Schönesding!
arbeiten.
„ Unsinn! Fragt euch doch mal: Wie kriegt man Pippi raus? Ganz einfach: Mit mehr Pippi!“ Das war wieder ein Felder. „Wir pinkeln einfach einen anderen Namen drüber und fertig.“
„ Super, leider kann ich nicht mehr.“ Mir ging es genau so.
„ Was machen wir denn jetzt?“ Das war wirklich eine blöde Situation.
„ Locker bleiben. Komm, setzt euch her. Wir trinken einfach mehr Schampus und warten, bis wir wieder können. Ich hol ma noch die andere Flasche.“
Das konnte ewig dauern. Während Felder in der Küche war, holten Hubsi und ich unsere Mobilniks raus und schauten mal im Zaubernetz, was es zum Thema Pippi im Teppich gab.
„Mann, dazu gibt es nix.“ Gab es wirklich nicht. Schien irgendwie kein häufig auftauchendes Problem zu sein.
Felder kam mit der zweiten Flasche Schampus aus der Küche zurück. „Was macht ihr denn?“
Wir sagten es ihm.
„ Gib ma her. Auf Deutsch gibt es fast so wenig Seiten im Internet wie auf Isländisch.“
Felder nahm mir mein Mobilnik aus der Hand und machte es sich wieder auf der Sitzecke bequem. „In Ordnung, lass mal sehen.“ Felder tippte ein rug remove pee und wartete. „Aha, siehste! Essig oder Rasierschaum. Hubsi, was willst du probieren?“
„ Ich? Wieso ich?“
„ Ich glaube nicht, dass ich das beantworten muss.“
„ Oh Mann!“
„ Na, dann such mal!“
Hubsi trottete nach oben. Wahrscheinlich sucht er im Bad nach Rasierschaum, dachte ich.
Als er wieder kam, hatte er tatsächlich Rasierschaum in der einen Hand und einen Bodenschrubber in der anderen. Er fing an die ganze Stelle mit Rasierschaum einzusprühen und schrubbte dann mit dem Bodenschrubber drüber, bis alles zu einem braunen, schmierigen Fleck wurde. Die Svetlana hatte hier wohl schon lange nicht mehr sauber gemacht.
Felder und ich tranken weiter Champagner und grinsten blöd. Immerhin hatte Hubsi sich das selbst eingebrockt.
„Woher wissen wir denn, dass man unter dem Schmadder deinen Namen jetzt nicht mehr lesen kann?“ Felder übertrieb es natürlich wieder.
„ Du kannst ja deine Nase reinstecken.“ Dafür dass Hubsi nicht viel Übung hatte, war er schon wieder ganz schön schlagfertig.
„ Na gut. Wie unterschreiben wir denn jetzt?“ Wenn Felder so blöd fragte, hatte er bestimmt schon wieder einen Plan.
„ Jetzt setz dich erst mal. Wir füllen erst noch ein bisschen nach.“
Hubsi schmiss den Schrubber hin und setzte sich zu uns. „Wie wärs denn mit , Die Ohren' ? Hast du schon mal ein Stück von Modern Talking gehört?“
Ich hatte. „Besser: ,Die Augen'. Die Videos sind ja noch schlimmer.“
„Ich glaube, das geht alles nicht weit genug. So ein Video ist ein Angriffskrieg auf wirklich alle Sinne, den sechsten eingeschlossen. Das muss rüber kommen.“
Wir saßen da und überlegten.
„Wieso schreiben wir nicht einfach Die Leute ? Guck mal, der Diddan spricht zum Volk und singt für die Menschen. Bleibt ja nicht mehr viel!“
So haben wir's gemacht. Die Leute hatten die Schnauze voll. Deshalb haben sie dem Diddan eine Botschaft hinterlassen.
* 24 *
Lange Hölle Tegel: Ich habe die Germania von Tacitus bei uns in der Bücherei entdeckt. Es ist noch eine alte Reclam-Ausgabe mit bernsteinfarbenen Deckeln und Sütterlin-Schrift. Unsere Bibliothek ist auf Bücher-Spenden angewiesen. Deshalb wohl die alte Ausgabe. Kann sein, dass sie mal schön weiß war, irgendwann vor dem Krieg. Schwer zu sagen. Damals waren die Reclam-Bändchen noch so schön schlicht gestaltet.
Zuerst aufgefallen ist mir das Buch, weil es so vergilbt war. Na ja, und im Studium hatte ich davon gehört. Also hab ich es mitgenommen. Aber als ich es dann las, war es schwer nicht mehr an das zu denken, was Felder über den Diddan gesagt hat und die deutsche Ehrlichkeit, die weh tat, oh so weh.
Wahrscheinlich wurde die Germania Ende des ersten Jahrhundert nach Christus geschrieben, von eben jenem Tacitus, Historiker, Römischer Konsul, irgendwann auch Statthalter der Provinz Asien.
Wahrscheinlich war Tacitus nie selbst in Germanien. Trotzdem zeichnet er ein Bild des nördlichen Nachbarn Roms, zum Großteil unbesiegt, bald sogar ein Todfeind, das alles andere als feindschaftlich ist.
Mehr Einfluss hatte das Buch jedoch in Deutschland. Während des deutschen Erwachens im 19. Jahrhundert genoss die Germania dort ikonischen Status. So sollten sie, so mussten sie wieder werden, die Deutschen.
Und bei den Erwachten dann, den Nazis, war die Germania dann so eine Art Bibel.
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