Schoener Schlaf
Garten gesetzt. Ziemlich widerwillig übrigens. Heute würde ihm der Liebestempel gefallen.«
Die Pracht der Rosen im Garten überwältigte Anna. Ãberall duftete und summte es. Bienen und Schmetterlinge machten sich über die Blüten her.
Die Treppe zum Liebestempel war von Unkraut überwuchert. Hier hatte schon lange niemand mehr gesessen. Mit der Hand fegte Leist Laub von den Steinbänken. »Was wollen Sie von mir?«
»Es geht um den Vermeer«, begann Anna.
»Der hängt doch jetzt in Dublin, so las ich in der Presse«, lächelte Leist. »Das war eine gute Entscheidung von Ihnen, finde ich.«
»Ja. Doch warum haben Sie das Bild stehlen lassen?«
Leist sah Anna lange an. »Weil es mir gefiel.«
»Hans ist dabei gestorben. Er war Ihr Freund.«
»Das habe ich nicht gewollt«, sagte die Kunstexpertin leise. »Ich hatte keine Ahnung davon, dass Albertos Herz so krank war. Danach wusste ich nicht mehr, was ich tun sollte.«
»Doch, Sie haben es genau gewusst«, widersprach Anna. »Sie haben den Vermeer restaurieren lassen. Und als Sie feststellten, dass er nicht zu verkaufen war, haben Sie ihn mir zugeschickt.«
»Falsch«, sagte Leist und zupfte sich ein Blatt von der Bluse. »Es war mir von vornherein klar, dass ich das Bild nicht verkaufen konnte. Ich bin ja schlieÃlich vom Fach. Ich wollte es einfach besitzen. Doch nach Hansâ Tod gefiel es mir nicht mehr. Den Rest kennen Sie ja. Wie sind darauf gekommen, dass ich es war?«
»Ihr Parfum klebte an dem Paket â besonders an dem Stoff, in den das Bild eingehüllt war. Ich fand den Duft immer schauderhaft.«
Leist lachte. »Ich mag ihn inzwischen auch nicht mehr. Was wollen Sie jetzt tun? Mich anzeigen?« Sie erhob sich, ihr Ton war leicht aggressiv geworden.
»Nein. Ich wollte es nur sicher wissen«, entgegnete Anna und stand ebenfalls auf. »Ich glaube Ihnen, dass Sie den Diebstahl bereuen. Mit der Schuld müssen Sie allein fertig werden.«
Leist begleitete Anna zur Haustür. Ihr Auto parkte ein wenig abseits im Schatten einer Zypresse. Leist sah ihr nach.
Anna öffnete die Beifahrertür und sagte: »Erledigt. Wir können los.«
Kant lächelte und gab Gas.
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