Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)
doch Che achtete weder auf sie noch auf den aufdringlichen Brunst, der penetrant grunzend um ihn herumscharwenzelte. Er blickte über die Wiese, als sähe er alles zum ersten Mal.
»Ich habe den Tod gesehen«, sprach Che düster vor sich hin. »Nun ist nichts mehr, wie es war.«
Dann schritt er majestätisch zu einer der Zinkwannen, und als hätte sie nur auf das Signal gewartet, trat Sabeth mit einem Schlauch aus dem Stall und füllte sie mit Wasser.
Kim versuchte sich vorzustellen, was nun nicht mehr so sein sollte, wie es gewesen war, aber darauf gab Che keinen Hinweis. Geduldig wartete er, bis die Wanne vollgelaufen war, dann begann er zu saufen. Zwischendurch hob er immer wieder den Kopf, als lausche er auf Klänge oder Geräusche, die nur er hören konnte.
Ratlos sah Brunst zu Kim herüber. »Stimmt etwas nicht mit Che?«, fragte er mit leichter Verzweiflung in der Stimme. »Ist er vielleicht noch krank?«
Auch Ceciles Begeisterung über Ches Rückkehr hatte sich merklich abgekühlt. Sie versuchte jedoch erneut, ihn zu einer Reaktion zu bewegen. »Erzähl doch mal, wie es in deinem Käfig gewesen ist!«, quiekte sie. »Hast du keine Angst vor den bösen Hunden gehabt?«
Che hob erneut den Kopf, dann wandte er sich ihr in einer unendlich langsamen Bewegung zu. Für einen Moment stieg ein Funkeln in seine Augen, so dass Kim glaubte, er wäre verrückt geworden. Irgendetwas schien ihm tatsächlich zu Kopf gestiegen zu sein.
»Ich habe den Tod gesehen«, wiederholte er mit einer noch bedeutsameren Betonung, »und Sus Scrofa.«
»Susch Schrofa?«, piepste das Minischwein verständnislos.
»Ganz recht – den heiligen Sus Scrofa.« Che gelang es, erhaben zu lächeln, bevor er sich abwandte und, den Blick in die Ferne gerichtet, zu seinem Apfelbaum stolzierte, um sich unter ihm niederzulassen.
»Ich glaube, er ist noch nicht ganz bei sich«, grummelte Brunst vor sich hin, dann wurde er abgelenkt, weil Sabeth Anstalten machte, aus einem Sack Trockenfutter auf die Wiese zu schütten. Sogar Doktor Pik tauchte auf und begann zu fressen, ohne jemandem einen Blick zu schenken. Kim hatte keine Ahnung, ob er Ches eigentümlichen Auftritt mitbekommen hatte. Jedenfalls machte er keinerlei Anstalten, das Protestschwein zu begrüßen.
Dörthe war unterdessen mit dem Mann in dem weißen Kittel zu dem kaputten Fenster hinübergegangen.
»Was für Scheißkerle!«, rief er entrüstet. »Dieser Flughafen bringt nichts als Ärger. Auf keinen Fall darfst du diesen Leuten nachgeben.«
»Das ist leichter gesagt als getan, Max«, sagte sie verzagt. »Angeblich hat Marten alle anderen Grundstücke aufgekauft …«
»Dieser widerliche Makler lügt«, unterbrach der weiße Mann sie. »Ich habe einen Acker jenseits des Waldes, den er niemals kriegen wird. Du musst dich nur besser vorbereiten – dich schützen und ihn in die Flucht schlagen.«
Mit großen Gesten redete er weiter, lachte gelegentlich und sprach von einer neuen Alarmanlage, von Flutlichtern, Stolperdrähten und lauter Dingen, von denen Kim keine Ahnung hatte.
Dörthe nickte zu seinen Worten, dann hakte sie sich zu Kims Überraschung bei ihm ein und küsste ihn leicht und wie beiläufig auf die Wange.
Kim bemerkte, wie Sabeth argwöhnisch zu Dörthe schaute. Ihr schien nicht zu gefallen, was sie sah. Leise schnaubte sie vor sich hin, während sie einen zweiten Sack Futter neben den Zinkwannen ausleerte.
Dörthe und Max setzten sich unter den Sonnenschirm. Sie erzählte nun, was mit James geschehen war, doch der weiße Mann nickte, als wüsste er das meiste längst.
»Sei froh, dass die Polizei ihn gefasst hat – mir ist er gleich nicht ganz geheuer vorgekommen«, sagte Max. »Außerdem soll er ja auch mit der neuen, ordinären Wirtin – dieser Lisa …« Er verstummte und strich Dörthe über den Arm, worauf sie etwas erwiderte, aber so leise, dass Kim es nicht hören konnte.
Sabeth lief mit finsterer Miene über die Wiese, als müsse sie sich auf schnellstem Wege zu Dörthe gesellen. Sie rannte Kim fast über den Haufen und schob sie mit einem Fluch beiseite.
Kim grunzte wütend, dann jedoch sah sie, dass sie sich beeilen musste, wenn sie nicht leer ausgehen wollte. Brunst schlang noch gieriger als sonst das Futter in sich hinein, während Che unter seinem Apfelbaum so tat, als müsse er niemals wieder Nahrung zu sich nehmen. Nachdem Kim den Rest Trockenfutter verspeist hatte, baute er sich auf der Wiese auf und grunzte mit einem verklärten Blick gen
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