Schöne Scheine
Handschuh?«
»Er ist ein loyaler Diener der Bank«, sagte Cosmo, ohne auf ihre letzte Bemerkung einzugehen.
»Na und? Was hat das damit zu tun? Stimmt mit deiner Hand irgendwas nicht?«
»Mit meiner Hand ist alles in Ordnung«, sagte Cosmo, während sich eine weitere grellrote Schmerzwelle in seinem Arm bis hoch zur Schulter ausbreitete. Ich bin ganz nahe dran, dachte er. Ganz nahe! Vetinari glaubt, dass er mich in der Hand hat, aber in Wirklichkeit habe ich ihn! Oh ja! Nichtsdestotrotz ... vielleicht war es jetzt an der Zeit, mit dem Aufräumen anzufangen.
»Ich werde Kronsbeere heute Abend zu Herrn Beuge schicken«, sagte er. »Der Mann hat keinen Nutzen mehr für mich, nachdem ich jetzt Krippling habe.«
»Gut. Und dann wandert Lipptrick ins Gefängnis, und wir bekommen unsere Bank wieder. Weißt du, dass du gar nicht gut aussiehst? Du bist ganz blass.«
»Genauso blass wie Vetinari?«, sagte Cosmo und zeigte auf das Gemälde.
»Was? Wovon redest du? Sei nicht albern«, sagte Pucci. »Außerdem riecht es hier seltsam. Ist irgendwas gestorben?«
»Meine Gedanken sind völlig klar. Der morgige Tag wird Vetinaris letzter als Patrizier sein, das kann ich dir versichern.«
»Du redest schon wieder Unsinn. Und du schwitzt wie verrückt, möchte ich hinzufügen«, sagte Pucci. »Ehrlich, es tropft dir schon vom Kinn. Reiß dich zusammen!«
»Ich glaube, dass die Raupe spürt, wie sie stirbt, wenn sie sich in einen wunderschönen Schmetterling verwandelt«, sagte Cosmo verträumt.
»Wie? Was? Wer weiß? Was hat das mit allem zu tun? Außerdem funktioniert es ganz anders. Hör zu, denn das ist sehr interessant: Die Raupe stirbt, das ist richtig, und wird zu Matsch, und dann wacht ein winziges Stück von ihr, eine Niere oder so, plötzlich auf und isst die Raupensuppe, und das ist es dann, was zum Schmetterling wird. Es ist ein Wunder der Natur. Du hast dir nur eine Grippe eingefangen. Benimm dich nicht wie ein großes Baby. Ich habe eine Verabredung. Wir sehen uns morgen Früh.«
Sie stolzierte hinaus und ließ Cosmo allein zurück - fast allein, denn Kronsbeere saß in einer Ecke und las.
Cosmo dachte daran, dass er kaum etwas über den Mann wusste. Als Vetinari würde er natürlich bald alles über jeden wissen.
»Du hast die Assassinenschule besucht, nicht wahr, Kronsbeere?«, sagte er.
Kronsbeere zog das kleine silbrige Lesezeichen aus einer Hemdtasche, legte es vorsichtig auf die soeben gelesene Seite und schloss das Buch. »Ja, Herr. Als Stipendiat.«
»Ja, ich erinnere mich an die Stipendiaten, wie sie ständig herumflitzten. Sie wurden immer wieder schikaniert.«
»Ja, Herr. Einige von uns haben es überlebt.«
»Ich habe dich nie schikaniert, nicht wahr?«
»Nein, Herr. Daran würde ich mich erinnern.«
»Das ist gut. Sehr gut. Wie lautet dein Vorname, Kronsbeere?«
»Weiß nicht, Herr. Findelkind.«
»Wie traurig. Du musst ein schweres Leben gehabt haben.«
»Ja, Herr.«
»Die Welt kann manchmal sehr grausam sein.«
»Ja, Herr.«
»Wärst du so nett, heute Nacht Herrn Beuge zu töten?«
»Ich habe es mir vorgemerkt, Herr. Ich werde einen Kollegen mitnehmen und die Aufgabe eine Stunde vor Sonnenaufgang erledigen. Dann sind die meisten von Frau Kuchens Kunden unterwegs, und der Nebel ist am dichtesten. Zum Glück verbringt Frau Kuchen die heutige Nacht bei ihrer alten Freundin Frau Schaden-Käfer in Willkommensseife. Das habe ich bereits überprüft, da ich mit der Möglichkeit eines solchen Falls gerechnet habe.«
»Du bist ein Meister deines Fachs, Kronsbeere. Ich beglückwünsche dich.«
»Vielen Dank, Herr.«
»Hast du Vorhinein irgendwo gesehen?«
»Nein, Herr.«
»Wohin er wohl verschwunden ist? Jetzt geh und iss zu Abend. Ich werde heute Abend nicht speisen.«
Kronsbeere ging.
»Morgen werde ich mich verwandeln«, sagte er laut, nachdem sich die Tür hinter dem Mann geschlossen hatte.
Er ergriff das Schwert und zog es heraus. Es war wunderschön.
Auf dem Bild an der Wand zog Lord Vetinari eine Augenbraue hoch und sagte: »Morgen wirst du ein wunderschöner Schmetterling sein.«
Cosmo lächelte. Er hatte es fast geschafft. Vetinari war endgültig dem Wahnsinn verfallen.
Herr Beuge öffnete die Augen und starrte gegen die Decke.
Nach ein paar Sekunden wurde dieser nicht gerade aufregende Anblick durch eine riesige Nase ersetzt, hinter der sich der Rest eines besorgten Gesichts befand.
»Du bist wach!«
Herr Beuge blinzelte, fokussierte seinen Blick und schaute
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