Schöne Scheine
höheren Wahrheit.«
»Gut gemacht, Bernward! Du hast noch eine große Karriere vor dir. Haben das alle anderen verstanden? Höhere Wahrheit. Gut! Jetzt wollen wir endlich den alten Sack eintreiben und von hier verschwinden, bevor uns jemand erwischt!«
Ein Trollpolizist in einer Kutsche ist nur schwer zu ignorieren. Er ist einfach gewaltig präsent. Vielleicht war es ein kleiner Scherz von Mumm. Feldwebel Detritus saß neben Feucht, sodass dieser wie von einer Schraubzwinge auf seinem Sitzplatz festgehalten wurde. Lord Vetinari und Drumknott saßen ihnen gegenüber, Seine Lordschaft mit nachdenklicher Miene, die Hände auf dem silbernen Knauf des Gehstocks verschränkt, das Kinn auf die Hände gestützt. Er beobachtete Feucht aufmerksam.
Es ging das Gerücht, dass das Schwert im Stock aus dem Eisen im Blut von tausend Männern geschmiedet worden war. Feucht empfand das als Verschwendung, wenn man mit ein bisschen mehr Arbeit genug gewinnen konnte, um daraus einen Pflug zu machen. Wer dachte sich überhaupt solche Sachen aus?
Doch im Fall von Vetinari kam es ihm durchaus möglich vor, wenn auch übertrieben unschön.
»Hör mal, wenn du Cosmo vor mir ...«, begann er.
»Pas devant le gendarme«, sagte Lord Vetinari.
»Heißt: nich quatschen, wenn ich dabei bin«, erklärte Feldwebel Detritus hilfsbereit.
»Vielleicht können wir dann über Engel reden?«, sagte Feucht, nachdem eine Zeit lang Schweigen geherrscht hatte.
»Nein, können wir nicht. Herr Lipwig, du scheinst die einzige Person zu sein, die die größte Armee befehligen kann, die es seit den Tagen des Reichs gegeben hat. Hältst du das für eine gute Idee?«
»Ich wollte es gar nicht! Ich habe nur herausgefunden, wie man es macht!«
»Weißt du, Herr Lipwig, wenn ich dich jetzt töte, würde ich damit eine unglaublich große Menge von Problemen lösen.«
»Aber ich hab das nicht mit Absicht gemacht! Jedenfalls ... nicht ganz.«
»Auch das Reich haben wir nicht mit Absicht gemacht. Es wurde nur irgendwann zu einer schlechten Angewohnheit. Also, Herr Lipwig, nachdem du nun deine Golems hast, was willst du noch mit ihnen machen?«
»Einen in jeden Klackerturm setzen, als Kraftquelle. Die Eseltretmühlen haben nie richtig funktioniert. Dagegen können die anderen Städte keinen Einspruch erheben. Es wird ein Segen für die Men... - für alle Leute sein, und die Esel werden vermutlich auch nichts dagegen haben.«
»Dazu benötigt man vielleicht ein paar hundert. Und die übrigen?«
»Ich beabsichtige, sie in Gold zu verwandeln, Herr. Und ich glaube, dass wir damit all unsere Probleme lösen werden.«
Erneut brach der Schmerz durch, aber diesmal fühlte er sich irgendwie beruhigend an. Er wurde zu Vetinari, ganz eindeutig. Der Schmerz war gut. Es war ein guter Schmerz. Dadurch konnte er sich konzentrieren, er half ihm beim Denken.
In diesem Moment dachte Cosmo, dass er Pucci wirklich bei der Geburt hätte erdrosseln sollen, was er laut Familienüberlieferung auch tatsächlich versucht hatte. Alles an ihr war nervig. Sie war selbstsüchtig, arrogant, habgierig, eitel, grausam, dickköpfig, völlig ohne Taktgefühl und bar jeder Fähigkeit zur Selbsteinschätzung.
Innerhalb des Familenclans wurden solche Eigenschaften nicht grundsätzlich als Fehler angesehen. Es war nahezu unmöglich, Reichtum anzuhäufen, wenn man sich ständig Gedanken darüber machte, ob man richtig oder falsch handelte. Aber Pucci hielt sich für hübsch, und das ging ihm auf die Nerven. Sie hatte tatsächlich schöne Haare, aber diese hohen Absätze! Sie sah aus wie ein Ballon, der an zwei kurzen Leinen festgemacht war! Dass sie überhaupt so etwas wie eine Figur hatte, verdankte sie einzig und allein dem genialen Geschick der Korsettmacher. Es hieß, dass fette Mädchen eine sympathische Persönlichkeit hatten, aber sie hatte lediglich viel Persönlichkeit, und alles davon war Üppig.
Andererseits war sie in seinem Alter und verfügte zumindest über Ehrgeiz und die wunderbare Gabe des Hassens. Sie war nicht so weich wie alle anderen, die sich ihr ganzes Leben lang nur ans Geld kuschelten. Die anderen hatten keine Vision. Pucci war jemand, mit dem er reden konnte. Sie sah die Dinge aus einer sanfteren, weiblicheren Perspektive.
»Du solltest Beuge töten lassen«, sagte sie. »Ich bin mir sicher, dass er etwas weiß. Lassen wir ihn an den Füßen aufgehängt von einer Brücke baumeln. So hat es Großvater immer gemacht. Warum trägst du immer noch diesen
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