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Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
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sie Durst hatte. Sie musste schnell zur Wiese zurück – zu Che und den anderen. Dann fiel ihr ein, dass Che ja gar nicht mehr bei ihnen war.
    »Babe«, sagte Lunke, »ich finde, weil ich so gut auf dich aufgepasst habe, habe ich eine Belohnung verdient. Außerdem vertreibt ein kleines Bad am Morgen Kummer und Sorgen.« Er stieß ein lautes Lachen aus und schaffte es, sich an Kim zu reiben, bevor sie zurückweichen konnte.
    Und was ist mit Michelle?, wollte sie fragen. Was ist, wenn die widerliche Bache auftaucht und uns sieht? Aber im nächsten Moment hatte Lunke sich schon umgedreht und war davongeprescht. Kim überlegte kurz, dann trabte sie ihm nach. Vielleicht stimmte es, was ihr die anderen ständig sagten – dass sie sich viel zu viel um die Angelegenheiten der Menschen kümmerte.
    Lunke war im Dickicht verschwunden, dann hörte sie ihn planschen. Wie er es liebte, hatte er sich in vollem Lauf in den See geworfen.
    »Komm rein!«, prustete er, als sie das Ufer erreicht hatte. »Es ist wunderbar!« Er spie eine Fontäne in den Himmel. »Jeden Morgen bade ich hier, um mich fit zu halten – für dich, Babe.« Er lachte dröhnend und tauchte dann sogar seinen Kopf unter Wasser.
    Vorsichtig machte Kim zwei, drei Schritte in den See. Zum Glück fiel das Ufer sanft zum Wasser herab. Sie liebte es, sich im Schlamm zu suhlen, aber richtig zu baden war nicht gerade ihre bevorzugte Beschäftigung. Die Beine im Wasser, beugte sie sich vor und löschte ihren Durst, dann näherte sie sich Lunke, der sich von einer Seite auf die andere warf.
    »Weißt du, was Glück ist?«, fragte er und schüttelte sich, so dass das Wasser in alle Richtungen spritzte.
    Kim hatte keine Ahnung, ob er tatsächlich eine Antwort erwartete, aber da er plötzlich innehielt, tat sie zumindest so, als würde sie nachdenken.
    »Glück?«, fragte sie unschlüssig.
    Lunke trabte durch das seichte Wasser auf sie zu. »Das größte Glück der Welt?«
    Sie wusste es nicht. Glück wäre, wenn Che noch am Leben wäre, dachte sie unvermittelt, sprach diesen Gedanken aber lieber nicht aus, weil Lunke noch gar nichts von diesem schrecklichen Unglück wusste, und außerdem würde es ihm kaum gefallen, dass sie jemandem nachtrauerte, der für ihn immer nur ein Schlappschwanz gewesen war.
    »Glück ist, frei zu sein. Tun und lassen zu können, was man will«, rief er aus und stellte sich in Positur, als würde ihm der halbe Wald zuhören. »Und Glück ist, wenn man nicht allein ist, wenn man ein Babe bei sich hat. Denk mal darüber nach!« Er legte seinen Rüssel in Falten und ließ sich wieder ins Wasser fallen.
    Denk mal darüber nach! Wollte er ihr nun etwa gute Ratschläge erteilen? Kim soff ein wenig.
    »Du solltest mehr an unser Glück denken!« Lunke schüttelte sich erneut. »Wenn du bei uns im Wald bist, werde ich immer bei dir sein; ich werde dich beschützen und auf dich aufpassen, und wir werden Pläne machen, jeden Tag werden wir …«
    Ja, ja, wollte Kim ausrufen, nun ist es genug mit deinen heiligen Schwüren, doch Lunke war auch ohne ihren Einwand verstummt. Er hatte die Augenbrauen zusammengezogen und blickte einem Ast nach, der im Wasser schwamm.
    Kim war im Begriff, sich abzuwenden; sie hatte lange genug gebadet, dann aber wurde ihr klar, dass sie sich geirrt hatte. Lunke starrte gar kein totes Stück Holz an. Er blickte auf ein dunkles Gesicht, das langsam und irgendwie friedlich auf sie zu driftete. Jemand badete mit geschlossenen Augen zwischen ihnen, und dieser Jemand war kein anderer als der Schnauzbart. Melker, der Mann, der gestern Abend noch in ihrem Stall gewesen war und Dengs Buch mitgenommen hatte, trieb reglos auf sie zu.
    »Aufwachen!« Lunke versetzte Melker einen Stoß mit dem Rüssel, der den großen Mann ins Trudeln brachte, doch der Schnauzbart öffnete die Augen nicht, nicht einmal, als sein Gesicht unter Wasser geriet.
    Kim spürte, dass sie zu frösteln begann, obschon die Sonne nun auf den See herabschien.
    Melker drehte sich mehrmals in verlangsamter Zeit um sich selbst und kam dann auf sie zu. Noch immer machte er keine Anstalten, sein Gesicht aus dem Wasser zu heben. Seine Arme hingen kraftlos herab, wedelten im Wasser wie Pflanzen hin und her; entweder war er eingeschlafen, oder aber er …
    »Sie haben schon wieder einen Menschen umgebracht«, flüsterte Kim entsetzt vor sich hin.

18
    Schweine sollten nicht auf den Tellern der Menschen landen, sie sollten mit ihnen leben und ihnen Glück bringen – so ähnlich

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