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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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attraktiv, sein Gesicht hinterließ so wenig Eindruck, dass er beim Rasieren manchmal selber überrascht reagierte. Und Vetinari trug Schwarz, was bekanntlich auch keine auffällige Farbe war, aber er hatte trotzdem eine Präsenz wie ein Bleigewicht auf einer Gummiplane. Sie dellte die Sphäre um ihn herum ein. Die Leute sahen ihn nicht sofort, aber sie spürten, dass er da war.
    Nun flüsterten die Leute in Sprechrohre. Der Patrizier war in der Bank, und niemand hatte ihn in aller Förmlichkeit begrüßt! Das konnte nur Arger geben!
    »Wie geht es Fräulein Liebherz?«, fragte Vetinari, der nichts von der zunehmenden Unruhe zu bemerken schien.
    »Sie ist fort«, sagte Feucht unumwunden.
    »Ach, die Stiftung hat sicherlich einen weiteren vergrabenen Golem entdeckt.«
    »Ja.«
    »Der immer noch versucht, Befehle auszuführen, die ihm vor Jahrtausenden erteilt wurden?«
    »Wahrscheinlich. Er wurde irgendwo draußen in der Wildnis gefunden.«
    »Sie ist unermüdlich«, sagte Vetinari zufrieden. »Solche Leute treiben nach ihrer Auferstehung aus der Dunkelheit die Räder des Geschäftslebens an, was der Gemeinschaft zugute kommt. Genauso wie du, Herr Lipwig. Sie erweist der Stadt einen großen Dienst. Und die Golem-Stiftung auch.«
    »Ja«, sagte Feucht und ließ diese ganze Wiederauferstehungsangelegenheit auf sich beruhen.
    »Aber dein Tonfall deutet etwas anderes an.«
    »Nun ja ...« Feucht wusste, dass er sich wand, aber letztlich war es auch wieder egal. »Sie stürmt ständig los, weil man einen Golem in irgendeiner uralten Kloake oder so entdeckt hat...«
    »Aber dir stürmt sie nicht hinterher, wie?«
    »Und in diesem Fall ist sie schon seit Wochen unterwegs«, sagte Feucht, ohne auf die Bemerkung einzugehen, weil sie vermutlich zutreffend war. »Und sie will mir nicht sagen, worum es geht. Sie sagt nur, es wäre sehr wichtig. Etwas ganz Neues.«
    »Ich glaube, sie schürft irgendwo«, sagte Vetinari. Er tippte bedächtig mit seinem Gehstock auf den Marmor, was ein hallendes Kläcken verursachte. »Ich habe gehört, dass Golems diesseits von Chimärien im Zwergenland Bergbau betreiben, in der Nähe der Kutschenstraße. Zum großen Nutzen der Zwerge, wie ich hinzufügen möchte. Der König hat das Land an die Stiftung verpachtet und sorgt dafür, dass er einen Blick auf das werfen kann, was ausgegraben wird.«
    »Steckt sie in Schwierigkeiten?«
    »Fräulein Liebherz? Nein. Wie ich sie kenne, dürfte eher der König der Zwerge Schwierigkeiten haben. Sie ist eine sehr ... aufgeräumte junge Dame, wie mir aufgefallen ist.«
    »Ha! Du hast nicht den leisesten Schimmer!«
    Feucht nahm sich vor, Adora Belle eine Nachricht zu schicken, sobald das hier vorbei war. Das Thema Golems spitzte sich derzeit wieder zu, weil sich die Gilden darüber beklagten, dass sie Arbeitsverhältnisse eingingen. Fräulein Liebherz wurde in der Stadt gebraucht - natürlich von den Golems.
    Er wurde sich eines unterschwelligen Geräuschs bewusst. Es kam von unten und klang, als würde Luft durch Flüssigkeit blubbern oder wie Wasser mit dem üblichen Gluck-Gluck aus einer Flasche gegossen werden.
    »Hörst du das?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Weißt du, was das ist?«
    »Die Zukunft der Wirtschaftsplanung, wie mir zu Ohren gekommen ist.« Lord Vetinari wirkte zwar nicht gerade besorgt, aber zumindest ungewöhnlich verwundert. »Etwas muss geschehen sein«, sagte er. »Normalerweise kommt Herr Beuge schon wenige Sekunden nach meinem Eintreten über den Boden geschleimt. Ich hoffe, ihm ist nichts Unerfreuliches zugestoßen.«
    Die Türen eines großen Aufzugs am anderen Ende der Eingangshalle gingen auf, und ein Mann trat heraus. Für einen kurzen Moment - den vermutlich niemand bemerkt hätte, der seinen Lebensunterhalt nie damit bestreiten musste, Mienen zu deuten - war er aufgeregt und beunruhigt, aber das ging sehr schnell vorbei, als er seine Manschetten zurechtzupfte und seinem Gesicht das warme, wohlwollende Lächeln eines Mannes verlieh, der sich darauf freute, einem Geld abknöpfen zu können.
    Herr Beuge war in jeder Hinsicht glatt und unzerknittert. Feucht hatte jemanden im traditionellen Gehrock eines Bankiers erwartet, aber stattdessen trug er ein gut sitzendes schwarzes Jackett über einer Nadelstreifenhose. Auch Herr Beuge verhielt sich leise. Seine Füße, die sogar auf Marmor lautlos auftraten, waren für einen so gepflegten Mann ungewöhnlich groß, aber die Schuhe - schwarz und spiegelblank auf Hochglanz poliert - waren von

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