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Schöne Lügen: Roman (German Edition)

Schöne Lügen: Roman (German Edition)

Titel: Schöne Lügen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Gästezimmer zurückgegangen war, trat sie an die Kommode mit ihrem Schmuckkästchen. Sie hob den Deckel und ließ den Ring hineinfallen, dann schloß sie das Kästchen mit einem hörbaren Geräusch.
    Als sie schließlich ihr Haar trocknete, eine warme Hose und einen Angorapullover angezogen hatte, zitterte sie vor Schwäche. Das heiße Bad war wunderbar gewesen, aber jetzt fühlte sie sich wackelig und benommen. Sie brauchte unbedingt eine Stärkung.
    Zuerst unterhielt sie sich mit Mike, der im Wohnzimmer in der Nähe des Telefons postiert war. Dann ging sie in die Küche und knipste das Licht an. Es hatte aufgehört zu regnen, doch der Nachmittag war trübe und bewölkt. Sie konnte die Dose mit Kartoffelsuppe, die Lance erwähnt hatte, nicht finden, deshalb machte sie sich ein überbackenes Käsesandwich und eine Tasse Bouillon.
    Sie hatte das Sandwich fast aufgegessen und aß gerade die Bouillon, als sich die Hintertür öffnete und Lance eintrat. Sofort begann sie zu strahlen. Sie wußte, sie sah frisch aus, und in der Freude, ihn wiederzusehen, war sie ganz rot geworden. Würde er es wagen, sie vor Mike zu küssen?
    Das glückliche Lächeln gefror auf ihrem Gesicht, die fröhliche Begrüßung blieb ihr auf der Zunge stecken, nachdem Lance die Tür hinter sich geschlossen hatte und sich dann zu ihr umwandte. Sein Gesicht war hart, und seine Augen blickten kälter als an dem Tag, an dem er ihr zum ersten Mal begegnet war. Er schien durch sie hindurchzusehen, sein Körper war angespannt und das Stimmungsbarometer sichtlich auf dem Gefrierpunkt.
    »Ich sehe, du fühlst dich merklich kräftiger. Es ist doch erstaunlich, was ein wenig Bewegung fertigbringt.« Seine Stimme klang bitter und die Worte kamen schnarrend, gezielt verletzend und voller Zweideutigkeit aus seinem Mund.
    »Es geht mir wirklich viel besser«, sagte sie betroffen. Warum nur sah er sie so böse an? »M-möchtest du irgend etwas?« Sie haßte sich dafür, daß sie stotterte. Was hatte sie nur verbrochen, daß er so aufgebracht war? War ihr Zusammensein vor ein paar Stunden bereits Vergangenheit?
    »Nein. Ich hasse Bouillon.«
    »Möchtest du etwas Kaltes?«
    »Nein, danke, Miss O’Shea«, antwortete er übertrieben höflich. »Eigentlich bin ich nur gekommen, um Sie zu fragen, ob Sie mir Ihren Wagen leihen können. Ihren Mietwagen«, korrigierte er sich. »Clark hat mich gerade angerufen. Der Wagen, mit dem er Mrs. Lyman zu ihren Eltern gefahren hat, hat eine Panne. Sie stehen in einer Werkstatt. Mrs. Lyman hat mich gebeten, sie abzuholen.«
    »Selbstverständlich.«
    »Sie hat gefragt, ob Sie mitkommen würden – wenn Sie sich kräftig genug fühlen.«
    Erin stand mit zitternden Knien auf und nickte. »Aber gern! Etwas frische Luft könnte ich gut gebrauchen.«
    »Man sieht Ihnen gar nichts an, Miss O’Shea. Wie mir scheint, sind Sie in einer ausgezeichneten körperlichen Verfassung«, schnaufte er verächtlich. Er wandte ihr den Rücken zu und begab sich stampfend ins Wohnzimmer.
    Warum benahm er sich so? Was war geschehen in diesen wenigen Stunden, um aus dem zärtlichen, wilden Geliebten einen sarkastischen Rüpel zu machen? Wie konnte er, wie
konnte irgend jemand, ein solch explosives Liebesereignis einfach in Hohn und Spott untergehen lassen?
    Die Antwort auf ihre Frage traf sie wie ein Eimer kaltes Wasser ins Gesicht. Für ihn war das Ganze gar nicht so weltbewegend gewesen. Affären wie diese standen wahrscheinlich für einen Mann wie Lance auf der Tagesordnung. Bei ihm war Liebe nicht blind. Sie wußte, daß sich auch andere Frauen von seinem guten Aussehen angezogen fühlen würden, genauso wie es ihr erging. Erin O’Shea würde in die Liste der Gespielinnen eingehen, die Lance Barretts sexuelle Gelüste für einen Augenblick lang befriedigt hatten. Er hatte sehr schnell wieder vergessen, was geschehen war.
    Sie war ein solcher Dummkopf, nicht einmal schüchtern hatte sie versucht zu protestieren. Ihr Gewissen hatte sie vollständig im Stich gelassen. Erin O’Shea, die immer so stolz auf ihre aufrechte Moral gewesen war und auf ihre umsichtige Lebensweise, hatte ihren Körper einem Mann geschenkt, ohne überhaupt einen Gedanken an die moralischen Konsequenzen zu verschwenden. Und jetzt wurde sie, wegen Lances Verhalten, von Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen gepeinigt.
    Er hatte sie mit unentschuldbarer Grobheit behandelt, hatte sie verächtlich gemacht und ihr dann den Rücken zugewandt, um zu verschwinden. Hätte er sie

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