Schöne Scheine
verstorbenen Professor Flett reden«, sagte Hicks.
»Der tot ist, nicht wahr?«
»Sogar sehr. Äußerst tot.«
»Klingt das nicht ein klein wenig nach Nekromantie?«
»Ich verstehe. Aber ihr müsst wissen, dass man für Nekromantie Schädel und Knochen und eine allgemeine nekromantische Atmosphäre benötigt«, erklärte Dr. Hicks. Dann bemerkte er ihren Gesichtsausdruck. »Aha, ich weiß schon, was ihr möglicherweise falsch versteht.« Er stieß ein kurzes Lachen aus, das ein wenig gebrochen klang. »Lasst euch nicht vom Anschein täuschen. Ich brauche das alles nicht. Aber Professor Flett. Er ist recht konservativ und würde nicht aus seiner Urne kommen, wenn wir kein vollständiges Seelenritual mitsamt der Schreckensmaske der Beschwörung durchführen würden.« Er zupfte an einem Reißzahn.
»Und das ist die Schreckensmaske der Beschwörung, ja?«, sagte Feucht. Der Zauberer zögerte kurz, bevor er sagte: »Natürlich.«
»Nur dass sie genauso wie die Schreckenszauberermaske aussieht, die bei Boffo in der Zehntes-Ei-Straße verkauft wird«, sagte Feucht. »Im Sonderangebot für nur fünf Dollar, glaube ich.«
»Ich, äh, glaube, dass du dich täuschst«, sagte Hicks.
»Das glaube ich nicht«, sagte Feucht. »Du hast das Etikett drangelassen.«
»Wo? Wo?« Der Nekromant, der keiner war, hob die Maske auf und betrachtete sie von allen Seiten, auf der Suche nach ...
Als er Feuchts Grinsen sah, verdrehte er die Augen. »Also gut, ja«, murmelte er. »Die echte ist leider verloren gegangen. Du glaubst gar nicht, was hier alles verloren geht. Nach dem Zaubern räumen sie nie richtig auf. War draußen im Korridor ein Riesentintenfisch?«
»Heute Nachmittag nicht mehr«, sagte Adora Belle.
»Ja, weswegen war da ein Tintenfisch?«
»Oh, lasst mich bitte erklären, was es mit dem Tintenfisch auf sich hat!«, sagte Hicks.
»Bitte.«
»Das wollt ihr auf gar keinen Fall hören!«
»Nein?«
»Glaubt mir. Seid ihr euch sicher, dass er nicht mehr da war?«
»So etwas hätten wir eher nicht übersehen«, sagte Adora Belle.
»Mit etwas Glück hat sich dieser Zauber endlich verflüchtigt«, sagte Hicks und entspannte sich. »Es wird wirklich immer unmöglicher. Letzte Woche hat sich alles in meinem Karteikasten unter >W< einsortiert. Niemand scheint zu wissen, warum das so ist.«
»Du wolltest uns etwas über die Schädel erzählen«, sagte Adora Belle.
»Alles Fälschungen«, sagte Hicks.
»Wie bitte?« Die Stimme klang trocken und knarrend und kam aus einer dunklen Ecke.
»Mit Ausnahme von Charlie, versteht sich«, fügte Hicks hastig hinzu. »Er ist schon seit Ewigkeiten hier.«
»Ich bin das Rückgrat des Instituts«, sagte die Stimme mit einer Spur von Stolz.
»Können wir jetzt anfangen?«, sagte Hicks und kramte in einem schwarzen Samtbeutel. »Am Haken hinter der Tür hängen ein paar schwarze Kapuzenumhänge. Sie sind natürlich nur Show, aber in der Nek... - in der Postmortalen Kommunikation geht es sehr viel um Theater. Die meisten Leute, mit denen wir ... kommunizieren, sind Zauberer und mögen keine modernen Veränderungen.«
»Wir werden doch nichts ... Schauriges tun, oder?«, sagte Adora Belle, während sie zweifelnd einen Umhang betrachtete.
»Davon abgesehen, dass wir mit jemandem reden, der schon seit dreihundert Jahren tot ist«, sagte Feucht. In Gegenwart von Totenschädeln fühlte er sich im Allgemeinen eher unwohl. Menschen sind seit Affenzeiten genetisch darauf programmiert, sich so zu fühlen, weil a) das, was einen Totenschädel zu einem Totenschädel gemacht hatte, immer noch in der Nähe sein konnte, sodass man sich sofort zu einem Baum flüchten sollte, und b) Totenschädel immer aussahen, als würden sie sich über einen lustig machen.
»Macht euch deswegen keine Sorgen«, sagte Hicks, nahm einen kleinen verzierten Krug aus dem schwarzen Beutel und polierte ihn an seinem Ärmel. »Professor Flett hat seine Seele der Universität vermacht. Er ist ein bisschen griesgrämig, wie ich sagen muss, aber er kann sehr kooperativ sein, wenn wir ihm eine ordentliche Show bieten.« Er trat zurück. »Schauen wir mal... gruselige Kerzen, der Kreis von Namareth, das Glas der Stummen Zeit, natürlich die Maske, die Vorhänge der, äh, die Vorhänge und ...« An dieser Stelle stellte er eine kleine Schachtel neben den Krug. »... die unerlässlichen Zutaten.«
»Wie bitte? Meinst du damit, dass all diese anderen kostspielig klingenden Sachen nicht unerlässlich sind?«,
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