Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)
auspackte.
»Noch streitet er alle Beschuldigungen ab«, erklärte die rothaarige Polizistin in einem freundlicheren Tonfall.
Sabeth schob sich vor. »Warum sagen Sie: Wie er sich genannt hat? Heißt er gar nicht James Hewitt?«
Bauer nickte. »Ganz recht.«
Nun erkannte Kim, dass er das Gewehr bei sich trug, mit dem auf Jan geschossen worden war und das Deng aus dem Wald mitgenommen hatte.
Sabeth warf Dörthe einen Blick zu. Hatte sie ihr nicht neulich gesagt, dass mit Hewitt etwas nicht stimmte?
»Vielleicht können wir uns setzen, um die Dinge in Ruhe zu besprechen«, sagte Bauer.
Einen Moment fürchtete Kim, sie würden ins Haus gehen, so dass sie nicht mehr zuhören könnte, doch die vier Menschen begaben sich zu dem Tisch und den Stühlen, die unter dem aufgespannten Sonnenschirm standen.
»James Hewitt heißt eigentlich Dennis MacFarlane, er ist Ire mit einer deutschen Mutter. Offenbar hatte er in seinem Heimatland ein paar Schwierigkeiten«, begann Marcia Pölk zu berichten, nachdem sie sich alle gesetzt hatten.
»Mit Scheckbetrug fing es an«, unterbrach Bauer sie. »Dann kamen kleinere Diebstähle, Hehlerei, Wettmanipulationen. Später ist er mit einem Musikclub pleitegegangen. Außerdem hat er einer Millionärin, mit der er ein Verhältnis hatte, ein paar Brillanten geklaut. Er war allerdings nur einmal kurz in Untersuchungshaft, sonst ist er immer davongekommen.«
»Aber …«, stammelte Dörthe. »Er ist so ein großartiger Musiker. Mir sind die Tränen gekommen, als er auf dem Friedhof gespielt hat.«
»Mag schon sein«, erwiderte Bauer, »viel Geld hat er mit seiner Musik allerdings nie verdient. Irgendwie hat er es geschafft, bei der Kirche als Musiker unterzukommen.«
Sabeth stöhnte. »Aber warum sollte er jemanden umgebracht haben? Egal, ob er nun James oder Dennis heißt. Das passt doch nicht. Was sollte er gegen Jan gehabt haben oder gegen Deng?«
Bauer beugte sich vor und lächelte selbstsicher. »Nur Geduld, meine werten Damen. Sie haben es hier mit der deutschen Polizei zu tun – wir arbeiten gründlich und überlegt.« Er nickte der Polizistin zu, als hätten sie sich irgendwie abgesprochen, dann nahm er das Gewehr, das er neben sich gelegt hatte. Bisher schienen weder Dörthe noch Sabeth es wirklich registriert zu haben.
»Wissen Sie, was das ist?«
»Sieht wie ein Gewehr aus«, erwiderte Dörthe. Sie verzog den Mund; allmählich schien sie sich über Bauers Großspurigkeit zu ärgern.
»Stimmt und stimmt doch nicht«, erklärte Bauer. »Es handelt sich um ein Betäubungsgewehr, wie man es in Zoos benutzt oder auf der Jagd in Afrika, wenn man wilde Tiere einfangen will.« Er nahm das Gewehr und richtete es auf die Wiese.
Kim stockte der Atem; fast sah es aus, als nähme er sie ins Visier. Vorsichtshalber zog sie ein wenig den Kopf ein.
»Ein äußerst seltenes Gewehr, und nun raten Sie mal, wo wir es gefunden haben?« Mit gerunzelter Stirn, als hätte er eine sehr schwierige Frage gestellt, schaute Bauer erst Dörthe und dann Sabeth an.
Sabeth zuckte mit den Schultern. »Vielleicht bei James?«
»Bingo!« Bauer richtete seinen Zeigefinger auf sie. »Das Gewehr lag im Kofferraum seines alten Mini Cooper. Eine ziemliche Rostlaube, diese Karre – da mussten wir nicht groß nachhelfen, um an die Waffe heranzukommen.«
Dörthe strich sich mit einer fahrigen Bewegung über den Bauch, als hätte sie plötzlich Schmerzen. »Ich verstehe trotzdem nicht … Wie kommen Sie dazu, den Wagen aufzubrechen …«
Marcia Pölk beugte sich vor und berührte sie am Arm. »Wir haben einen Tipp bekommen, einen anonymen Anruf, der so viele Informationen enthielt, dass wir ihm nachgehen mussten.«
Dörthe stöhnte. Kim konnte sehen, wie sie litt. Hatte sie sich in den falschen James verliebt? Ja, Dörthe war zu so etwas fähig. Kim hatte mittlerweile begriffen, dass ihre Herrin kein Glück mit Männern hatte.
»Trotzdem«, wandte Sabeth ein. »Mit so einer Waffe kann man Menschen wohl betäuben, aber doch nicht umbringen, oder?«
»Gemach, junge Frau.« Bauer lächelte überlegen. Er fuhr sich über sein langes, schwarzes Haar und reckte sein Gesicht in die Morgensonne, als müsse er einen Moment nachdenken. Dabei wollte er nur, dass die beiden Frauen ihm wie gebannt an den Lippen hingen, begriff Kim. »Wir haben es hier mit Indizien zu tun. Einem Puzzle aus vielen Einzelteilen, wenn Sie verstehen.«
»Ich bin nicht blöd«, entgegnete Sabeth verärgert. »Ich sehe nur so aus.«
Bauer
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