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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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fragte Feucht.
    »Sie sind eher Teil der ... Kulisse«, sagte Hicks und rückte die Kapuze zurecht. »Ich meine, wir könnten uns auch alle im Kreis hinsetzen und das Skript vorlesen, aber ohne Kostüme und Kulisse ... wer würde da schon zur Vorstellung kommen? Interessiert ihr euch überhaupt für Theater?«, fügte er in hoffnungsvollem Tonfall hinzu.
    »Ich gehe hin, wenn ich kann«, sagte Feucht zurückhaltend, weil er diesen hoffnungsvollen Tonfall kannte.
    »Ihr habt nicht zufällig vor kurzem  Schade, dass sie eine Ausbilderin im unbewaffneten Kampf ist  im Kleinen Theater gesehen? Es wurde von den Schauspielern der Tollen Schwestern aufgeführt.«
    »Äh, nein, ich füchte nicht.«
    »Ich habe den Sir Andrew Fartswell gespielt«, sagte Dr. Hicks, falls Feucht doch noch einen plötzlichen Erinnerungsanfall bekommen sollte.
    »Ach,  du  warst das?«, sagte Feucht, der schon einigen Schauspielern begegnet war. »Im Büro haben alle darüber gesprochen!«
    Das geht in Ordnung, solange er nicht fragt, über welchen Abend sie gesprochen hatten, dachte er. Bei jeder Inszenierung gab es einen Abend, an dem etwas urkomisch Schreckliches geschah. Aber er hatte Glück; ein erfahrener Schauspieler wusste, wann man nicht mehr nachhaken sollte.
    Stattdessen sagte Hicks: »Kennt ihr euch mit antiken Sprachen aus?«
    »Ich kann Vulgär-Brummen«, sagte Feucht.
». Ist das antik genug für dich?«, sagte Adora Belle und verursachte Feucht eine Gänsehaut. Die Sprache der Golems war normalerweise ein Gräuel für menschliche Zungen, aber wenn Adora Belle sie sprach, klang es unerträglich sexy. Wie Silber in der Luft.
    »Was war das?«, sagte Hicks.
    »Die allgemeine Verkehrssprache der Golems in den letzten zwanzigtausend Jahren«, sagte Adora Belle.
    »Wirklich? Höchst, äh, bewegend ... äh ... gut, wir wollen jetzt beginnen ...«
    Im Kontor wagte niemand aufzublicken, als der Schreibtisch des Hauptkassierers wie ein altersschwacher Karren auf der Drehschreibe herumrumpelte. Das Papier flog unter Mavolio Beuges Händen, während sein Gehirn in Giften ertrank und seine Füße unablässig traten, um die dunklen Energien abzuarbeiten, die seine Seele erstickten.
    Er rechnete nicht, jedenfalls nicht so, wie andere Menschen es taten. Berechnungen waren etwas für Leute, die nicht sehen konnten, wie die Antwort vor ihren Augen schwebte. Sehen war Wissen. So war es schon immer gewesen.
    Der Berg der angesammelten Arbeiten schrumpfte, während der Zorn seiner Gedanken ihn plagte.
    Ständig wurden neue Konten eröffnet. Und warum? Hatte es etwas mit Vertrauen zu tun? Mit Redlichkeit? Mit dem Streben nach Sparsamkeit? War es wegen irgendeiner Sache, die irgendetwas mit Wert zu tun hatte?
    Nein! Es war wegen Lipwig! Leute, die Herr Beuge nie zuvor gesehen hatte und auch nie wiederzusehen hoffte, strömten in die Bank und schleppten ihr Geld in Kästen, in Sparschweinen und in vielen Fällen sogar in Socken heran. Manchmal trugen sie die Socken sogar noch!
    Und sie taten es nur aufgrund von Worten! Die Geldsäcke der Bank füllten sich, weil der verfluchte Herr Lipwig die Leute zum Lachen brachte und ihnen Hoffnung machte. Die Leute  mochten  ihn. Niemand hatte je Herrn Beuge gemocht, soweit ihm bekannt war. Ja, da war die Liebe einer Mutter gewesen, die Arme eines Vaters, das eine kühl, das andere zu spät, aber was hatte es ihm gebracht? Am Ende hatte man ihn allein gelassen. Also war er fortgelaufen und hatte sich der grauen Karawane angeschlossen. Er hatte ein neues Leben begonnen, das auf Zahlen und Werten und verlässlichem Respekt gründete, und er hatte sich nach oben gearbeitet. Ja, er war ein Mann von Wert, und ja, er wurde respektiert. Allerdings. Selbst Herr Cosmo respektierte ihn.
    Dann war Lipwig aus dem Nichts gekommen, und wer war er eigentlich? Niemand schien ihn zu kennen, mit Ausnahme des verdächtigen Kerls mit den lockeren Zähnen. Eben noch hatte es keinen Lipwig gegeben, und am nächsten Tag war er schon Postminister! Und nun war er in der Bank, ein Mann, der Werte mit Worten verwechselte und der vor niemandem Respekt hatte! Und er brachte die Leute zum Lachen - und die Bank füllte sich mit Geld!
    Und haben die Üppigs dich üppig belohnt  sagte eine vertraute Stimme in seinem Kopf. Es war ein verhasster kleiner Teil von ihm, den er jahrelang geprügelt und ausgehungert und in den Schrank zurückgetrieben hatte. Es war nicht die Stimme seines Gewissens.  Er  war die Stimme seines Gewissens. Es war

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