Schöpfung außer Kontrolle: Wie die Technik uns benutzt
folgendermaßen aus: »Ein großer Teil des Universums bedarf keiner Erklärung. Zum Beispiel Elefanten. Sobald Moleküle miteinander konkurrieren und andere Moleküle nach ihrem Ebenbild hervorbringen können, wird man irgendwann auch Elefanten und ähnliche Lebewesen durch die Landschaft streifen sehen.«
Der oben beschriebene mathematische Zusammenhang der Evolution wirkt aber eben nicht nur auf Moleküle, die Kopien ihrer selbst herstellen können, sondern auch auf alles andere, was kopiert wird: zum Beispiel auf das Verhalten von Tieren, auf den Gebrauch von Werkzeugen, auf das Weitererzählen und Aufschreiben von Geschichten, auf den Bau von Autos, sogar auf die Herstellung von Schokoladentafeln - und nicht zuletzt auf Computerprogramme.
Doch davon später mehr. Zunächst wollen wir uns den Wirkungsmechanismus der Evolution noch einmal aus der Nähe anschauen. Dazu probieren wir ihn am besten einfach mal aus.
Wir brauchen dafür kein Chemielabor, sondern nur einen Stift, einen Würfel und die auf Seite 55 abgebildete Spieltabelle. Kopieren Sie sich die Seite bitte ein paar Mal oder schreiben Sie mit Bleistift in das Buch, denn wir werden dieses Spiel später noch mehrmals spielen, jeweils mit unterschiedlichen Regeln, um einige grundlegende Zusammenhänge der Evolution zu erforschen.
Hier sind die Grundregeln für das Evolutionsspiel:
1. Tragen Sie eine beliebige Zahl zwischen 1 und 100 in das Feld »Startzahl« ein, zum Beispiel 50. Die Startzahl definiert die Anfangsausprägung der einzigen Eigenschaft, die unsere »Replikatoren« besitzen.
2. Tragen Sie eine beliebige Zahl zwischen 1 und 100 in das Feld »Idealzahl« ein. Die Idealzahl sollte um mindestens 10 größer oder kleiner sein als die Startzahl.
3. In die sechs Felder der Generation 1 tragen Sie nun zufällige »Mutationen« der Startzahl ein. Würfeln Sie für jedes Feld einmal. Die Zahl, die Sie eintragen, wird wie folgt bestimmt: Startzahl - 3 + Würfelzahl. Bei einer gewürfelten 1 wird also die Startzahl um 2 Punkte verringert, bei einer 3 bleibt sie gleich, bei einer 5 wird sie um 2 Punkte erhöht. Die 6 als Würfelzahl wird ignoriert, Sie würfeln einfach noch einmal, wenn Sie eine 6 gewürfelt haben. Beispiel: Ihre Startzahl ist 50, Sie würfeln nacheinander 2-1-4-6-3-5-5. Die 6 wird ignoriert. In der ersten Zeile Ihrer Tabelle stünden dann die Zahlen 49, 48, 51, 50, 52 und 52.
4. Nun erfolgt die Selektion. Würfeln Sie und markieren Sie das Feld, das der Würfelzahl entspricht, mit einem Punkt in einer Ecke. Tun Sie dies insgesamt dreimal. Dann wählen Sie diejenige Zahl aus, die von den markierten Feldern der Zielzahl am nächsten ist, und umkreisen diese. Es ist dabei unerheblich, ob ein Feld mehrfach markiert wurde. Beispiel: Sie würfeln 2, 5 und 2. Im obigen Fall stünden dann in den markierten Feldern 48 und 52. Wenn Ihre Zielzahl beispielsweise 70 ist, umkreisen Sie die 52.
5. Die umkreiste (»selektierte«) Zahl ist nun die Startzahl für die nächste Generation. Wiederholen Sie den Vor-gang ab Schritt 3 so lange, bis die selektierte Zahl die Idealzahl ist oder Sie alle 12 Zeilen (»Generationen«) ausgefüllt haben.
Ihre Tabelle sieht nach dem Spiel aller Wahrscheinlichkeit nach folgendermaßen aus:
- Die Durchschnittswerte der einzelnen Generationen haben sich insgesamt von Generation zu Generation der Idealzahl angenähert.
- Möglicherweise gibt es Generationen, in denen die selektierte Zahl gleich geblieben ist oder sich sogar wieder von der Idealzahl entfernt hat. Doch der Gesamttrend geht eindeutig in Richtung der Idealzahl.
Dieses einfache Spiel enthält alle wesentlichen Elemente der Evolution:
- Reproduktion: Aus jeder selektierten Zahl sind 6 neue Zahlen »entstanden«.
- Mutation: Die neuen Zahlen schwankten im Wert zufällig um die selektierte Zahl.
- Selektion: Es wurde nicht unbedingt immer die »beste«, das heißt der Idealzahl nächste Zahl ausgewählt, weil der Zufall (der Würfel) dies verhindert hat, aber die Nähe der Zahlen zur Idealzahl, sozusagen ihre Überlebensfähigkeit, hat einen entscheidenden Einfluss gehabt.
Natürlich ist die biologische Evolution viel komplizierter als dieses simple Spiel. Das Überleben der Arten hängt nicht von einem einzigen Merkmal ab, sondern von einer Kombination vieler Eigenschaften. Die Frage, wie Reproduktion und Mutation genau stattfinden, hat einen entscheidenden Einfluss darauf, wie sich
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