Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)
so im Gefühl.«
Kim nickte, doch ihre Neugier zwang sie, nach wenigen Schritten ins nächste Dickicht innezuhalten.
Der Mensch hatte angefangen, ein Loch zu graben, tief gebückt und so laut ächzend, dass sie es bis zu ihrem Versteck hören konnte. Dann, nachdem das Loch offensichtlich tief genug war, legte er einen länglichen Gegenstand hinein, den er zuvor unter dem Arm gehalten hatte.
»Hast du etwas dagegen, wenn wir uns das genauer ansehen?«, fragte Kim flüsternd.
Lunke hatte die Gelegenheit genutzt und sich an sie geschmiegt. Kim widerstand ihrem ersten Impuls, ihn abzuschütteln. Er grunzte leise. »Alles, was du willst, Babe«, raunte er und kicherte.
Als habe er es plötzlich eilig, begann der Mensch mit hektischen Bewegungen das Loch wieder zuzuschütten. Kim konnte nicht erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau war. Die Gestalt mochte in etwa so groß wie Dörthe sein, bewegte sich jedoch weitaus ungelenker.
Nach ein paar Atemzügen war das Loch gefüllt, und der Mensch bückte sich und nahm einen Ast auf, um ihn in die aufgeworfene Erde zu stecken.
Ein Zeichen, damit er die Stelle wiederfindet, dachte Kim und war stolz auf ihre Kombinationsfähigkeit.
»Gleich«, zischte sie Lunke zu, »gleich ist der Mensch weg, und wir können …«
Rhythmische Schnarchlaute drangen an ihr Ohr. Lunke hatte sich neben ihr zusammengerollt und war eingeschlafen.
»He!« Sie stieß ihm in die Seite. »Aufwachen! Du kannst jetzt nicht schlafen. Wir müssen etwas herausfinden.«
Lunke verzog im Schlaf das Maul und gab schmatzende Laute von sich, fast so wie Brunst, wenn er vom großen Fressen träumte, doch, obwohl sie ihn erneut anstieß, weigerte er sich, die Augen zu öffnen.
»Aufwachen!« Kim versuchte es abermals. Lunke stöhnte jedoch nur kurz auf und schmiegte sich dann noch enger an sie. Während sie ihn anschaute, hatte sie für einen Moment das Gefühl, dass er Brunst im Schlaf ähnlicher wurde. Würde er auch einmal ein fetter, behäbiger Keiler werden, der nur ans Fressen dachte? Würde sie sich mit solch einem wilden Schwarzen einlassen wollen?
Der Mensch hatte die Lichtung inzwischen wieder verlassen. Wohin er verschwunden war, hatte Kim nicht mitbekommen.
Sollte sie allein zu der Stelle mit dem Ast gehen und anfangen zu buddeln? Ihre Neugier zwickte ihr förmlich in den Magen. Aber vielleicht lauerte dieser Mensch irgendwo auf sie.
Plötzlich fielen ein paar Strahlen des halben Mondes auf die Lichtung, und sie sah ein geisterhaftes Tier aus dem Wald heranschleichen. Es warf einen langen Schatten – eine große, furchterregende Katze. Ja, es musste eine Katze sein.
Kim versuchte genauer hinzusehen. Was tat die Katze? Waren solche Katzen auch für Schweine gefährlich?
Je genauer sie hinsah, desto mehr Dinge meinte sie zu erblicken. Lichter huschten plötzlich umher, irrten zwischen den Bäumen hervor. Ein Licht war ein weißes Schwein, und das andere war dunkler, größer. Zwei Schweine aus Licht tanzten umeinander, näherten sich, beschnüffelten sich schwebend. Dann schienen sie sich wieder aufzulösen. Wo war die Katze abgeblieben? Die Katze war verschwunden, aber die beiden Schweine kehrten zurück, schwebten umeinander. Das helle Schwein führte sich zögerlicher auf, als wisse es nicht so recht, was es von diesem Tanz halten sollte, während das dunkle sich immer fordernder verhielt. Es stieß das kleinere an, grunzte nun auch geisterhaft, dann drehte es sich herum, als wolle es dem Tanz eine andere Richtung geben. Das helle Schwein schien die Orientierung zu verlieren, plötzlich aber ging es in die Knie, und das dunkle Schwein näherte sich von hinten, schob sich auf das kleinere Lichttier.
Sie lieben sich, ging es Kim durch den Kopf, sie sah zwei Irrlichter, die wie Schweine aussahen und sich liebten. Unwillkürlich hielt sie den Atem an. Durfte man bei so einem Liebesspiel überhaupt zusehen? Und was genau waren das für sonderbare Wesen?
Lunke neben ihr schmatzte wieder, während das dunkle Lichtschwein lauthals zu grunzen begann, aber niemand schien es zu hören – niemand außer Kim.
Kim erwachte, weil ein Vogel schreiend über sie hinwegsegelte. Wo befand sie sich? Nicht in ihrem Stall jedenfalls, da flogen keine vorlauten Vögel umher. Sie brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Die Wanderschaft … die Lichtung … die tanzenden Schweine … und Lunke … Wo war Lunke abgeblieben?
Abrupt richtete sie sich auf. Da war er, ein paar Schweinslängen entfernt im
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