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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ist Frauen der Zutritt zum Gildenhaus nicht gestattet, aber unter diesen besonderen Umständen können wir eine Ausnahme von der Regel machen.«
    »Ach, da bin ich aber froh!«, sagte Adora Belle. Jede Silbe war mit Säure getränkt.
    »Es ist einfach so - ganz gleich, was die Scherze-für-Frauen-Gruppe sagt -, dass Frauen nicht witzig sind.«
    »Ein schreckliches Gebrechen«, stimmte Adora Belle ihm zu.
    »Vielmehr eine interessante Dichotomie, denn Clowns sind es auch nicht«, sagte Vetinari.
    »Das fand ich schon immer«, sagte Adora Belle.
    »Sie sind tragisch, und wir lachen über ihre Tragik, genauso wie wir über unsere eigene lachen. Das aufgemalte Grinsen verspottet uns aus der Dunkelheit, macht sich über unseren verrückten Glauben an Ordnung, Logik, Status oder die Realität der Wirklichkeit lustig. Die Maske weiß, dass wir auf der Bananenschale geboren wurden, die uns direkt zum offenen Loch des Verderbens gleiten lässt, und wir können nur darauf hoffen, dass uns die Menge dafür bejubelt.«
    »Und wie passen die quietschenden Ballontiere ins Bild?«, fragte Feucht.
    »Keine Ahnung. Aber als die Männer Herrn Beuge überfielen, hat er einen von ihnen mit einem recht lebensechten lustigen rosa Elefanten aus Ballons erdrosselt.«
    »Man stelle sich nur das Geräusch vor!«
    »Ja! Welch ein Geniestreich! Und ganz ohne Ausbildung! Und dann die Sache mit der Leiter! Er hat es gnadenlos durchgezogen! Einfach hervorragend!«, sagte Weißgesicht. »Jetzt wissen wir alles über ihn, Havelock. Nachdem seine Mutter starb, kam sein Vater zurück, und natürlich hat er ihn in den Zirkus mitgenommen. Jeder Clown konnte sofort sehen, dass er zum Komiker geboren war. Allein schon die Füße! Sie hätten ihn zu uns schicken sollen! Ein Junge in diesem Alter, das kann ziemlich heikel sein. Aber nein, er wurde in das alte Kostüm seines Großvaters gesteckt und in irgendeiner winzigen Stadt in die Manege geschubst, und, nun ja, das war der Moment, wo den Clowns ein Prinz verloren ging.«
    »Warum? Was ist passiert?«, fragte Feucht.
    »Was glaubst du denn? Sie haben ihn ausgelacht.«
    Es regnete, und nasse Zweige peitschten ihn, als er durch den Wald stürmte, wobei ihm immer noch weiße Farbe aus der viel zu weiten Hose tropfte. Die Hose hüpfte an den elastischen Hosenträgern auf und ab und traf ihn gelegentlich sogar am Kinn.
    Aber die Schuhe waren gut. Es waren erstaunliche Schuhe. Es waren die einzigen, die ihm jemals gepasst hatten.
    Aber seine Mutter hatte ihn anständig erzogen. Kleidung sollte in seriösem Grau gehalten sein, Frohsinn war unschicklich, und Make-up war eine Sünde.
    Nun gut, die Strafe war auf dem Fuß gefolgt!
    Am frühen Morgen fand er eine Scheune. Er kratzte sich die angetrocknete Sahne und Schminke ab und wusch sich in einem Teich. Oh, dieses Gesicht! Die dicke Nase, der riesige Mund, die aufgemalte weiße Träne - er wusste, dass er sich in seinen Albträumen immer wieder daran erinnern würde.
    Wenigstens trug er noch sein eigenes Hemd und die Unterhose, die alles Wichtige bedeckte. Er wollte gerade alles andere wegwerfen, als eine innere Stimme ihn zurückhielt. Seine Mutter lebte nicht mehr, und er war nicht in der Lage gewesen, die Gerichtsvollzieher daran zu hindern, alles mitzunehmen, selbst den Messingring, den Mutter jeden Tag poliert hatte. Seinen Vater hatte er nie wiedergesehen ... er musste etwas behalten, es musste  irgendetwas  für ihn geben, das ihn daran erinnerte, wer er war und woher er gekommen und warum er gegangen war - ja, auch das. In der Scheune fand er einen Sack voller Löcher, der für seine Zwecke ausreichte.
    Später stieß er auf ein paar Wohnwagen, die unter Bäumen Rast machten, aber es waren keine bunt bemalten Zirkuswagen. Wahrscheinlich sind die Leute religiös, dachte er, und Mutter hatte nichts gegen die gemäßigteren Religionen gehabt, vorausgesetzt, ihre Götter waren nicht ausländischer Herkunft.
    Sie gaben ihm Kanincheneintopf. Und als er über die Schulter eines Mannes blickte, der ruhig an einem kleinen Klapptisch saß, sah er ein Buch voller Zahlen. Er liebte Zahlen. Sie ergaben immer Sinn - in einer Welt, die keinen Sinn ergab. Dann hatte er den Mann sehr höflich gefragt, was die Zahl ganz unten auf der Seite zu bedeuten hatte, und er hatte zur Antwort erhalten: »So etwas bezeichnet man im Allgemeinen als Summe.« Darauf hatte er erwidert: »Nein, das ist nicht die Summe, sondern dreiviertel Cent weniger als die Summe.« - »Woher willst

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