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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Professors funkelte jetzt etwas mehr als romantische Zuneigung. Die Wollust zeigt sich in vielen Varianten.
    Er hob den Arm auf. Das war die zweite Überraschung. Doch dann erkannte Feucht, dass der Arm immer noch zu Fletts Füßen lag, während er ein weißlich schimmerndes Geisterbild in den Händen hielt.
    »Aha, ein Stück von einem ähmianischen Golem«, sagte er. »Ziemlich schlecht erhalten. Außerordentlich selten. Wahrscheinlich in oder um Ahm ausgegraben, richtig?«
    »Kann sein«, sagte Adora Belle.
    »Hmm. Kann sein, wie?«, sagte Flett und drehte den Phantomarm um. »Wie hauchdünn er ist! Leicht wie eine Feder, aber stabil wie Stahl, während in ihm noch das Feuer brannte! So etwas hat es seitdem nie wieder gegeben!«
    »Vielleicht weiß ich, wo solches Feuer immer noch brennt«, sagte Adora Belle.
    »Nach sechzigtausend Jahren? Das glaube ich kaum, Gnädigste!«

»Das sehe ich anders.«
    Wenn sie etwas in diesem Tonfall sagte, widmete ihr jeder seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Damit vermittelte sie absolute Gewissheit. Feucht hatte jahrelang hart daran gearbeitet, eine solche Stimme zu bekommen.
    »Willst du damit sagen, dass ein ähmianischer Golem  überlebt  hat?«
    »Ja. Insgesamt vier, glaube ich«, sagte Adora Belle.
    »Können sie singen?«
    »Zumindest einer.«
    »Ich würde alles dafür geben, einen von ihnen zu sehen, bevor ich sterbe«, sagte Flett.
    »Ah ...«, begann Feucht.
    »Schon gut, nur eine Redensart«, sagte Flett und winkte gereizt ab.
    »Ich denke, das ließe sich arrangieren«, sagte Adora Belle. »Wir haben ihr Lied bereits in Boddelys phonetische Runen transkribiert.« Sie kramte in ihrem Beutel und holte eine kleine Schriftrolle hervor. Flett griff danach, und wieder hielt er das schimmernde Phantom der Rolle in den Händen.
    »Es scheint sich um Kauderwelsch zu handeln«, sagte er, als er den Text überflogen hatte, »obwohl ich sagen muss, dass Ähmianisch auf den ersten Blick meistens diesen Eindruck erweckt. Ich brauche etwas Zeit, um das Ganze gründlich durchzugehen. Ähmianisch ist eine ausgesprochen kontextuelle Sprache. Hast du diese Golems gesehen?«
    »Nein, unser Tunnel ist eingestürzt. Wir können nicht einmal mehr mit den Golems reden, die ihn gegraben haben. Unter dem Meer sind Lieder nicht sehr weit zu hören. Aber wir glauben, dass sie ... ungewöhnliche Golems sind.«
    »Wahrscheinlich aus Gold«, sagte Flett, und seine Worte verhallten in nachdenklichem Schweigen.
    Dann sagte Adora Belle: »Oh.« Feucht schloss die Augen, und auf der Innenseite seiner Lider marschierten glänzend die Goldreserven von Ankh-Morpork auf und ab.
    »Jeder, der über Ähm forscht, stößt irgendwann auf die Legende des goldenen Golems«, sagte Flett. »Vor sechzigtausend Jahren saß irgendein Medizinmann an einem Feuer, machte eine Tonfigur und fand heraus, wie man sie zum Leben erwecken konnte. Und das war die einzige Erfindung, die sie überhaupt machen mussten, wusstet ihr das? Seitdem ist es niemandem mehr gelungen, einen zu erschaffen. Aber die Ähmianer haben niemals Eisen verarbeitet! Sie haben nie den Spaten oder das Rad erfunden! Golems hüteten ihr Vieh und webten ihre Kleidung! Allerdings haben die Ähmianer durchaus ihren eigenen Schmuck hergestellt, auf dem hauptsächlich Szenen von Menschenopfern abgebildet sind, und zwar in jeder Hinsicht sehr kunstvoll. Auf diesem Gebiet waren sie außerordentlich erfindungsreich. Es handelte sich natürlich um eine Theokratie«, fügte er mit einem Schulterzucken hinzu. »Ich weiß nicht, was Stufenpyramiden an sich haben, dass sie immer die schlimmsten Seiten eines Gottes zum Vorschein bringen ... Auf jeden Fall haben sie mit Gold gearbeitet. Sie haben ihre Priester darin gekleidet. Und es ist durchaus möglich, dass sie daraus auch ein paar Golems gemacht haben. Oder der >goldene Golem< war nur eine Metapher, die sich auf den großen Wert bezog, den die Golems für die Ähmianer hatten. Wenn Menschen zum Ausdruck bringen wollen, dass etwas großen Wert hat, kommt ihnen immer wieder das Wort >Gold< in den Sinn ...«
    »Nicht wahr?«, murmelte Feucht.
    »... oder es ist einfach nur eine Legende ohne reale Grundlage. Bei der Erkundung der Ausgrabungsstätte wurden niemals mehr als ein paar winzige Fragmente zerbrochener Golems gefunden«, sagte Flett, lehnte sich zurück und machte es sich auf einer Sitzgelegenheit aus Luft bequem.
    Er zwinkerte Adora Belle zu. »Vielleicht hast du ja woanders gesucht. Heißt es nicht in einer

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