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Schönesding!

Schönesding!

Titel: Schönesding! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Boehm
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wirklich einen Schlüssel unter einer Vogeltränke gefunden.
    „ Und wo passt der?“ Meine Freude hielt sich in Grenzen.
    „ Zeig mal her.“ An dem Schlüssel war ein Schildchen. „Hier steht Keller.“
    Und schon war Felder auf dem Weg zum Kellereingang.
    „Felder, warte mal. Denkst du wirklich, dass das eine gute Idee ist? Wenn jemand kommt.“
    „ Das hören wir doch, wenn jemand kommt.“
    „ Dann ist es schon zu spät.“
    „ Komm schon. Alle wollen die Welt besser machen, aber niemand interessanter. Ist doch merkwürdig.“ War das wieder ein Felder? Woher hatte er das schon wieder? Und: So merkwürdig fand ich das nicht.
    Zum Umkehren war es jetzt allerdings schon zu spät. Felder und Hubsi schlossen schon die Kellertür auf. Ich ging einfach hinterher. Manchmal muss man einfach nicht weit vom Stamm reinbeißen.
    „Hier geht's lang.“ Felder tat wieder so, als kenne er sich im Haus aus. Wir gingen eine Treppe hoch und mit einem Mal standen wir in der Küche.
    „ Hubsi, lehn dich da nicht drauf.“ Hubsi stützte sich mit der Hand auf dem Herd ab, so einem modernen, wo man gar keine Heizplatten mehr sieht.
    „ Na gut, dann schauen wir uns halt mal ein bisschen um. Mal sehen, was der Diddan im Kühlschrank hat.“
    Als Felder und ich gerade die Kühlschranktür aufmachen wollten, fing der Herd an zu piepen. Hubsi wäre fast umgefallen vor Schreck.
    Felder drehte sich ganz langsam um. „Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich dort nicht aufstützen.“
    „ Wachauf!“
    „ Hör doch einfach mal auf das, was ich sage.“
    Wir fanden zwei Flaschen Champagner im Kühlschrank. „Na, siehst du, wusst ich's doch. Der Diddan mag nämlich nur Schampus. Alles andere gibt ihm Kopfdrücken.“
    Langsam wurde mir Felder unheimlich. Aber gleichzeitig versicherte es mich doch auch. Vielleicht wusste Felder wirklich, was er tat. Vielleicht musste das hier nicht schief gehen.
    „ Na gut, Hubsi, du machst den Schampus auf und suchst ein paar Gläser. Schau mal, ob du Musik findest. Wir schauen uns ein bisschen um. Wir treffen uns im Wohnzimmer.“
    Felder gab Anweisungen wie ein Bandenchef. Aber es war sicher besser, wenn einer das Kommando führte und nicht jeder machte, was er wollte. Ich lief ihm einfach hinterher.
    Bei der Einrichtung seines Hauses hat der Diddan nicht die Angst unterdrückt auch eine weibliche Seite von sich zu zeigen. Er hat dort ein wahres Museum der Kunstblumen zusammengetragen. Es gab sie aus Stoff, aus Plastik, aus Stroh, aus Seide und aus was-weiß-ich-was. Dazwischen, darunter und darüber waren Häkeldeckchen und spinnerte Lüster, Flaschen und Flacons, Kerzen und Porzellan-Figuren und alles, was man sonst noch so an Nippes in einem Nippes-Laden zusammentragen kann.
    Auch hier blieb er jedoch seinem farblichen Motiv, der Unschuld, treu: Weiße Kacheln am Boden - mit ein paar schwarzen Strähnchen -, weiße Decken und Wände und dazu weiße Schränke. Man fühlte sich ein bisschen wie in der Waschmittelwerbung.
    Felder stiefelte die Treppe hoch und machte mit der Hand das Zeichen wie ein Stoßtrupp-Führer, dass wir uns aufteilen sollten. Durften wir jetzt nicht mehr sprechen? Er ging nach links, ich nach rechts.
    Ich machte ein paar Türen auf, Näh- und Bügelzimmer, begehbarer Kleiderschrank, Schlafzimmer und fand nichts Aufregendes. Suchte Felder nach etwas Besonderem? Wenn, dann fand er es auf jeden Fall nicht. Also gingen wir wieder runter zu Hubsi ins Wohnzimmer.
    Das Wohnzimmer war auch ganz in weiß. Irgendwie konnte ich die Farbe schon nicht mehr sehen. Es gab eine Sitzecke, zu der man zwei Stufen nach unten ging, ein paar Regale, und natürlich mehr Nippes.
    Auf dem Tisch lag noch die Fernsehzeitung, aufgeschlagen für das Programm am Freitag Abend, und ein paar Pistazienschalen.
    Wir fläzten uns in die Sitzecke. Hubsi hatte schöne Sektgläser gefunden und machte die Flasche Champagner auf. Er schenkte uns ein und drückte auf den Startknopf einer Fernbedienung. Musik begann. Hörte sich an wie Folk-Rock, dachte ich. „Half a mile from the county fair and the rain came pourin´ down...“
    „Oh, nein! Hast du die hier gefunden?“ Felder sprang vom Sofa auf. Was gab es denn jetzt schon wieder? Der Mann war wie Quecksilber. Nie konnte er sich einfach mal zurücklehnen und den Moment genießen.
    Hubsi nickte. Er zeigte auf einen Platten-Ständer an der Wand und hielt uns eine Hülle hin.
    „Verdammt, Mann, jetzt kann ich die nicht mehr hören. Die ist jetzt

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