Schöne Ruinen
Irgendein Quacksalber hat ihr eingeredet, dass sie keine Kinder haben kann. Das war ein Irrtum.«
Natürlich hatte ich schon früher Abtreibungen organisiert. Schließlich war ich PR -Spezialist. Das gehörte praktisch zum Tätigkeitsprofil. Aber wir waren hier in Italien. Im katholischen Italien des Jahres 1962. Zu dieser Zeit wäre es dort einfacher gewesen, einen Mondstein zu bekommen.
Da mühe ich mich ab, überallhin durchsickern zu lassen, dass die zwei größten Stars der Welt im größten Film der Welt zusammen sind, und auf einmal habe ich diese Scheiße an der Backe. Desaster-Deane. Wenn Cleopatra herauskommt und alle von der glühenden Affäre unserer Stars reden, haben wir eine Chance. Aber wenn sie davon reden, dass Dick einer Statistin ein Kind gemacht hat und Liz zu ihrem Mann zurückgekehrt ist? Dann sind wir mausetot.
Ich lege mir also einen Plan mit drei Teilen zurecht. Erstens: Burton eine Weile loswerden. Ich wusste, dass Darryl Zanuck in Frankreich gerade Der längste Tag drehte. Und ich wusste, dass er Burton für einen Kurzauftritt wollte, um seinen Kriegsfilm aufzuwerten. Auch Burton wollte die Rolle. Aber Skouras hasste Darryl Zanuck. Er hatte ihn bei Fox ersetzt, und im Vorstand von Fox gab es Leute, die Skouras durch Zanucks schneidigen jungen Sohn Dickie ersetzen wollten. Also rief ich hinter Skouras’ Rücken Zanuck an und lieh ihm Burton für zehn Tage aus.
Dann rief ich den Arzt an und bat ihn, D- zu weiteren Untersuchungen kommen zu lassen.
»Was für Untersuchungen?«
»Sie sind doch der Doktor! Irgendwas, damit sie eine Weile aus der Stadt verschwindet.«
Ich hatte Angst, dass er sich ziert. Hippokratischer Eid und so. Aber dieser Crane war sogar scharf drauf. Am nächsten Tag kommt er mit einem breiten Grinsen zu mir. »Ich hab ihr gesagt, sie hat einen Magentumor.«
» WAS ?«
Crane erklärte mir, dass die frühen Symptome einer Schwangerschaft mit denen von Magenkrebs übereinstimmen. Krämpfe, Übelkeit, ausbleibende Periode.
Ich hatte vorgehabt, sie loszuwerden. Umbringen wollte ich die Ärmste nicht.
Keine Sorge, meinte der Doc. Er hatte ihr erzählt, dass es heilbar ist. Ein Schweizer Arzt mit einer neuen Behandlungsmethode. Dann zwinkerte er. Der Schweizer Arzt betäubt sie natürlich. Macht den Eingriff. Und wenn sie wieder aufwacht, ist der »Tumor« verschwunden. Sie wird nie was davon erfahren. Wir schicken sie zur Erholung zurück in die Staaten. Und ich verschaffe ihr dort Arbeit in irgendwelchen Filmen. Alle sind zufrieden. Problem gelöst. Film gerettet.
Doch diese D- war unberechenbar. Ihre Mutter war an Krebs gestorben, und sie nahm die gefälschte Diagnose viel zu ernst. Und ich unterschätzte Dicks Gefühle für sie.
An der anderen Front hatte Eddie Fisher aufgegeben und war nach Hause zurückgekehrt. Ich rief Dick in Frankreich an, um ihm die gute Nachricht mitzuteilen. Liz war bereit, ihn wiederzusehen. Aber er konnte nicht. D- hatte Krebs. Sie war todkrank. Und Dick wollte für sie da sein.
»Sie ist bald wieder gesund. In der Schweiz ist ein Arzt, der …«
Dick unterbrach mich. D- wollte keine Behandlung. Sie wollte ihre letzten Tage mit ihm verbringen. Und der Mann war so narzisstisch, dass er das für eine gute Idee hielt. Er hat zwei Tage Drehpause und möchte sich in dieser Zeit mit D- an der Küste in Italien treffen. Und da ich schon bei ihm und Liz so hilfsbereit war, bittet er mich, das Ganze zu arrangieren.
Was sollte ich tun? Burton will sich mit ihr in diesem abgeschiedenen Küstenstädtchen treffen. Portovenere. Genau zwischen Rom und Südfrankreich, wo er für Der längste Tag vor der Kamera steht. Ich schlug die Landkarte auf, und mein Blick fiel sofort auf diesen Flohschiss mit einem ähnlichen Namen. Porto Vergogna. Ich frage die Beraterin im Reisebüro danach. Sie meint, es ist so gut wie nichts. Ein Fischerdorf an den Klippen. Kein Telefon, keine Straßen. Nicht einmal mit dem Zug oder dem Auto kommt man hin. Nur mit dem Boot. »Gibt es ein Hotel?«, fragte ich. Ja, ein winziges, antwortete die Reiseberaterin. Also reservierte ich ein Zimmer in Portovenere für Dick, aber D- schickte ich nach Porto Vergogna. Sagte ihr, sie soll in dem Hotel auf Burton warten. Ich musste sie ja nur für ein paar Tage wegpacken, bis Dick nach Frankreich zurückkehrte. Dann konnte ich sie in die Schweiz bringen.
Zuerst klappte es wunderbar. Sie saß in dem kleinen Nest fest. Kein Kontakt zur Außenwelt. Burton tauchte in Portovenere auf, wo
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