Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
hoffnungsvoll.
     
    »Zur Unsichtbaren Universität«, sagte Adora Belle und machte sich auf den Weg zur Tür. Sie trug einen großen geflochtenen Beutel auf dem Rücken. Er schien mit Stroh vollgestopft zu sein.
     
    »Also kein Mittagessen?«, fragte Feucht.
     
    »Das Mittagessen kann warten. Das hier ist wichtiger.«
     
    »Aha.«
     
    An der Unsichtbaren Universität war es Mittagszeit, und dort war jede Mahlzeit wichtig. Es war schwierig, einen Zeitpunkt zu finden, an dem hier nicht irgendeine Mahlzeit im Gange war. Die Bibliothek war ungewöhnlich leer, und Adora Belle näherte sich dem nächsten Zauberer, der nicht seiner Erwerbstätigkeit nachging, und verlangte: »Ich will sofort die Kuriositätenkommode sehen!«
     
    »Ich glaube nicht, dass wir etwas Derartiges haben«, sagte der Zauberer. »Wer soll dafür zuständig sein?«
     
    »Bitte lüg mich nicht an. Mein Name ist Adora Belle Liebherz, also kannst du dir vorstellen, dass ich nicht sehr geduldig bin. Mein Vater hat mich einmal mitgenommen, als ihr ihn gebeten habt, vorbeizukommen und einen Blick auf die Kommode zu werfen. Das war vor etwa zwanzig Jahren. Ihr wolltet wissen, wie die Türen funktionieren. Jemand muss sich daran erinnern. Sie befand sich in einem sehr großen Raum. Und sie hatte jede Menge Schubladen. Und das Seltsame daran war ...«
     
    Der Zauberer hob rasch die Hände, als wollte er weitere Worte abwehren. »Könntest du bitte eine Minute warten?«, bat er sie.
     
    Sie warteten fünf. Gelegentlich lugte ein Kopf mit spitzem Hut um ein Bücherregal, um einen Blick auf sie zu werfen, und zog sich gleich darauf wieder zurück, wenn er glaubte, sie hätten ihn entdeckt.
     
    Adora Bella zündete sich eine neue Zigarette an. Feucht zeigte auf ein Schild, auf dem stand: »Wenn du hier rauchst, danke uns für die Kopfnuss, die dich erwartet.«
     
    »Damit wollen sie nur Eindruck schinden«, sagte Adora Belle und stieß einen Strahl aus blauem Rauch aus. »Alle Zauberer rauchen wie die Schlote.«
     
    »Aber nicht hier drinnen, wie mir aufgefallen ist«, sagte Feucht, »und vielleicht liegt es an all den leicht entzündlichen Büchern. Es wäre möglicherweise eine gute Idee ...«
     
    Er spürte den Luftzug und nahm einen Duft nach Regenwald wahr, als etwas Schweres über sie hinwegstrich und wieder im Zwielicht verschwand, wobei es nun eine Spur aus blauem Rauch hinter sich herzog.
     
    »He, jemand hat meine ...«, begann Adora Belle, doch dann stieß Feucht sie zur Seite, als das Ding zurückschwang und ihm mit einer Banane den Hut vom Kopf stieß.
     
    »Hier nehmen sie es mit einigen Sachen etwas genauer«, sagte er, während er seinen Hut aufhob. »Falls es dich tröstet, der Bibliothekar hatte vermutlich sogar die Absicht, mich zu treffen. Er kann ziemlich galant sein.«
     
    »Ach, du bist Herr Lipwig. Ich erkenne den Anzug wieder!«, sagte ein älterer Zauberer, der offenbar gehofft hatte, den Eindruck zu erwecken, er wäre durch Zauber aus dem Nichts erschienen, doch in Wirklichkeit war er lediglich hinter einem Bücherregal hervorgetreten. »Ich weiß, dass ich der Leiter des Instituts für Unbestimmte Studien bin, was ich meinen Sünden zu verdanken habe. Und du, aha!, dürftest unter Anwendung des Ausschlussverfahrens Fräulein Liebherz sein, die sich an die Kuriositätenkommode erinnert!« Der Institutsleiter kam näher und musterte die Besucher mit verschwörerischer Miene. Dann senkte er die Stimme. »Ob ich dich wohl überzeugen kann, sie zu vergessen?«
     
    »Keine Chance«, sagte Adora Belle.
     
    »Wir bilden uns gerne ein, dass es sich um eins unserer besser gehüteten Geheimnisse handelt, weißt du ...«
     
    »Gut. Ich werde euch helfen, es zu wahren«, sagte Adora Belle.
     
    »Und es gibt nichts, was ich sagen könnte, womit du dich vielleicht umstimmen lässt?«
     
    »Ich weiß nicht«, sagte Adora Belle. »Vielleicht Abrakadabra? Hast du dein Buch mit den Zaubersprüchen dabei?« Davon war Feucht sehr beeindruckt. Sie konnte so herrlich spitz sein.
     
    »Ach ... SO eine Dame bist du«, sagte der Leiter des Instituts für Unbestimmte Studien matt. »Der moderne Typ. Na gut, dann wäre es vielleicht besser, wenn du mir folgst.«
     
    »Worum geht es hier eigentlich?«, flüsterte Feucht ihr zu, während sie hinter dem Zauberer hergingen.
     
    »Ich muss etwas übersetzen lassen«, sagte Adora Belle, »und zwar ganz schnell.«
     
    »Freust du dich gar nicht, mich wiederzusehen?«
     
    »Aber ja. Sehr sogar.

Weitere Kostenlose Bücher