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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nicht, wozu sie gut ist, wie du es formulieren würdest, oder wer sie gebaut hat oder ob das vielleicht sogar die völlig falschen Fragen sind. Nichts darin ist größer als etwa vierzehn Zoll im Quadrat, aber wir wissen nicht, warum das so ist oder wer entscheidet, dass es Kuriositäten sind, oder warum, und wir wissen auf gar keinen Fall, warum es nichts Rosafarbenes enthält. Das ist alles ziemlich peinlich. Ich bin überzeugt, dass du ein Geheimnis für dich behalten kannst, Herr Lipwig!«
     
    »Du würdest staunen.«
     
    »Ach. Warum?«
     
    »Das war eindeutig die falsche Frage.«
     
    »Aber ihr wisst etwas sehr Wichtiges über die Kommode«, sagte Adora Belle, die offenbar wieder aufgewacht war. »Ihr wisst, dass sie nicht für ein oder von einem Mädchen zwischen dem Alter von vier und, sagen wir, elf Jahren gebaut wurde.«
     
    »Warum wissen wir das?«
     
    »Kein Rosa. Glaub mir, kein Mädchen in diesem Alter würde Rosa ausschließen.«
     
    »Bist du dir sicher? Das ist ja wunderbar!«, sagte Ponder und machte sich eine Notiz auf seinem Klemmbrett. »Das ist auf jeden Fall eine wichtige Erkenntnis. Also holen wir jetzt den Fuß, ja?«
     
    Inzwischen hatten alle Zauberer mit ihren Besenstielen den Boden erreicht. Ponder räusperte sich und hob erneut das Megaphon an: »SIND ALLE UNTEN? WUNDERBAR. HEX, SEI DOCH SO GUT UND FALTE, BITTE!«
     
    Einen Moment lang war es still, dann wurde immer deutlicher ein fernes Klappern hörbar, das von der Decke kam. Es klang, als würden die Götter Spielkarten aus Holz mischen, die ungefähr eine Meile groß waren.
     
    »Hex ist unsere Denkmaschine«, sagte Ponder. »Ohne ihn wären wir kaum in der Lage, die Kiste zu erkunden.«
     
    Das Klappern wurde immer lauter und schneller.
     
    »Es könnte sein, dass euch die Ohren wehtun«, sagte Ponder mit erhobener Stimme. »Hex versucht die Geschwindigkeit zu kontrollieren, aber die Ventilatoren brauchen eine gewisse Zeit, um die Luft in den Raum zurückzubefördern. DAS VOLUMEN DER KOMMODE ÄNDERT SICH SEHR SCHNELL, WISST IHR!«
     
    Diese Worte brüllte er im Getöse der kollabierenden Schubladen. Sie klappten so schnell zusammen, dass das menschliche Auge den Bewegungen nicht mehr folgen konnte, während das Gebilde schrumpfte und sich faltete und verschob und klapperte, bis es erst Hausgröße und dann Hüttengröße erreicht hatte, bis schließlich mitten im riesigen Raum - sofern es nicht eine Art von Zeit war - ein kleiner Holzschrank stand, etwa einen halben Meter tief und mit vier hübsch gedrechselten Beinen.
     
    Die Türen der Kommode schlossen sich klackend.
     
    »Entfalte langsam auf Gegenstand 1109«, sagte Ponder in der ohrenbetäubenden Stille.
     
    Die Türen öffneten sich wieder. Eine tiefe Schublade glitt heraus.
     
    Sie glitt weiter und weiter.
     
    »Folgt mir einfach«, sagte Ponder und lief auf den Schrank zu. »Jetzt ist es einigermaßen sicher.«
     
    »Äh, eine Schublade von etwa hundert Metern Länge hat sich gerade aus einem Kasten geschoben, der nur vierzehn Zoll tief ist«, sagte Feucht, nur für den Fall, dass er der Einzige war, der es bemerkt hatte.
     
    »Ja. Das ist der Punkt«, sagte Ponder, während sich die Schublade etwa zur Hälfte wieder schloss. An der Seite sah Feucht eine Reihe von weiteren Schubladen. Also öffneten sich Schubladen ... aus Schubladen. Allerdings, so dachte Feucht, musste man sich die Sache im elfdimensionalen Raum sicherlich anders vorstellen.
     
    »Es ist ein Schiebepuzzle«, sagte Adora Belle, »aber die Teile lassen sich in viel mehr Richtungen als sonst verschieben.«
     
    »Das ist eine sehr anschauliche Analogie, die äußerst hilfreich ist, die Angelegenheit zu verstehen, während sie streng genommen in jeder denkbaren Hinsicht falsch ist«, sagte Ponder.
     
    Adora Belle kniff leicht die Augen zusammen. Sie hatte schon seit zehn Minuten keine Zigarette mehr geraucht.
     
    Aus der langen Schublade kam im rechten Winkel eine weitere Schublade. Überall an den Seiten befanden sich, ja, weitere Schubladen. Eine davon schob sich langsam heraus.
     
    Feucht wagte es dagegenzuklopfen, aber es schien völlig normales Holz zu sein. Zumindest das Geräusch klang völlig normal. »Sollte ich mir Sorgen machen, weil ich gerade gesehen habe, wie sich eine Schublade durch eine zweite schiebt?«, fragte er.
     
    »Nein«, sagte Ponder. »Die Kommode versucht, Dinge vierdimensional umzusetzen, die sich eigentlich in elf oder möglicherweise zehn Dimensionen

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