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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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bedeutet, dass Briefe von kleinen Postämtern auf dem Land per Express befördert werden können, ohne die Kutsche aufzuhalten. Auf einer langen Fahrt können so einige Minuten eingespart werden.«
    »Und wenn ich dir ein paar von den Golempferden überlasse, könnten die Kutschen mit einhundert Meilen pro Stunde fahren, wie mir gesagt wurde, und ich kann mir vorstellen, dass ihre glühenden Augen selbst diese Erbsensuppe durchdringen können.«
    »Möglicherweise, Herr. Aber dein Angebot ist überflüssig. Ich habe bereits  alle  Golempferde«, sagte Feucht.
    Vetinari bedachte ihn mit einem kühlen Blick und sagte dann: »Ha! Und du hast auch noch alle deine Ohren. Über welchen Tauschwert reden wir hier?«
    »Hör mal, es ist ja nicht so, dass ich der Herr der Golems sein möchte ...«, begann Feucht.
    »Lass uns das unterwegs bereden. Steig in meine Kutsche«, sagte Vetinari.
    »Wohin fahren wir?«
    »Nicht weit. Wir werden Herrn Beuge besuchen.«
    Der Clown, der die kleine Schiebetür im abweisenden Tor des Hauses der Narrengilde öffnete, blickte von Vetinari zu Feucht und zu Adora Belle und schien über keinen der drei besonders glücklich zu sein.
    »Wir möchten zu Doktor Weißgesicht«, sagte Vetinari. »Und ich erwarte, dass du uns mit einem Minimum an Frohsinn einlässt.«
    Die Tür glitt wieder zu. Es folgten hektisches Geflüster und ein klirrendes Geräusch, dann öffnete sich eine Hälfte der Doppeltür gerade so weit, dass Menschen einzeln hindurchtreten konnten. Feucht wollte losgehen, doch Vetinari legte ihm die Hand auf die Schulter und zeigte mit seinem Stock nach oben.
    »Wir sind hier bei der Narrengilde«, sagte er. »Rechne mit... Spaß.«
    Auf der Tür balancierte ein Eimer. Er seufzte und stieß mit seinem Stock dagegen. Von der anderen Seite waren ein Aufprall und ein Klatschen zu hören.
    »Ich weiß nicht, warum sie so hartnäckig darauf bestehen, ich weiß es wirklich nicht«, sagte er, während er schnell eintrat. »Es ist nicht witzig, und dabei könnte jemand verletzt werden. Vorsicht vor der Sahne.« Aus der Dunkelheit hinter der Tür kam ein Stöhnen.
    »Laut Doktor Weißgesicht wurde Herr Beuge als Marco Bonigno geboren«, sagte Vetinari und ging durch das Zelt, das den Innenhof des Gildenhauses einnahm. »Und zwar als Clown.«
    Dutzende Clowns hielten in ihrem täglichen Training inne, um ihnen mit ihren Blicken zu folgen. Torten blieben ungeworfen, Hosen füllten sich nicht mit weißer Farbe, unsichtbare Hunde hielten beim Pinkeln inne.
    »Als Clown  geboren!«,  sagte Feucht.
    »In der Tat, Herr Lipwig. Ein großer Clown aus einer großen Clownfamilie. Du hast ihn gestern erlebt.«
    »Ich dachte, er wäre nur verrückt geworden!«
    »Im Gegensatz zu Herrn Weißgesicht, der glaubt, dass er wieder zur Vernunft gekommen ist. Der junge Beuge hatte eine schreckliche Kindheit, wie ich hörte. Erst mit dreizehn Jahren hat er erfahren, dass er ein Clown ist. Und seine Mutter hat ihm aus unbekannten Gründen jede Spur von Clownhaftigkeit ausgetrieben.«
    »Aber irgendwann muss sie etwas für Clowns übrig gehabt haben«, sagte Adora Belle. Sie blickte sich um. Alle Clowns schauten schnell weg.
    »Sie hat Clowns geliebt«, sagte Vetinari. »Oder zumindest einen Clown. Für eine Nacht.«
    »Oh. Ich verstehe«, sagte Feucht. »Und dann ist der Zirkus weitergezogen?«
    »Wie es ein Zirkus leider immer wieder tut. Ich vermute, anschließend hat sie sich Männer mit roten Nasen so ziemlich abgewöhnt.«
    »Woher weißt du all das?«, sagte Feucht.
    »Ein Teil sind begründete Mutmaßungen, aber Fräulein Gardinia hat ihm in den letzten Tagen eine Menge entlocken können. Sie ist eine Dame mit viel Einfühlungsvermögen und von großer Entschlossenheit.«
    Auf der anderen Seite des Zeltes gab es einen weiteren Eingang, wo der Vorsitzende der Gilde auf sie wartete.
    Er war völlig weiß - weißer Hut, weiße Schuhe, weißes Kostüm und weißes Gesicht -, und dieses Gesicht, das mit dünnen Linien aus roter Schminke nachgezeichnet war, war eine lachende Maske, die im Gegensatz zu seinem wahren Gesicht stand, das so kalt und stolz wie das eines Prinzen der Hölle war.
    Dr. Weißgesicht nickte Vetinari zu. »Euer Lordschaft ...«
    »Doktor Weißgesicht«, sagte der Patrizier. »Wie geht es dem Patienten?«
    »Ach, wenn er doch nur in jungen Jahren zu uns gekommen wäre!«, sagte Weißgesicht. »Was für ein Clown hätte dann aus ihm werden können! Dieses Timing! Ach, übrigens, normalerweise

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