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Schöne Ruinen

Schöne Ruinen

Titel: Schöne Ruinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Walter
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Cleopatra? Wen interessierten diese vermoderten alten Knochen? Aber Liz und Dick! DAS ist unser Film. Solange es zwischen den beiden kracht und blitzt, hat der Film eine Chance.
    Das Feuer löschen? Bloß nicht. Im Gegenteil, wir müssen es schüren.
    Aus heutiger Sicht ist das leicht zu begreifen. In dieser Welt des Fallens, der Wiederauferstehung und des erneuten Fallens. Der endlosen Comebacks. Der sorgfältig lancierten Home-Pornos. Doch damals dachte man einfach noch nicht so. Nicht über Filmstars ! Das waren doch griechische Gottheiten. Vollkommene Wesen. Wenn einer von ihnen stürzte, dann für immer. Fatty Arbuckle? Tot. Ava Gardner? Erledigt.
    Was ich vorschlug, war, als würde man das ganze Dorf abbrennen, um ein einziges Haus zu retten. Wenn ich Erfolg hatte, würden sich die Leute den Film nicht trotz des Skandals ansehen, sondern wegen des Skandals. Danach konnte es kein Zurück mehr geben. Es war der Tod der Götter.
    Ich hörte, wie Skouras am anderen Ende der Leitung schnaufte. »Machen Sie es.« Dann hängte er auf.
    Am gleichen Nachmittag bestach ich Liz’ Fahrer. Als sie und Burton auf die Terrasse der Villa traten, die sie sich als Versteck gemietet hatten, klickten von allen Seiten die Kameras. Fotografen, denen ich einen Tipp gegeben hatte. Am nächsten Tag heuerte ich meinen eigenen Knipser an, der dem Paar nachstellen sollte. Mit dem Verkauf dieser Bilder verdiente ich Zehntausende. Das Geld benutzte ich, um weitere Fahrer zu bestechen und Maskenbildnern Informationen zu entlocken. Ich hatte eine richtige kleine Industrie. Liz und Dick waren stinkwütend. Sie baten mich herauszufinden, wer die Informationen durchsickern ließ, und ich spielte zum Schein mit. Ich warf Fahrer, Statisten und Lieferanten raus, und bald beauftragten Dick und Liz mich damit, abgelegene Schlupfwinkel für sie zu reservieren. Doch die Fotografen tauchten immer wieder auf.
    Und funktionierte es? Der Film kam größer raus als jeder andere zuvor. Liz und Dick in jeder Zeitung auf der ganzen Welt.
    Dicks Frau erfuhr davon. Und Liz’ Mann. Die Story wurde noch größer. Ich beschwor Skouras, Geduld zu haben. Durchzuhalten.
    Dann flog der arme Eddie Fisher nach Rom, um seine Frau zurückzuerobern. Plötzlich stand ich vor einem neuen Problem. Damit alles klappte, mussten Liz und Dick zusammen sein, wenn der Film fertig war. Bei der Premiere auf dem Sunset Strip musste Dick Liz im Speisesaal des Chateau Marmont bumsen. Und Eddie Fisher musste geschlagen davonhinken. Doch der Mistkerl wollte um seine gescheiterte Ehe kämpfen.
    Die Romreise von Liz’ Gatten verursachte ein weiteres Problem: Burton. Er war eingeschnappt. Soff. Und ging wieder zu dieser anderen, mit der er sich seit seinem ersten Tag in Italien immer wieder mal getroffen hatte.
    Sie war groß und blond. Ungewöhnliches Aussehen. Wie geschaffen für die Kamera. Die Schauspielerinnen damals waren alle entweder Coupés oder Limousinen. Weiber oder Mädchen von nebenan. Aber diese war was anderes. Was Neues. Sie hatte keine Filmerfahrung. Kam von der Bühne. Aus unerfindlichen Gründen gab ihr Mankie die Rolle von Cleopatras Hofdame, obwohl er nur ein Foto von ihr gesehen hatte. Dachte sich wohl, dass Liz ägyptischer wirkt, wenn eine ihrer Sklavinnen blond ist. Er hatte ja keine Ahnung, dass Dick ausgerechnet einer von Liz’ Hofdamen den Hof macht.
    Mann. Ich konnte es nicht fassen, als ich sie sah. Wer steckt eine große Blondine in einen Film, der im alten Ägypten spielt?
    Ich nenne diese Frau hier D-.
    Diese D- war das, was später als Freigeist bezeichnet wurde. Eines von diesen mondäugigen Hippiemädchen, mit denen ich in den Sechzigern und Siebzigern so viel Spaß hatte.
    Obwohl ich diese nie flachgelegt habe.
    Obwohl ich dazu nicht Nein gesagt hätte.
    Jedenfalls, da Eddie Fisher in Rom herumschlich, kehrte Dick zu seinem Notnagel zurück. Zu dieser D-. Zuerst dachte ich nicht, dass sie ein Problem ist. So einer muss man doch nur einen Knochen hinschmeißen. Eine neue Rolle. Einen Studiover trag. Und wenn sie nicht mitzieht, feuert man sie. Kleinigkeit. Ich forderte Mankiewicz auf, sie um fünf Uhr früh auf den Set zu zitieren. Um sie von Burton zu trennen. Doch plötzlich wurde sie krank.
    Wir hatten einen amerikanischen Arzt im Stab. Diesen Crane. Eigentlich hatte er nur die Aufgabe, Liz Medikamente zu verschreiben. Er untersuchte D- und zog mich am nächsten Tag beiseite.
    »Wir haben ein Problem. Sie ist schwanger. Weiß es aber noch nicht.

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