »Was heißt hier übertreiben? Man muss die Gans ausnehmen, solange sie noch Fett hat.«
    »Eine Gans ja, aber nicht zwei auf einmal.«
    »Was kann ich denn dafür, dass die beiden alten Schachteln scharf auf mich sind wie junge Dobermänner.«
    Lachen von von Alten.
    »Das geht nicht gut, Gregor.«
    »Wirst du jetzt moralisch? Das ist ja ganz was Neues!«
    »Ich hab einfach ein schlechtes Gefühl.«
    »Hier geht es nicht um dein Gefühl, hier geht es um meine Kohle. Und um deine.«
    »Warum meine?«
    »Vergiss nicht, wenn ich leer ausgehe, musst du was springen lassen.«
    »Was? Aber was hab ich damit zu tun?!«
    »Viel, Ferdl, verdammt viel.«
    »Du sollst mich nicht immer Ferdl nennen!«
    »Schrei doch nicht so!«
    Kurzzeitige Stille.
    »Deine Geschäfte laufen nur, wenn meine nicht den Bach runtergehen, das weißt du doch ganz genau.«
    »Gar nichts weiß ich, gar nichts. Und außerdem: was für Geschäfte denn?«
    »Tu doch nicht so blöd, ich weiß Bescheid, Ferdl. Bitte nicht die Toiletten benutzen . . .«
    Wieder Lachen von von Alten.
    »Du hast ja nicht mehr alle Tassen im Schrank!« Brüllen von Ferdinand Schnabel. Und Brüllen von von Alten.
    »Und dein Schrank? Dein Schrank geht gar nicht mehr zu vor lauter Leichen, die du im Keller hast!«
    Jetzt wieder Lachen von von Alten. Lauter und noch hässlicher als zuvor.
    »Ich warne dich, Gregor.«
    »Ich dich auch, Ferdl.«
    »Soll das eine Drohung sein?«
    »Nenn es, wie du willst, Ferdl. Drohung, Erpressung oder freundschaftlicher Rat – ganz egal, es läuft aufs Gleiche hinaus, Ferdl.«
    »Ferdl, Ferdl, Ferdl – du sollst mich nicht immer Ferdl nennen, verdammt noch mal!«
    »Leck mich am Arsch.«
    »He, he, nimm dich in Acht, Gregor. Du weißt, was mit Typen wie dir passiert. Da wird nicht lange gefackelt. Denk an Hans-Hermann!«
    »Du spinnst doch!«
    Jetzt war Plotek hellwach – einerseits. Andererseits hatte er keinen blassen Schimmer, worum es da drüben im anderen Zimmer ging. Busfahrer Ferdinand Schnabel und Frauenschwarm und Privatier Eduard von Alten hatten einen Disput, das war klar. Und Hans-Hermann war die Matschbirne aus dem Alzgerner Forst, das war auch klar. Aber warum die beiden plötzlich so vertraut miteinander waren und sich so bösartig in die Haare gekriegt hatten, war Plotek nicht klar. Und eigentlich war es ihm egal.
    Nicht egal war ihm dagegen, dass er auch keinen blassen Schimmer hatte, wo er war. Er lag in einem Bett, das schon. Das Bett in seinem Hotelzimmer Nummer 149 war es aber nicht, das hatte er sofort erkannt. Welches dann? Plotek kam ins Grübeln. Die Augen noch ganz verklebt, die Lider so schwer, als ob sich ein ganzes Universum darauf ausruhen würde. Der Blick unscharf, verschwommen, wie durch eine ganz schmutzige Regenpfütze geschaut. Hin und wieder Lichtblitze und schwarze Punkte. Ob das die ersten Anzeichen einer schwerwiegenden Augenkrankheit waren? Vielleicht rhegmatogene Netzhautablösung? Bei jedem Gedanken daran kamen mehr Lichtblitze hinzu, jetzt pro Augenaufschlag ein Feuerwerk.
    Die Blase drückte, war zum Platzen voll. Das Gedächtnis ohne Erinnerung – an rein gar nichts. Im Kopf nur Fragen: Wo bin ich? Warum bin ich, warum bin ich hier? In diesem Zimmer, in diesem Bett? Keine Antwort in Sicht, als würden seine Transmitter im Hirn die Arbeit niederlegen und für mehr Ruhezeiten, Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, die 35-Stun-den-Woche und alles streiken. Anstelle einer Antwort tauchte eine ganz fürchterliche Ahnung aus dem Nichts auf, von weit, ganz weit hinten, am letzten Zipfelchen seiner Nervenbahnen. Begleitet von Schmerzen. Kopfschmerzen, Gliederschmerzen – furchtbar. Dazu ein widerlicher Augendruck mit Flimmern, als ob die Augäpfel wie Gummibälle gleich auf Nimmerwiedersehen davonhüpfen wollen. Die Ahnung kam näher, blieb aber noch immer diffus und nicht durchschaubar. Der Blick dagegen verdichtete sich, wurde konkreter, die Ränder schärfer, das Gesehene erkennbar. Da war ein Nachttisch, darauf ein Telefon, dahinter ein edler Schrank aus dunklem Tropenholz. Ein Tisch, Stuhl, Sessel, Fernseher, Lampe. Auf dem flauschigen Teppichboden ein rosaroter String-Tanga. Am Kronleuchter der passende Büstenhalter. Dass das Höschen nicht seins war, der

Weitere Kostenlose Bücher