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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gewöhnlichen Dreck dieser Welt Reichtum machen. Sie entwerfen, bauen, schnitzen, backen, gießen, formen, schmieden und verwirklichen seltsame und phantasievolle Verbrechen. Aber sie bewahren ihr Geld in alten Socken auf. Sie vertrauen ihren Socken mehr als einer Bank. Hartgeld wird künstlich knapp gehalten, was der Grund ist, warum deine Briefmarken inzwischen zu einer inoffiziellen Währung geworden sind. Unser seriöses Bankwesen ist eine Katastrophe. Ein Witz.«
    »Es wäre ein noch viel größerer Witz, wenn du mir diese Aufgabe anvertraust«, sagte Feucht.
    Auf Vetinaris Gesicht zeigte sich ein flüchtiges Lächeln. »Findest du?«, sagte er. »Nun, wir alle brauchen gelegentlich etwas zum Lachen.«
    Der Kutscher öffnete die Tür, und sie stiegen aus.
    Warum Tempel?, dachte Feucht, als er zur Fassade der Königlichen Bank von Ankh-Morpork hinaufblickte. Warum werdenBanken immer so gebaut, dass sie wie Tempel aussehen, obwohl feststeht, dass mehrere größere Religionen a) strikt gegen das sind, was in einer Bank geschieht, und b) selber dort Konten haben.
    Er hatte die Bank natürlich schon einige Male gesehen, aber er hatte sich bis jetzt nie die Mühe gemacht, sie tatsächlich anzusehen. Für einen Tempel des Geldes war dieser gar nicht so schlecht geraten. Der Architekt hatte zumindest gewusst, wie man eine anständige Säule designt, und er wusste auch, wann es genug war. Er hatte sich hartnäckig gegen jede Andeutung von Putten verwahrt, obgleich sich über den Säulen ein Fries befand, der etwas hochtrabend Allegorisches mit Jungfrauen und Steinkrügen zeigte. In den meisten Krügen, fiel Feucht auf, und in einigen Jungfrauen nisteten Vögel. Eine Taube blickte verärgert von einem steinernen Busen auf Feucht hinunter.
    Feucht war schon viele Male an diesem Gebäude vorbeigegangen. Es hatte nie danach ausgesehen, als wäre hier allzu viel los. Und dahinter befand sich das Königliche Münzamt, dem niemals auch nur das geringste Lebenszeichen anzumerken war.
    Es war schwierig, sich ein hässlicheres Gebäude vorzustellen, das keinen bedeutenden Architekturpreis gewonnen hatte. Die Münze war ein karger Block aus Ziegeln und Steinen, die Fenster waren hoch, schmal, zahlreich und mit Gittern versehen, und die Türen waren mit Fallgittern gesichert. Die gesamte Konstruktion gab der Welt zu verstehen: Denk nicht mal dran.
    Bis jetzt hatte Feucht nicht mal dran gedacht. Es war eine Münzanstalt. An so einem Ort wurde man mit dem Kopf nach unten über einen Eimer gehalten und kräftig ausgeschüttelt, bevor man wieder nach draußen gelassen wurde. Eine derartige Institution hatte Wachen und Türen mit spitzen Stacheln.
    Und Vetinari wollte ihn zu ihrem Direktor machen. In einem so großen Büschel Zuckerwatte musste eine sehr scharfe Glasscherbe versteckt sein.
    »Sag mir noch eins«, begann er vorsichtig. »Was ist mit dem Mann passiert, der bisher diesen Posten innehatte?«
    »Ich dachte mir, dass du danach fragen würdest, also habe ich noch einmal in den Büchern nachgesehen. Er starb im Alter von neunzig Jahren an Herzversagen.«
    Das klang gar nicht so schlecht, aber Feucht war schlau genug, weiter nachzuhaken. »Ist in letzter Zeit sonst noch jemand gestorben?«
    »Sir Joshua Üppig, der Direktor der Bank. Er starb vor sechs Monaten in seinem eigenen Bett, im Alter von achtzig Jahren.«
    »Ein Mann kann auf sehr unangenehme Art und Weise in seinem eigenen Bett sterben«, gab Feucht zu bedenken.
    »Das glaube ich gern«, sagte Lord Vetinari. »In diesem Fall jedoch geschah es in den Armen einer jungen Frau namens Honig nach einer sehr üppigen Mahlzeit aus überbackenen Austern. Wie unangenehm das war, werden wir wohl nie erfahren.«
    »War sie seine Frau? Du sagtest, es wäre sein eigenes ...«
    »Er hatte eine Wohnung in der Bank«, sagte Lord Vetinari. »Eine traditionelle Vergünstigung, die sich als sehr nützlich erweisen konnte, wenn er« - hier hielt er für einen Sekundenbruchteil inne - »länger arbeiten musste. Frau Üppig war zu diesem Zeitpunkt nicht anwesend.«
    »Wenn er ein Sir war, müsste sie dann nicht eigentlich eine Lady sein?«, fragte Feucht.
    »Es ist recht charakteristisch für Frau Üppig, dass sie keine Lady sein mag«, sagte Lord Vetinari. »Und ich beuge mich ihren Wünschen.«
    »Musste er häufig länger >arbeiten    »Wie ich hörte, mit erstaunlicher Regelmäßigkeit, wenn man sein Alter

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