Schöne Lügen: Roman (German Edition)
Wieder gackerte Erin laut auf.
Als er fertig angezogen war, kam er zum Bett und beugte sich über sie. »Geht es dir wirklich gut? Ich wollte nicht so stürmisch sein, aber Erin, du …« Er konnte den Satz nicht beenden, ohne sie zunächst einmal zu küssen. »Habe ich dir weh getan?« Aus seiner Stimme klang hörbare Besorgnis.
»Bitte, Lance, es geht mir so gut. Nein, du hast mir nicht mehr weh getan, als ich wollte.« Sie lächelte ihn liebevoll an, dann strich sie ihm eine Haarsträhne aus der Stirn. »Es war wunderschön, und ich fühle mich großartig.«
Er setzte sich auf die Bettkante und nahm ihre Hände in seine. »Erin«, begann er langsam. Sein Daumen zeichnete kleine Kreise in ihre Handfläche, und er starrte darauf. Dann hob er den Kopf, und ihre Blicke trafen sich. »Es gibt noch so viele unbeantwortete Fragen, aber ich wollte nicht über andere Männer sprechen, während ich dich liebte.«
»Das verstehe ich.«
Er beugte sich über sie und küßte die sanfte Rundung ihrer Brust, dann legten sich seine Lippen auf ihre. »Können wir uns später sehen?« fragte er und betrachtete sie von Kopf bis Fuß, was seinen Worten doppelte Bedeutung verlieh.
»Hmm-hmm.« Ihre Erwiderung klang wie ein Versprechen.
»Ruh dich aus.« Er drückte noch einen Kuß auf ihre Stirn und machte sich auf den Weg.
8. KAPITEL
Einige Stunden später war Erin gerade aus dem Bad gekommen und rieb sich das feuchte Haar trocken, als jemand an ihre Schlafzimmertür klopfte. Sie schlang ein dickes Handtuch um den Kopf und rief munter: »Herein.«
Mike steckte den Kopf durch die Tür. »Miss O’Shea, da ist ein Anruf für Sie, von einem gewissen Bart Sowieso. Möchten Sie ihn sprechen?«
Bart! Erschrocken preßte sie die Hände vor den Mund. Mike sah sie neugierig an, und sie stotterte: »J-ja … ich … ich werde den Anruf entgegennehmen. Bitten Sie ihn, einen Augenblick zu warten.«
»Sie brauchen nur den Hörer in Mrs. Lymans Zimmer abzunehmen, der funktioniert genauso.«
»Danke, Mike.«
Er hatte die Tür beinahe hinter sich geschlossen, als er sich noch einmal umwandte: »Ach, übrigens, es freut mich, daß es Ihnen besser geht.« Noch ehe sie Zeit hatte, ihm zu antworten, war er schon draußen. Verglichen mit Mikes gewohnter Zurückhaltung war dieser Satz fast ein Epos.
Erin brachte das Handtuch ins Bad zurück und fuhr sich mit dem Kamm durch ihre feuchten Locken. Was konnte sie Bart sagen? Eigentlich hatte sie keine Lust, mit ihm zu sprechen, nicht schon so bald, nachdem sie Lance geliebt hatte.
Als Lance sie verlassen hatte, war sie eingeschlafen und hatte deshalb auch noch keine Zeit gefunden, über ihre Reaktion auf ihr intimes Zusammensein nachzudenken. Das Ausmaß dieses Geschehens war noch zu neu für sie, zu innig und auch zu beängstigend. Sie wollte alles in Gedanken noch einmal erleben, jede Berührung, jedes Gefühl und wollte noch einmal in Gedanken den Worten lauschen, die Lance zu ihr gesagt hatte.
Aber wenn sie jetzt nicht mit Bart redete, wer weiß, was ihm dann einfiele. Er könnte die falschen – oder die richtigen – Schlüsse ziehen und das nächste Flugzeug besteigen.
Sie seufzte, als sie in Richtung Melanies Zimmer loszog. Es wäre besser, gleich mit ihm zu reden, anstatt es auf später zu verschieben. Telefonisch konnte man keine Verlobung auflösen, deshalb würde sie sich im Augenblick ganz normal und unbefangen mit ihm unterhalten. Und sobald sie wieder in Houston war, würde sie ihm sagen, daß sie ihn nicht heiraten konnte.
Jetzt erst recht nicht, nach allem, was geschehen war.
»Hallo«, rief sie in den Hörer.
»Nun, es wurde langsam Zeit, meine Süße. Warum, um alles in der Welt, hat das so lange gedauert? Ich hänge jetzt schon volle fünf Minuten an diesem verdammten Telefon. Ist alles in Ordnung, Baby?«
Hatte Bart sie schon jemals mit ihrem Namen angesprochen? überlegte Erin verdrossen. Doch gleich tat es ihr leid, und sie antwortete so fröhlich wie möglich: »Mir geht es ausgezeichnet, Bart. Tut mir leid, daß du warten mußtest.« Doch eine Erklärung sparte sie sich.
»Wie geht es deinem Bruder? Magst du ihn?« Barts
Stimme strapazierte ihre Nerven. Seine Freundlichkeit und seine ewig gute Laune schienen ihr jetzt völlig fehl am Platze. Er war so gar nicht der Mann, der tiefe Gefühle hegte, der die Dinge ernst nahm und bei dem Lachen etwas Besonderes war. »Süße, bist du eingeschlafen?« bellte Bart in den Hörer.
»Oh, nein. Ich … äh … ich
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