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Schönesding!

Schönesding!

Titel: Schönesding! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Boehm
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um Pferde unterzubringen. Und um die Idylle perfekt zu machen, grüßen die Leute sogar Fremde mit einem freundlichen Moin Moin.
    Vor dem Diddan-Haus drängelten sich nicht wirklich junge Verehrerinnen. Ganz im Gegenteil. Hier war überhaupt niemand. Wenn wir hier Trauben von Fanatikerinnen, Fernsehkameras oder Bratwurststände erwartet hatten, waren wir am falschen Ort. Hier ließ der Herrgott die perfekte Stille sein, die durch das Rauschen der Buchen um uns herum nur noch perfekter wurde.
    „ Und was machen wir jetzt?“
    Felder holte sein Mobilnik raus und wählte eine Nummer aus seinem Adressbuch.
    Er hielt es uns hin. Es klingelte. „Seht ihr, die Svetlana ist nicht da.“
    „ Wer?“
    „ Na, die Svetlana, die Diddan-Putze. Mann, ihr seid aber keine echten Jünger, oder?“
    Woher kannte Felder die Putze des Diddan, aber weit wichtiger, woher hatte Felder seine Privatnummer?
    „Also gut, gehen wir rein.“
    Da war kein Heben der Stimme am Ende, kein Fragezeichen.
    „Felder, du bist verrückt. Wer werden nirgends reingehen.“
    „ Jetzt macht euch nicht in die Hose. Die Svetlana ist nicht da, der Gärtner ist nicht da. Ich bitte euch, wer gärtnert schon bei so einem Wetter.“ Da war immer noch kein Zweifel in seiner Stimme. „Und der Diddan ist auch nicht da.“
    „ Woher willst du das wissen?“
    „ Er ist heute bei der zweiten Runde in Köln. Von DSDS.
    „ Wachauf!“ Hubsi verzerrte das Gesicht zu einer kruden Fratze. Was war das denn! So wütend hatte ich ihn noch nie erlebt.
    „ Hier wird doch alles mit Video überwacht. Steht ja auch am Tor. Felder, mach keinen Unsinn. In ein paar Minuten ist der Wachschutz da.“
    „ Nur die Vordertür wird video-überwacht. Ansonsten gar nichts.“
    „ Woher weißt du das alles?“
    „ Zaubernetz.“
    „ Red keinen Quatsch.“ Mir war schon ein bisschen schwummrig vor Augen, und vor mir sah ich eine Sequenz unheilvoller Bilder ablaufen. Nur: Wenn ich irgendwo nicht über einen Acker gejagt werden wollte, irgendwo nicht in Handschellen auf den Boden geworfen, irgendwo nicht in einem Provinzpolypen-Revier ausgequetscht werden, und mit einem Wort, irgendwo nicht mein Leben verpfuschen wollte, dann sicher in Diddan-Dorf!
    Felder verdeckte sein Gesicht mit der Hand und klingelte an der Tür. Ich machte auf dem Absatz kehrt, aber als ich schon ein paar Schritte weg war, und sich wirklich niemand meldete, trottete ich wieder langsam zurück. Zumindest wurden wir noch nicht vor der Tür verhaftet.
    „Seht ihr, niemand da. Sag ich doch. Ihr glaubt mir ja nichts.“
    Das konnte Zufall sein.
    „In Ordnung, ich mach euch einen Vorschlag. Der Diddan hat hinter dem Haus bestimmt einen Schlüssel unter der Fußmatte. Hat ja jeder. Vor allem so schusselige Leute wie er, die schon auf die sechzig zugehen. Wenn wir den Schlüssel nicht finden, gehen wir wieder raus, in Ordnung?“
    „ Schönesding!“
    Da war sie wieder, die Schlummbacher Eintracht. Wenn's drauf ankam, war dagegen nicht anzukommen.
    Aber ich war nicht überzeugt. „Ich weiß nicht Felder, das kann doch nicht gut gehen. So einfach ist das doch alles nicht.“ Pause. „Was ist, wenn jemand kommt?“
    „ Dann verdrücken wir uns nach hinten raus. Aber du kannst ja hier Schmiere stehen und uns anrufen, wenn es Probleme gibt.“
    Das wollte ich natürlich auch nicht. Und da war Felder auch schon die Mauer entlang gelaufen zu einem Holzzaun. Er sprang drüber. Hubsi und ich hinterher. Dann schlich er über die Wiese, wir auch, und kletterte über einen Zaun mit einem rostigen Stacheldraht. An einem Pfosten ging das. Dann noch über eine solche lebende Hecke oder wie das heißt, wo ich meine Hose und meine Hände total dreckig gemacht habe, und wir waren drinnen.
    Ui, Ui, Ui! Der Garten des Diddan sah aus wie das Wunderland für Wichtel oder Alice-trifft-Schneewittchen, und es war so schön wie nie. Da waren ganz viele kleine Bäumchen, die in possierlichen Formen zurechtgetrimmt waren: Kegel und Kugeln, Zylinder und Zuckerstangen, Pauken und Pistolen.
    Das Diddan-Schloss selbst ist ganz und gar weiß. Mit großen Fenstern und Türen. Und einer Menge rangeklebtem Zuckerwerk.
    Aber dafür hatten wir gar keine richtigen Augen, ich zumindest nicht, denn wir wollten ja den berühmten Schlüssel unter der Fußmatte suchen. Also schlichen wir gleich hinter das Haus, fuhren oben an allem entlang und drehten alles um, was da so am Boden lag.
    “ Schönesding!“ Hubsi riss die Arme in die Höhe. Er hatte

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