Schönesding!
verstehe.“
„ Auf jeden Fall waren das natürlich keine guten Voraussetzungen. Wenn du glaubst, du versagst, dann wirst du auch versagen. Das weiß doch jeder. Und natürlich hab ich auch fürchterlich schlecht gesungen. Das musste ich gar nicht hören. Das wusste ich auch so. Aber ich weiß wie gesagt nicht, ob es überhaupt einen Unterschied gemacht hätte.“
„ Vielleicht warst du gar nicht so schlecht...“
„ Das ist doch egal. Ich habe geglaubt, ich war schlecht. Das ist das Entscheidende. Ist ja auch nicht wichtig. Auf jeden Fall war es irgendwann vorbei, und dann hat der Diddan sein Urteil abgegeben.“
Hier brach Hubsi wieder ab. Ich schaute ihn an. War es das? War das das Ende der Geschichte? Der Diddan hat seinen Kommentar abgegeben. Das war der Schluss? Das war alles?
„Und dann?“
„ Du kannst es dir im Netz anschauen. Ist ziemlich witzig!“
Wir holten Felders kleinen Rechner her und fanden gleich, was wir suchten, einen Zusammenschnitt der „besten Sprüche“ des Diddan oder heißt es Didaan. Er lief ein paar Minuten.
Jemand hatte sich die Mühe gemacht seine witzigsten Verrisse aneinander zu schneiden. Man sah die Gerichteten nicht. Sie blieben anonym. Ohnehin waren sie austauschbar. Wichtig war der Diddan und sein unheimlich scharfer Humor. So scharf wie ein geschliffenes Beil.
Hubsi war irgendwann im zweiten Drittel dran. Die Stelle war vielleicht zwanzig Sekunden lang, nicht länger. Dann kam schon der nächste Kandidat. Trotzdem zitterten Hubsis Hände, als er den Diddan hörte.
„Mein Gott, da pellen sich mir ja die Eier. Vielleicht sollte man Bänder von dir verkaufen. Als Eierpeller. So was wird echt gebraucht. Da wärst du echt nützlich. Mensch, wenn man meinem Hund eine Currywurst in den Arsch steckt, dann macht er solche Geräusche wie du. (Der Diddan griente.) Und ich muss sagen, Schweine können nicht Stabhochspringen. Aber Schweine sind auch nicht traurig, wenn sie nicht über 1,20 Meter kommen. Trotzdem gehst du jetzt raus und bist traurig. Was soll man da machen!“
„ Jeder rät dir nichts zu sagen, wenn der Diddan dein Singen kommentiert. Am besten ist es, dir überhaupt nichts anmerken zu lassen, weil er hat auch schon Leute richtig runtergemacht. Die haben ihm widersprochen.“
„ Da hast du ja noch richtig Glück gehabt.“
Hubsi musste lachen. „Wenn man so will...“
„Und danach hast du dann nicht mehr gesprochen?“
„ Na ja, nicht gleich. Na ja, eigentlich schon, aber am Anfang eigentlich nur, weil ich so sauer war, weil die mich so auflaufen ließen, verstehst du? Und Fello war auch noch in der Endrunde. Das hat es noch viel schlimmer gemacht. Das tat richtig weh. Ich hab nur im Zug gesessen und geschmollt. Ich wollte einfach nur nicht reden, vor allem nicht mit ihm. Außerdem: Hätte ich geredet, hätte ich nur zugegeben, dass ich tief getroffen war. Nicht mit Worten, sondern allein durch die Tatsache, dass ich etwas sagte, egal was, hätte ich mir anmerken lassen, dass die mich getroffen hatten, wo es weh tat. Es war besser sich nichts anmerken zu lassen. Es war besser gar nichts zu sagen, so war ich ihnen überlegen, verstehst du? So hatten sie mich nicht getroffen, ha, mich gar nicht erreicht. So konnten die mich nicht treffen. Kannst du das verstehen?“
Ich nickte. „Klar, Hubsi, dass kann ich sehr gut verstehen.“
„Aber ich habe auch schon gleich etwas Entscheidendes gelernt: Einfach zu schweigen war gar nicht so schlecht. Auf jeden Fall habe ich Fello so seinen Triumph verdorben. Die ganze Fahrt saßen er und die andern da und mussten sich um mich kümmern, mussten fragen, was ist mit dir, warum sagst du nichts. Gehts dir nicht gut? Bist du sicher? Kann ich irgendwas tun? Hätte ich gesprochen, auch nur ein einziges Wort, hätten wir die Rollen getauscht. Fello hätte seinen Sieg genossen, und mir wäre nichts anderes übrig geblieben als mit ihm seinen Triumph zu feiern.“
„ Und was haben deine Eltern gesagt?“
„ Was wollten sie machen? Wenn du nicht reden willst, redest du nicht. Ende der Durchsage.“ Hubsi rieb die Handflächen aneinander, als wasche er seine Hände in Unschuld – war das schon wieder ein Felder?
„ Natürlich hat meine Mutter geheult, klar. Aber es ging ja nicht um sie, es ging um mich, verstehst du? Natürlich war es schwierig in der Schule. Die ersten paar Tage bin ich gar nicht hingegangen. Was echt ein Glück war, denn mein Auftritt, und was der Diddan gesagt hatte, wurde ja im Fernsehen
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