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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gekommen ...
    Er seufzte zufrieden und zupfte an dem schwarzen Handschuh.
    Dass man ihn zur Assassinenschule geschickt hatte, war völlig selbstverständlich gewesen. Das war die natürliche Bestimmung für junge Männer von guter Herkunft und mit distinguiertem Akzent. Er hatte überlebt und eine Projektarbeit über Gifte gemacht, weil das Vetinaris Spezialität war, aber die Schule selbst hatte ihn gelangweilt. Dort war jetzt alles so stilbeflissen. Man beschäftigte sich nur noch mit albernen Vorstellungen von Ehre und Eleganz, sodass die Leute offenbar völlig vergaßen, was ein Assassine eigentlich tun sollte ...
    Der Handschuh löste sich von seinen Fingern, und da war er.
    Ja ...
    Vorhinein hatte es  großartig  hingekriegt.
    Cosmo betrachtete das wunderbare Ding und bewegte die Hand, damit es das Licht einfing. Licht machte seltsame Sachen mit Stygium: Manchmal wurde es silbrig reflektiert, manchmal in einem öligen Gelb, und manchmal blieb es resolut schwarz. Und es war warm, sogar hier. Im direkten Sonnenlicht würde es in Flammen aufgehen. Es war ein Metall, das anscheinend für jene gedacht war, die sich im Schatten bewegten ...
    Der Ring von Vetinari. Vetinaris Siegelring. Ein so winziges Ding und doch so mächtig. Es hatte überhaupt keine Verzierungen, sofern man nicht den schmalen Rand der Kartusche mitzählte, der scharf eingeschnitten die Form und die Serifen des einzigen Buchstabens nachzeichnete: V.
    Er konnte nur vermuten, was sein Sekretär alles hatte tun müssen, um ihn zu bekommen. Er hatte ein Duplikat herstellen lassen, das »invertiert« war, was auch immer das bedeuten mochte, und zwar aus den Wachssiegeln, die damit auf so beeindruckende Weise gestempelt worden waren. Und es waren Bestechungsgelder (sehr hohe) nötig gewesen, außerdem hastige Treffen, vorsichtige Austauschaktionen und Änderungen in letzter Minute, um das Duplikat genau hinzubekommen ...
    Und nun steckte das echte Stück an seinem Finger. Sogar sehr. Aus Cosmos Sicht hatte Vetinari für einen Mann sehr schlanke Finger, und den Ring über den Knöchel zu schieben war gar nicht so einfach gewesen. Vorhinein hatte davon gefaselt, ihn weiten zu lassen, und nicht erkannt, dass er ihn damit ruiniert hätte. Die Magie - und Vetinari hatte zweifellos seine ganz eigene Magie - hätte sich daraus verflüchtigt. Es wäre nicht mehr der echte Ring gewesen.
    Ja, ein paar Tage lang hatte es höllisch wehgetan, aber nun schwebte er über dem Schmerz in einem klaren blauen Himmel.
    Er war stolz darauf, dass er kein Dummkopf war. Er hätte es sofort erkannt, wenn sein Sekretär versucht hätte, ihm eine bloße Kopie anzudrehen. Der Schock, der durch seinen Arm geschossen war, als er den Ring übergestreift hatte, beziehungsweise als er ihn über den Knöchel  gezwängt  hatte, hatte ihn endgültig davon überzeugt, dass es der echte war. Er konnte bereits spüren, wie sein Verstand schärfer und schneller arbeitete.
    Er strich mit dem Zeigefinger über das tief ausgeschnittene V und blickte zu Drumk... zu Vorhinein auf.
    »Du wirkst besorgt, Vorhinein«, sagte er freundlich.
    »Der Finger ist recht weiß geworden, Herr. Fast hellblau. Bist du dir sicher, dass er nicht schmerzt?«
    »Nicht die Spur. Ich habe das Gefühl... dass ich wirklich alles unter Kontrolle habe. Du wirkst in letzter Zeit ziemlich ... sorgenvoll, Vorhinein. Geht es dir gut?«
    »Ahm ... sehr gut, Herr«, sagte Vorhinein.
    »Du musst verstehen, dass ich gute Gründe hatte, dir Herrn Kronsbeere mitzugeben«, sagte Cosmo. »Morpeth hätte es früher oder später irgendwem verraten, ganz gleich, wie viel du ihm bezahlt hast.«
    »Aber der Junge im Hutgeschäft...«
    »Genau die gleiche Situation. Und es war ein fairer Kampf. War es nicht so, Kronsbeere?«
    Kronsbeeres glänzend kahler Kopf blickte von seinem Buch auf.
    »Ja, Herr. Er war bewaffnet.«
    »Ab ...«, begann Vorhinein.
    »Ja?«, sagte Cosmo ruhig.
    »Äh ... nichts, Herr. Du hast natürlich Recht.« Der Junge war im Besitz eines winzigen Messers und sehr betrunken gewesen. Vorhinein fragte sich, was man damit im Kampf gegen einen professionellen Killer ausrichten konnte.
    »Nicht wahr?«, sagte Cosmo in freundlichem Tonfall. »Und du machst deine Arbeit ganz ausgezeichnet. Genauso wie Kronsbeere. Schon bald werde ich eine weitere kleine Aufgabe für euch haben, das spüre ich sehr deutlich. Jetzt geht und esst etwas.«
    Als Vorhinein die Tür öffnete, blickte Kronsbeere zu Cosmo auf, der kaum merklich

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