Schöne Scheine
seine Manschetten zurechtzupfte.
Er musterte Feucht von oben bis unten. »Sie verliert pro Woche fast eine Minute. Bin ich der Einzige, der das skandalös findet? Leider sieht es ganz danach aus. Nun gut. Fangen wir mit dem Gold an?«
»Oh ja!«, sagte Feucht. »Fangen wir damit an!«
Kapitel 2
Die Aussicht auf Gold - Die Männer aus den Verschlagen - Die Kosten eines Cents und die Nützlichkeit von Witwen - Die Kosten der Unkosten - Sicherheit und die Bedeutung derselben - Fasziniert von Transaktionen - Ein Sohn vieler Väter - Angebliche Unzuverlässigkeit in einem Fall brennender Unterwäsche - Das Panoptikum der Welt und die Blindheit von Herrn Beuge - Ein kryptisches Gewölbe
Irgendwie hatte ich etwas ... Größeres erwartet«, sagte Feucht, als er durch die stählernen Gitterstäbe in den kleinen Raum blickte, in dem das Gold aufbewahrt wurde. Das Metall in den offenen Säcken und Kisten glänzte matt im Fackellicht.
»Das sind fast zehn Tonnen Gold«, sagte Beuge vorwurfsvoll. »Es muss nicht groß aussehen.«
»Aber all die Barren und Säcke zusammengenommen sind nicht größer als die Schreibtische da draußen!«
»Es ist sehr schwer, Herr Lipwig. Es ist das einzig wahre Metall, rein und unbefleckt«, sagte Beuge. Sein linkes Auge zuckte. »Es ist das Metall, das niemals in Ungnade fiel.«
»Wirklich?«, sagte Feucht und vergewisserte sich, dass die Tür nach draußen immer noch offen war.
»Außerdem ist es die einzige Grundlage für ein stabiles Finanzsystem«, fuhr Herr Beuge fort, während das Fackellicht von den Metallflächen zurückgeworfen wurde und sein Gesicht in einen warmen gelblichen Schein tauchte. »Das hier sind wahre Werte! Ohne den Anker des Goldes wäre alles nur Chaos.«
»Wieso?«
»Wie ließe sich dann noch der Wert des Dollars bestimmen?«
»Aber unsere Dollars bestehen nicht aus purem Gold, oder?«
»Allerdings nicht! Sie sind goldfarben, Herr Lipwig«, sagte Beuge. »Sie enthalten weniger Gold als Meerwasser, sie sind nur goldIich. Wir haben unsere eigene Währung gepanscht! Niedertracht!
Ein größeres Verbrechen kann es nicht geben!« Wieder zuckte sein Auge.
»Äh ... vielleicht Mord?«, sagte Feucht. Ja, die Tür war immer noch offen.
Herr Beuge winkte mit seiner blassen Hand ab. »Ein Mord geschieht nur einmal«, sagte er, »aber wenn das Vertrauen ins Gold Zusammenbricht, regiert das Chaos. Doch es ließ sich nicht anders machen. Die abscheulichen Münzen sind zwar zugegebenermaßen nur goldlich, aber sie sind zumindest ein handfestes Symbol für das wirkliche Gold in den Reserven. In all ihrer Erbärmlichkeit stehen sie nichtsdestotrotz für das Primat des Goldes und unsere Unabhängigkeit von den Machenschaften der Regierung! Wir haben mehr Gold als jede andere Bank in der Stadt, und nur ich besitze einen Schlüssel für diese Tür! Natürlich hat auch der Direktor einen«, fügte er hinzu, aber so, als hätte er sich gerade eher widerstrebend daran erinnert.
»Ich habe irgendwo gelesen, dass die Münze so etwas wie das Versprechen ist, dass man dafür Gold im Wert von einem Dollar bekommt«, sagte Feucht hilfsbereit.
Herr Beuge legte die Fingerspitzen vor dem Gesicht aneinander und blickte himmelwärts, als würde er beten.
»Theoretisch ja«, sagte er nach einer Weile. »Ich würde es allerdings vorziehen, die Angelegenheit etwas anders zu formulieren. Es handelt sich um eine stillschweigende Übereinkunft, dass wir unser Versprechen, Gold gegen einen Dollar zu tauschen, halten werden, solange wir nicht in Wirklichkeit dazu aufgefordert werden, es einzulösen.«
»Also ... ist es in Wirklichkeit gar kein Versprechen?«
»Das ist es zweifellos, Herr, zumindest in Finanzkreisen. Hier geht es, wie du sicherlich erkennst, um Vertrauen.«
»Du meinst: Vertraut uns, denn wir haben ein großes, teures Haus?«
»Du scherzt, Herr Lipwig, aber darin könnte tatsächlich ein Körnchen Wahrheit stecken.« Beuge seufzte. »Ich sehe, dass du noch viel zu lernen hast. Wenigstens hast du mich als Lehrer. Und nun denke ich, dass wir uns die Münze ansehen sollten. Die Leute wollen immer die Münze sehen. Es ist siebenundzwanzig Minuten und sechsunddreißig Sekunden nach eins, also müsste man dort die Mittagspause beendet haben.«
Es war eine Höhle. Wenigstens damit war Feucht zufrieden. Eine Münzanstalt sollte ins Licht von Flammen getaucht sein.
Der Hauptsaal war drei Stockwerke hoch und fing ein wenig graues Tageslicht durch die Reihen
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