Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)
mehr zu fressen.«
Kim beobachtete, wie die rothaarige Polizistin einen weißen Bogen Papier hervorzog. »MacFarlane hat heimlich Fotos von Ihnen gemacht, Frau Miller, und er hat diesen Brief geschrieben. Wenn Sie seinen Inhalt kennen, verstehen Sie unsere Beweggründe vielleicht ein wenig besser.«
Bauer schnaubte auf und bedeutete seiner Kollegin mit einem Handzeichen, den Brief vorzulesen.
»›Meine Schöne, ich kann nicht anders – jeder meiner Gedanken dreht sich um Dich. Wie nur kann ich Deine Liebe gewinnen? Ach, ich habe viele Fehler gemacht, zu viele. Ich bereue zutiefst. Ich habe manche Sachen verbrochen, für die ich ins Gefängnis gehöre. Ich habe Menschen Schaden zugefügt, sehr schweren Schaden, und am liebsten würde ich all das vergessen. Ich liebe Dich und Dein Kind. Ich will bei Dir sein und mich um Dich kümmern. Meine Musik, mein Leben sind allein Dir gewidmet. Wenn Du wüsstest, wie es in meinem Herzen aussieht, würdest Du mich verstehen. Dein James.‹«
Marcia Pölk hörte auf zu lesen und schaute Dörthe an.
»Woher wissen Sie, dass dieser Brief an mich gerichtet ist?«, fragte Dörthe. Ihre Augen waren ernst und dunkel. »Und kann James überhaupt so gut Deutsch?«
»Auf dem Umschlag steht Ihr Name. ›Für Dörthe‹«, erwiderte Bauer. »Hat MacFarlane Ihnen noch andere Briefe geschrieben?«
Dörthe schüttelte den Kopf. »Ich glaube das alles nicht … Ich soll schuld an diesen Morden sein?«
»Nein, natürlich sind Sie nicht schuld«, entgegnete die Polizistin. »MacFarlane hat sich gewisse Dinge eingebildet. Männer tun so etwas gelegentlich.« Sie warf Bauer einen schnellen Blick zu. »Er allein ist für seine Taten verantwortlich.«
Sabeth begann zu schluchzen. »Ja«, flüsterte sie unter Tränen, »graben Sie Jan wieder aus – beweisen Sie, dass James wirklich der Mörder ist.«
Bauer nickte und klatschte in die Hände. »Sehen Sie, nun nehmen Sie endlich Vernunft an.« Er beugte sich vor und berührte Sabeth am Bein, woraufhin sie sich sofort zurückzog. »Wir sind Profis, wir werden MacFarlane überführen, auch wenn er noch alles abstreitet. Auf uns können Sie sich verlassen.« Ohne Marcia Pölk anzusehen, erhob er sich und griff nach dem Betäubungsgewehr.
»Wir werden uns auch um den nächtlichen Störenfried kümmern«, erklärte die Polizistin Dörthe sanft. »Noch einmal schlägt Ihnen niemand eine Scheibe an.«
Dörthe winkte ab. »Dieser schreckliche Makler versucht mich kleinzukriegen.«
»Wir geben Ihnen Bescheid, wenn es so weit ist.« Plötzlich ungeduldig ging Bauer zum Wagen. »Wenn wir den Toten ausbuddeln müssen.«
Sabeth schluchzte, aber Bauer achtete gar nicht darauf, sondern öffnete den Kofferraum, um das Betäubungsgewehr zu verstauen.
Marcia Pölk schien noch etwas sagen zu wollen, dann jedoch folgte sie ihrem Kollegen.
Ein anderer Wagen rauschte auf den Hof; ein grüner Jeep mit einem Anhänger.
»Endlich!« Brunst trabte heran; er hatte wirklich einen feinen Rüssel, musste Kim sich eingestehen. »Jetzt wird alles wieder gut!«
Von dem Anhänger hörte Kim ein wütendes Schnauben, dann den dumpfen Ruf: »Menschen sind Bestien – mir ist übel!« Danach erklang ein ungesundes Keuchen und Würgen.
Che war zurückgekehrt.
22
Dörthe öffnete das Gatter, so dass der Jeep auf die Wiese fahren konnte. Irgendwie sah sie froh aus, dass Bauer und die Polizistin gegangen waren. Als aus dem Jeep ein untersetzter kräftiger Mann mit dichten grauen Haaren stieg, glitt sogar ein Lächeln über ihr Gesicht.
»Ich bringe dir dein Schwein zurück«, sagte der Mann und lächelte ebenfalls. »Wir haben es ein wenig aufgepäppelt.« Er hatte die Ärmel seines weißen Kittels hochgeschoben, so dass man seine behaarten Unterarme sehen konnte. »Der Bursche macht mir meine Kundschaft verrückt. Hat die ganze Nacht keine Ruhe gegeben.«
Zusammen mit Dörthe öffnete er die Klappe. Che stand stocksteif in dem Anhänger und keuchte, als wäre er die Strecke hierher gerannt. Erst als der weiße Mann ihm einen Schlag auf die hintere Flanke versetzte, bewegte er sich schwerfällig aus dem Anhänger und trat gemessenen Schritts auf die Wiese.
»Che – endlich ist der Boss zurück!« Brunst stürmte freudig auf Che zu. Auch Cecile war aus dem Stall gelaufen und quiekte unentwegt: »Che ist wieder da! Che ist wieder da!« Nur Doktor Pik hatte sich noch nicht blicken lassen. Offenbar war er zu müde, um sich zu zeigen.
»Willkommen!«, rief Kim förmlich,
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