Schöne Neue Welt
Kapitel..........................................................232
Achtzehntes Kapitel..........................................................243
Vorbemerkung des Übersetzers
Zur Ausgabe von 1932
Da die Handlung dieses utopischen Romans nicht an den Ort gebunden ist, erschien es dem Übersetzer ratsam, sie vom englischen auf deutschen Boden zu verpflanzen.
Denn es ist ganz einerlei, ob einer seinen Somarausch in London oder Berlin mit einer in Dahlem oder Bloomsbury
aufgenormten Beta erlebt. Die Wonnen, die den braven
Weltstaatsbürger Päppler in der Dom-Diele erwarten, werden vermutlich denen, die Kollege Fester im Westminster Abbey Cabaret mit seiner Lenina genießt, zum Verwechseln ähnlich sein, und Unzufriedene, die normwidriger geistiger Überschuß keinen Gefallen an ihnen finden läßt,
werden als
gemeingefährliche Revoluzzer verbannt werden müssen, ob sie nun Sigmund oder, nach anderem berühmten Muster, Bernard heißen. Einem simplen John oder Michel aber wird hier wie dort nichts anderes übrigbleiben, als sich aufzuhängen.
H. E. H.
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O Wunder!
Was gibt's für herrliche Geschöpfe hier!
Wie schön der Mensch ist! Schöne neue Welt, Die solche Bürger trägt!
Shakespeare: Der Sturm Utopien erweisen sich als weit realisierbarer, als man früher glaubte. Und wir stehen heute vor einer auf ganz andere Weise beängstigenden Frage: Wie können wir ihre endgültige Verwirklichung verhindern?... Utopien sind machbar. Das Leben hat sich auf die Utopien hinentwickelt. Und vielleicht beginnt ein neues Zeitalter, ein Zeitalter, in dem Intellektuelle und Gebildete Mittel und Wege erwägen werden, die Utopien zu vermeiden und zu einer nichtutopischen, einer weniger »vollkommenen« und freieren Gesellschaftsform
zurückzukehren.
Nikolai Berdjajew Vorwort Chronische Zerknirschung, darin sind sich alle Moralisten einig, ist ein höchst unerfreulicher Gemütszustand. Wenn man sich schlecht betragen hat, soll man das bereuen, es wiedergutmachen, soweit man kann, und darauf bedacht sein, sich nächstes Mal besser zu betragen. Keinesfalls brüte man über seiner Missetat. Sich im Schmutz zu wälzen, ist nicht die beste Methode, rein zu werden.
Auch die Kunst hat ihre Moral, und viele Gesetze dieser Moral sind dieselben wie die Gesetze gewöhnlicher Ethik oder ihnen zumindest analog. Zerknirschung, zum Beispiel, ist ebenso fehl am Platze, wenn wir in unserer Kunst, wie wenn wir in unserem Betragen gefehlt haben. Die Verfehlung sollte lokalisiert, eingestanden und wenn möglich in Zukunft
vermieden werden. Über literarische Unzulänglichkeiten
grübeln, die zwanzig Jahre zurückliegen; versuchen, ein fehlerhaftes Werk zu einer Vollkommenheit zurechtzuflicken, an welcher es bei der ersten Ausführung vorbeigeriet; sein reiferes Alter in dem Bemühen verbringen, künstlerische Sünden wiedergutzumachen, die jene andere Person, die man in
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der Jugend war, begangen und einem hinterlassen hat - das alles ist gewiß vergeblich und fruchtlos. Und darum ist diese neue Schöne neue Welt dieselbe wie die alte. Ihre Mängel als literarisches Kunstwerk sind beträchtlich; aber um diese zu bessern, müßte ich das Buch von neuem schreiben - und dabei würde ich, als ein älterer und anderer, wahrscheinlich nicht nur einige Fehler dieser Geschichte ausmerzen, sondern auch jene Vorzüge, die sie ursprünglich besaß. Und so widerstehe ich denn der Versuchung, in künstlerischer Zerknirschung zu schwelgen, und ziehe es vor, beides, das Gute und das Schlechte, unangetastet zu lassen und an etwas anderes zu denken.
Indes lohnt es vielleicht, wenigstens das schlimmste
Gebrechen der Geschichte zu erwähnen. Dem Wilden werden
nur zwei Möglichkeiten geboten: ein wahnwitziges Leben im Lande Utopia oder das Leben eines Eingeborenen in einem
Indianerdorf, ein Leben, das in mancher Hinsicht menschlicher, in anderer aber kaum weniger verschroben und anomal ist. Zur Zeit, als das Buch verfaßt wurde, war dieser Gedanke, daß den Menschen die Willensfreiheit gegeben ist, zwischen Wahnsinn einerseits und Irrsinn andererseits zu wählen, etwas, was ich belustigend fand und für durchaus möglich hielt. Der
dramatischen Wirkung halber spricht der Wilde oft vernünftiger, als ihm, der unter Anhängern einer Religion aufgezogen wurde, die halb Fruchtbarkeitskult und halb Büßertobsucht ist,
tatsächlich zukäme. Nicht einmal seine Bekanntschaft mit den Werken Shakespeares würde in Wirklichkeit solche Äußerungen
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