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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Herr Quengler war kein Hund, der sich ohne weiteres den Gesetzen der Kausalität unterwarf.
    »Also ...«, fasste Adora Belle zusammen, »eine verrückte alte Dame - na gut, eine sehr  aufgeweckte  verrückte alte Dame - ist gestorben und hat dir ihren Hund vermacht, der diese Bank sozusagen am Halsband trägt, und du hast allen gesagt, dass Gold weniger wert ist als Kartoffeln, du hast einen gemeinen Verbrecher aus seiner Todeszelle geholt, er sitzt im Keller und entwirft >Banknoten< für dich, du hast dich mit der widerwärtigsten Familie der Stadt angelegt, die Leute stehen in der Bank Schlange, weil du sie zum Lachen bringst... habe ich noch irgendetwas vergessen?«
    »Ich glaube, meine Sekretärin ist, äh, in mich vernarrt. Also, wenn ich Sekretärin sage, heißt das, sie hat sich gewissermaßen in diese Stellung gedrängt.«
    Manche Verlobte wären jetzt in Tränen ausgebrochen oder hätten herumgeschrien. Adora Belle brach in lautes Gelächter aus.
    »Und sie ist ein Golem«, sagte Feucht.
    Das Gelächter verstummte. »Das kann nicht sein. So sind sie nicht. Und wie soll ein Golem überhaupt auf die Idee kommen, er sei weiblich? Das hat es noch nie gegeben.«
    »Ich wette, dass es noch nie so viele befreite Golems gegeben hat. Und warum sollte er auf die Idee kommen, er sei männlich? Sie schaut mich mit klimpernden Wimpern an ... zumindest glaubt sie, dass sie das tut, schätze ich. Dahinter stecken die Schaltermädchen. Hör mal, ich meine es ernst. Das Problem ist nur, sie auch.«
    »Ich werde mit ihm reden ... beziehungsweise mit ihr.«
    »Gut. Die andere Sache ist die ... da wäre dieser Mann ...«
    Aimsbury steckte den Kopf durch die Tür. Er war verliebt.
    »Möchtest du gerne noch mehr von den gehackten Collops, meine Dame?«, sagte er und wackelte mit den Augenbrauen, als wollte er andeuten, dass die Freuden gehackter Collops ein Geheimnis waren, von dem nur wenige wussten. 6  
    »Du hast noch mehr davon?«, sagte Adora Belle und blickte auf ihren Teller. Nicht einmal Herr Quengler hätte ihn sauberer lecken können, und sie hatte ihn bereits zweimal geleert.
    »Weißt du eigentlich, was das ist?«, sagte Feucht, der sich erneut mit einem Omelett begnügt hatte, das Peggy ihm zubereitet hatte.
    »Weißt du es?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Aber meine Oma hat es immer für mich gemacht, und es gehört zu meinen glücklichsten Kindheitserinnerungen. Bitte verdirb es mir nicht, vielen Dank.« Adora Belle sah den entzückten Koch mit strahlendem Lächeln an. »Ja, bitte, Aimsbury, nur noch ein wenig mehr. Und könnte ich vielleicht noch erwähnen, dass der Geschmack möglicherweise noch etwas besser zur Geltung kommt, wenn du ein wenig Knob...«
    »Du isst ja gar nicht, Herr Beuge«, sagte Cosmo. »Möchtest du vielleicht etwas Fasan?«
    Der Hauptkassierer blickte sich nervös um. In diesem großen Haus voller Kunstwerke und Diener fühlte er sich unbehaglich. »Ich ... ich möchte klarstellen, dass meine Loyalität zur Bank ...«
    »... außer Frage steht, Herr Beuge. Natürlich.« Cosmo schob ihm ein Silbertablett zu. »Iss doch etwas, wenn du schon den weiten Weg auf dich genommen hast.«
    »Aber auch du isst kaum etwas, Herr Cosmo. Nur Brot und Wasser!«
    »Ich habe festgestellt, dass es mir beim Nachdenken hilft. Also, was genau wolltest du mir ... ?«
    »Alle  lieben  ihn, Herr Cosmo! Er spricht einfach mit den Leuten, und schon lieben sie ihn! Und er hat wirklich vor, das Gold aufzugeben. Stell dir das nur vor, Herr! Wo sonst könnten wir etwas von wahrem Wert finden? Er sagt, dass es nur um die Stadt geht, aber damit wären wir der Gnade von  Politikern  ausgeliefert! Nur neue Tricksereien!«
    »Ich glaube, dir würde ein Schluck Brandy guttun«, schlug Cosmo vor. »Und was du sagst, ist goldrichtig, aber wie sollen wir vorgehen?«
    Beuge zögerte. Er mochte die Familie Üppig nicht. Diese Leute überwucherten die Bank wie Efeu, aber wenigstens versuchten sie nicht, etwas zu ändern, und sie glaubten an das Gold. Und sie waren nicht  lächerlich.
    Die meisten Menschen hätten Mavolio Beuges Definition von »lächerlich« für etwas arg weit gefasst gehalten. Heiterkeit war lächerlich. Theater, Poesie und Musik waren lächerlich. Kleidung, die nicht grau, schwarz oder zumindest ungefärbt war, war lächerlich. Bilder von Dingen, die es gar nicht gab, waren lächerlich (und Bilder von Dingen, die es gab, waren überflüssig). Der Grundzustand des Lebens war Lächerlichkeit, die jeder

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