Schoener Schlaf
Entführung. Ausgerechnet Frau Stern. Die Arme hatte doch schon genug gelitten ⦠der Tod des Onkels, das gestohlene Bild und dann noch Kidnapping.«
»Hast du tatsächlich Mitleid mit ihr? Oder ist das nur eine Form der Ironie, die sich mir durchs Telefon nicht erschlieÃt?«, fragte Angelo.
Becca hat noch immer Freude an der Häme, stellte er grinsend fest. Es hätte ihn auch gewundert, wenn sie zur Heiligen mutiert wäre.
Leist lachte heiser. »Ja, ich gebe zu, dass mir die Stern ziemlich egal ist. Und Meyer zwei hielt ich schon immer für einen komischen Vogel. Will Frau Stern die Bilder eigentlich nach wie vor verkaufen?«
»Sie hat sich noch nicht endgültig entschieden«, antwortete Salieri. »Obwohl Goldstein Interesse hat und auch schon potenzielle Kunden. Jetzt fehlt nur noch der Vermeer.«
»Ja, schade, dass ausgerechnet der weg ist.«
»Und du hast keine Ahnung oder einen Hinweis?«, hakte er nach.
»Nein. Hast du sonst noch Fragen?«
»Becca, wenn du etwas weiÃt, dann solltest du â¦Â«
»Es reicht.« Ihre Hand zitterte, als sie den Hörer auflegte.
*
Im Präsidium schmiedeten Kant und Schaumkuss an dem Plan, Fabry hervorzulocken.
»Wir müssen Leon Fabry dazu bringen, uns zu verraten, wo er sich befindet«, stellte Kant fest.
»Schon wieder eine Lockvogelnummer?«, fragte Schaumkuss.
»Nein. Wir manipulieren ihn«, antwortete der Kommissar. »Wir kündigen ein Geheimnis an und beschwören zugleich Angst herauf.«
»Das ist mir zu hoch«, bekannte der Reporter.
»Es ist ganz einfach und funktioniert fast immer.«
»Wenn Sie es sagen«, meinte Schaumkuss. »Was soll ich schreiben?«
»Geheimnis und Angst«, erklärte Kant. »Das sind die Zauberworte. Sie kündigen in Ihrer Zeitung an, dass der Fall geklärt ist und Staatsanwaltschaft und Polizei sensationelle Ergebnisse vorlegen werden â das ist das Geheimnis. Gleichzeitig schreiben Sie, dass Meyer Fabry als sexuell abartigen Mörder bezeichnet hat, der in die Klapse gehört. Und Sie fordern die Bevölkerung auf, bei seiner Ergreifung zu helfen. Wir setzen in Absprache mit dem Staatsanwalt eine Belohnung von zehntausend Euro aus. Das ist die Angst.«
Schaumkuss überlegte.
»Gut«, sagte er schlieÃlich.
Kapitel 35
In einem Luxushotel in Spanien lebte es sich gar nicht schlecht. Fabry befand sich inzwischen in Madrid, wo er sich einige Tage aufhalten wollte, bevor er sein endgültiges Ziel in Brasilien erreichen würde.
Das Zimmer hatte einen Internetanschluss, sodass sich Fabry über die Neuigkeiten aus Rheinburg auf dem Laufenden halten konnte.
Kostümmorde vor der Aufklärung â Serienkiller flüchtig, Komplize des Monsters von Rheinburg legt Geständnis ab â Junge Frau gerettet â diese Schlagzeilen knallten Fabry morgens entgegen.
Offensichtlich hatte Meyer ihm die Morde in die Schuhe geschoben und ihn als psychisch krankes Schwein bezeichnet. Die Staatsanwaltschaft legt morgen neue Fakten vor, die beweisen sollen, dass der flüchtige Leon Fabry mehrere Frauen getötet hat.
Der Reporter nannte vier Namen: Karin Schneider, Elke Hackmann, Maja Schneider und Belinda Stork.
Mit einem Schlag änderte sich Fabrys Laune. Elke Hackmann ging voll auf das Konto von Meyer und Karin Schneider kannte er gar nicht. Lediglich bei Maja Schneiders und Belinda Storks Tod war er involviert gewesen.
*
Jens Hackmann hatte die Nachricht vom Tod seiner Frau Elke mit Erschütterung zur Kenntnis genommen. Eine Identifizierung war nicht notwendig, denn die Analyse war eindeutig â so erfuhr er. Aber war es nicht seine Pflicht, sie noch einmal zu sehen? Die Polizistin hatte ihm dringend abgeraten, er solle sie so in Erinnerung behalten, wie sie lebend gewesen sei â und nicht als Skelett mit ausgehöhlten Augen, grinsendem Gebiss und aufgefressenem Gewebe.
Sein Telefon klingelte. Hackmann zögerte, wartete. Weil das Gebimmel nicht aufhörte, hob er ab.
»Guten Tag, Herr Hackmann«, sagte eine ihm fremde Männerstimme. »Mein Name ist Leon Fabry. Ich habe Beweise, dass Ihre Frau ermordet worden ist.«
»Da sagen Sie mir nichts Neues«, entgegnete Hackmann. »Ihre Leiche wurde von der Polizei gefunden.«
»Wissen Sie denn auch, wer der Mörder ist?«, fragte der Mann.
»Das wird mir die Polizei mitteilen«, sagte Hackmann,
Weitere Kostenlose Bücher