Schöne Khadija
auf die Titelseite. Aber wenn er für seine Information nicht arbeiten muss, wird er misstrauisch werden. Geh doch mit Zoë einen Kaffee trinken und lass ihn ein paar Dinge mithören.«
Zoë war die Studentin, die sie eingestellt hatte, um das Make-up zu koordinieren. Sie war mollig und fröhlich und sehr gesprächig. Als ich sie in der Abflughalle fand, war sie von der Idee, ein wenig Undercoverarbeit zu tun, ganz begeistert.
Wir holten uns einen Latte macchiato und ich ließ sie erzählen, wie sie es hinbekommen könnte, dass meine Augen größer wirkten undmeine Haut besser würde. Dabei behielt ich die ganze Zeit über den Spiegel hinter der Bar im Auge und als ich sah, wie sich Tony Morales hinter uns auf einen Stuhl setzte, sah ich auf die Uhr.
»Hat das Boarding für unseren Flug schon begonnen?«, flüsterte ich unbeholfen.
Zoë sprang auf und ging zum Monitor. »Wie war noch mal die Flugnummer?«, fragte sie.
Unwillig runzelte ich die Stirn und ging zu ihr. »Na, so viele Flüge nach Galkayo gibt es nicht. Da, das ist er. Und es ist noch nicht so weit.«
Zoë sah über meine Schulter. »Gute Arbeit«, murmelte sie leise. »Er zieht los, um noch einen Platz zu ergattern. Hoffentlich gibt es noch welche.«
»Oh, bestimmt«, meinte ich. »Sandy überlässt nichts dem Zufall.«
Und tatsächlich, als wir an Bord des kleinen Flugzeugs gingen, saß er ein paar Reihen hinter uns.
Am frühen Morgen kamen wir in Galkayo an und ich stolperte müde aus dem Flugzeug. Trotz der frühen Stunde spürte ich die Hitze, die vom Asphalt aufstieg. Ich stellte mir lieber nicht vor, wie heiß es gegen Mittag sein würde.
Als ich die Treppe hinunterging, hörte ich, wie Dad hinter mir nach Luft schnappte. Unten legte er mir den Arm um die Schultern.
»Riechst du das?«
Gehorsam schnüffelte ich. Da war etwas, eine gewisse Note in der Luft.
»Was ist das?«, fragte ich.
»Das ist Afrika. Ich wusste gar nicht, wie sehr ich es vermisst habe.« Dad sah mich reumütig an. »Ich wollte dich immer mal mit hierher nehmen.«
Ich verzog das Gesicht. »Fast hättest du mich hereingelegt.«
»Nein, ich meine es ernst. Es ist nur …« Er zuckte mit den Achseln. »Ich hätte lieber gewartet, bis die Lage etwas besser ist.«
»Vielleicht ist sie ja besser«, meinte ich. »Das kann man nie wissen.«
Nebeneinander gingen wir zum Terminal. Die Models staksten in ihren lächerlichen High Heels hinter uns her. In der Ankunftshalle blieb Dad stehen und wartete auf Sandy.
»Holt uns hier jemand ab?«, fragte er, als sie uns einholte. »Was hast du arrangiert?«
»Suliman sollte hier sein«, antwortete sie. »Mit Autos, die uns alle in die Wüste bringen.«
Dad wirkte erschrocken. »Was? Jetzt sofort?«
»Natürlich«, erklärte Sandy bestimmt. »Wir haben drei Tage, um die ganze Sache vorzubereiten, und dann senden wir einen Livestream in die ganze Welt. Wir haben keine Zeit, uns hier aufzuhalten.«
Damit ging sie voran in die Ankunftshalle.
N achdem Mahmoud ganze drei Tage lang mit Sanyare in einem Zimmer eingesperrt gewesen war und das Gefühl hatte, es würde gar nichts passieren, nie wieder, flog plötzlich die Tür auf und der Mann, den sie Yusuf nannten, kam mit Rashid hereingestürmt. Die beiden schwenkten ihre Gewehre.
Als er vor dem Fernseher gelegen hatte, hatte Yusuf faul und lässig gewirkt, aber jetzt war er völlig verändert. Offensichtlich hatte er das Kommando.
»Auf die Beine!«, rief er. »Wir machen ein Bild von dir.«
Rashid grinste und schlug Mahmoud auf den Rücken. »Du wirst berühmt!«
Yusuf hatte eine Zeitung unter dem Arm, die er auf Kopfhöhe ohne Vorwarnung quer durchs Zimmer genau auf Mahmouds Kopf zuwarf. Automatisch streckte er die Hand aus und fing sie auf, bevor sie ihn traf.
»Die neuesten Nachrichten«, sagte Rashid mit einem Blick auf die Schlagzeile und kicherte. »Du musst ja auf dem Laufenden sein.«
DRITTER TANKER VON PIRATEN GEKAPERT , schrie Mahmoud die Schlagzeile entgegen. Was meinte Rashid? Wollten sie ihn an die Piraten verkaufen?
»Keine Angst«, sagte Sanyare leise. »Das soll deiner Familie nur zeigen, dass du heute noch lebst.«
Yusuf stieß Mahmoud an die Wand und Rashid richtete die Kamera auf ihn.
»O.K., und jetzt lächeln«, verlangte er.
Eigentlich war das nur als Spott gedacht, aber Mahmoud lächelte trotzdem und zeigte nervös die Zähne. Rashid machte bereits das Bild und schrie wütend: »Bist du ein Idiot? Willst du, dass deine Schwester glaubt, dass du
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