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Schönesding!

Schönesding!

Titel: Schönesding! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Boehm
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DDR-Fernsehen und heulte öffentlich in der letzten Sendung, als der Laden schließlich dicht machte.
    Heute moderiert sie die Sendung Alles Gute im MDR-Fernsehen, in der sich Heimspieler-Ost gegenseitig für und zu ihren schönen Leben bedankglückwünschen und hat, trotz ihrer einundsechzig Winter, das muss man schon sagen, tolle Wimpern.
    Die kommen allerdings, muss man wohl auch hinzufügen, mit einem gewissen Preisschild daher. Sie sind so dick mit Wimperntusche eingeölt, dass jeder der fünf Stränge einzeln gen Himmel steht. Wegen Frau Kusch-Lück allein laufen zwei Mascara-Bergwerke in Mittel-Bolivien auf Hochbetrieb. Den Glyzerin-Siedereien in Kuwait und der Avocado-, Jojoba- und Shea-Butter-Produktion in Gabun, Thailand und Mannheim respektive geht es ja traditionell ganz gut. Das weiß man ja. Da aber inzwischen die Weltmeere von allen bekannten Tinten- und Tuschfisch-Arten fast leergebeutet sind – ich zeige da mit dem Finger auf niemanden! – wird es immer schwieriger entsprechende Schwärze für den Bedarf von Frau Kusch-Lück auf dem Weltmarkt zusammenzuraffen. Meldungen, dass ihre Einkäufer inzwischen in Argentinien gesichtet wurden, wo sie Einheimische zur Jagd auf den gemeinen Schwarzen Lechmock angestiftet haben sollen, kann ich nicht bestätigen. Aus sicherer Quelle weiß ich jedoch, dass am Rande von Berlin, wo Frau Kusch-Lück ihr Domizil hat, zwei große Silos stehen, wo sie, als Branchenriese verständlich, große Tusch-Vorräte hamstert, um die Schwankungen des Preises am Weltmarkt ein bisschen abzufedern.
    Ihr Mann seit vierzig Jahren ist die in Fleisch gegossene Lüge, der „Schlagersänger“ Roland Neudert. Sein Haar ist schütter, aber rangepappt so rund wie ein Helm, und sein Lächeln ist so chronisch, dass es eigentlich nur in medizinischen Fachbegriffen beschrieben werden kann. Er schlich über die Bühne wie ein elektrischer Schweinebraten und sang: „Ich bin ein Kind aus dem Böhmerwald, aus dem Böhmerwald. Das sieht immer Sonnenschein.“
    Das zweite Paar, die in jeder Hinsicht runde Andrea Peetz, sowie der in jeder Hinsicht schmale Wilfried Peetz, kamen mir vor wie Rund und Schmal. Das muss ich wohl erklären: Nun, es ist einfach so, dass Andrea Peetz in jeder Hinsicht rund ist, während der Peetzer Wilfried eher so in jeder Hinsicht schmal ist. Mein Gott, was kann ich dafür! Mit einem Wort: Die Sehschlitze und der Esschlitz - die des Peetzer Wilfried nämlich! - sind so schmal, dass er ganz verkniffen aussieht, eine böse Maske eigentlich, in die ein Perma-Grinsen reingegossen wurde. „Die Sonne geht auf, das Herz geht mir auf, wenn ich dir in die Augen seh“, war seine Markenzeile.
    Das dritte Gesellenpaar war das Starensemble des Abends, Hauff & Henkler: Der Derwisch, der sich als Monika Hauff ausgab, sowie der wie ein verschlagener Pierre Briece aussehende Klaus Dieter Henkler. Nach Angaben des Mascara-Grabes belästigen sie die Leute in einundzwanzig Sprachen und haben als einzige deutsche Interpreten je den Grandprix de la Chanson d'Eurovision, ähm, oder so ähnlich, gewonnen. Ich habe dafür keinen Beleg gefunden. Ist natürlich möglich, dass das in den Jahren war, als es da noch keine schriftlichen Aufzeichnungen gab.
    Der Derwisch, der sich als Monika Hauff verkleidet hatte, wirbelte wirklich über die Bühne wie ein Derwisch und jauchzte und jodelte dazu Heisa und Hopsasa. Zwar passte es selten zur Musik, aber das war natürlich dem Derwisch egal. Er juchuhte Hoi, Olé und Tschingbumsdabim und boxte die Luft, die nun wirklich nichts dazu konnte.
    Der verschlagene Pierre Briece dagegen verließ sich fast gänzlich auf sein Talent in ein paar hingetuschten Strichen die Hölle auf Erden zu zeichnen. „Wir reden mit den Tieren. Sie sind viel besser als manche Menschen.“
    Mehr davon? Bitteschön: „Das Lied Heimat habe ich für meine Mama geschrieben. Sie lebt ja nun schon seit einigen Jahren nicht mehr.“
    Das mit der Hölle, verstehen Sie mich nicht verkehrt, das meine ich gar nicht negativ. Das muss man auch können. Jeder braucht ein Talent. Man muss nur rausfinden, wo es gebraucht wird, und beim Henkler Klaus Dieter kann ich mir so einige Einsatzgebiete vorstellen. „Immer wenn ich von einer Tournee nach Hause kam, stand der Kaffee schon auf dem Tisch, und sie sagte, 'Nu, ruh dich erst einmal aus. Dann erzähl doch mal.'“
    Alle drei Paare stürzten sich nacheinander und manchmal auch zusammen in ein Potpourri deutscher und auch richtiger Schlager. Der

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