Schönes Leben noch! (German Edition)
aus seinen Gedanken. Er ging zur Haustür und öffnete sie. Jill lächelte ihn an.
„Ich weiß genau, dass du nichts gegessen hast. Ich habe versucht, mir keine Gedanken darüber zu machen, aber es ist mir nicht gelungen, und deshalb bringe ich dir ein Stück Lasagne.“
Die nackte Glühbirne verlieh ihren dunklen Haaren einen karamellfarbenen Schimmer, während sie vor ihm stand und ihm einen mit Folie bedeckten Teller hinhielt.
„Ich fand Frauen mit Essen in der Hand schon immer unwiderstehlich“, sagte er und machte die Tür weiter auf. „Hast du Lust, mir Gesellschaft zu leisten?“
„Klar. Ist Emily schon im Bett?“
„Ja.“
Sie gab ihm den Teller und folgte ihm in die Küche. DiesesHaus hatte Ähnlichkeit mit dem ihrer Tante, wenn es auch gut zwanzig Quadratmeter größer war und auf einem größeren Grundstück stand.
„Kann ich dir irgendwas anbieten?“, fragte er. „Bier, Wein, Mikrowellenpopcorn?“
Sie lachte. „Wein klingt gut. Ich hatte erst ein Glas, und das ist auch schon drei Stunden her. Ich denke also, da kann nichts passieren.“
„Also keine Lust auf eine Neuauflage von gestern?“
„Besser nicht. Ich beschränke meine Filmrisse lieber auf ein Minimum.“
„Ist wahrscheinlich eine gute Strategie.“
Er nahm eine Flasche Cabernet aus dem kleinen Weinregal auf der Arbeitsplatte und öffnete sie. Als er ihnen beiden ein Glas eingeschenkt hatte, setzte er sich ihr gegenüber und nahm die Folie vom Teller. Der köstliche Duft brachte seinen Magen zum Knurren.
„Ich wusste, dass du nichts gegessen hast“, wiederholte sie.
„Em war pappsatt, als wir zu Hause waren, und es kam mir zu aufwendig vor, nur was für mich zu machen.“
„Typisch Mann“, murmelte sie und nahm einen Schluck von ihrem Wein.
„Das ist schon ziemlich wertend.“
„Aber wahr.“
Er ignorierte ihre Antwort und nahm einen Bissen von der Lasagne. Selbst wenn er kein Loch im Magen gehabt hätte, wäre sie himmlisch gewesen. „Deine Tante ist wirklich eine fantastische Köchin.“
„Finde ich auch. Ich habe zwei Portionen verdrückt.“ Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. „Willst du wissen, wie wir Emily dazu gekriegt haben, auch was zu essen?“
Er sah sich die Tomatensoße an, die die Lasagne bedeckte, und ihm fiel wieder ein, dass seine Tochter ganz in Lila gekleidet gewesen war. „Sie hat keinen Aufstand gemacht?“
„Wir haben Verkleiden gespielt, und zufälligerweise hat sich die Prinzessin ganz rot angezogen. Ihre richtigen Sachen hat sie erst nach dem Essen wieder angezogen.“
„Ganz schön gewieft.“
„Du musst dich bei meiner Tante bedanken, nicht bei mir. Sie hatte die Idee.“
Er legte die Gabel beiseite. „Tut mir leid, dass sie so schwierig ist.“
„Emily? Aber nicht doch. Sie ist wirklich eine Süße.“
„Aber sie schlägt sich zurzeit mit schweren Sachen herum. Die Scheidung. Den ganzen Sommer bei mir sein.“
„Ja, sicher, das ist alles schwierig für sie. Aber wenn das Schlimmste ist, dass sie die Erwachsenen um sich herum ein wenig manipuliert, indem sie beim Essen wählerisch ist, ist doch alles im grünen Bereich. Das ist doch eine vergleichsweise harmlose Art, aus der Reihe zu tanzen.“
So hatte er das noch gar nicht gesehen.
Irgendwann während der letzten Stunden hatte Jill ihre Haare aufgemacht, die ihr in glatten Strähnen bis zur Rückenmitte reichten. Sie hatte gleichmäßige, feine Gesichtszüge – weit auseinanderstehende Augen, eine gerade Nase und ein stures, spitzes Kinn. Als Mädchen war sie niedlich gewesen, doch als Frau war sie verdammt hübsch. Er konnte sich vage daran erinnern, dass sie mit fünfzehn oder sechzehn in ihn verliebt gewesen war. Wenn sie ihn jetzt mit ihrem Welpenblick verfolgen würde, hätte er gewaltige Schwierigkeiten, ihr zu widerstehen.
„Wie war denn dein Termin mit dem Sozialarbeiter?“, fragte sie.
Er riss ein Stück Knoblauchbrot in zwei Hälften und reichte ihr eine. „Das willst du gar nicht wissen.“
„So schlimm?“
„Noch schlimmer. Er ist ein verklemmter Idealist, der frisch vom College kommt und der Ansicht ist, Polizisten seien keine guten Väter. Ich muss ihm alle zwei Wochen einen Besuch abstatten,mich gut um Emily kümmern und darf keine Konflikte mit dem Gesetz haben.“
„Das dürfte doch nicht allzu schwer werden – außer du hattest vor, das eine oder andere Verbrechen zu begehen.“
„Diese Woche nicht.“ Er nahm einen Schluck Wein. „Ich weiß, dass es sein Job ist, für
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