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Schöpfung außer Kontrolle: Wie die Technik uns benutzt

Schöpfung außer Kontrolle: Wie die Technik uns benutzt

Titel: Schöpfung außer Kontrolle: Wie die Technik uns benutzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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Definitionselemente schränken den Begriff »Leben« unzulässig ein, denn sie beziehen sich zu stark auf die spezielle Form des Lebens auf der Erde und würden so manche zumindest vorstellbare außerirdische Lebensform ausschließen.
    Vergleicht man verschiedene Objekte aus Natur und Technik anhand der genannten Kriterien, wird offensicht-
Mensch
Bakte
    rium
Virus
Auto
Compu
    tervirus
Stadt
Selbststabilisierende Struktur


O

O

Selbstreproduktlon



o


Energieaustausch


O



Stoffwechsel


o

O

Informationsaustausch


o



Wachstum


o
o
o

„Organisch“



o
o

    0 erfüllt 9 teilweise erfüllt O nicht erfüllt
    »Lebendigkeit« verschiedener Objekte
    lich, dass auch technische Systeme in gewisser Hinsicht »lebendig« sein können.
    Offenbar erfüllt ein Auto die Kriterien besser als ein biologisches Virus, denn es tauscht im Unterschied zu diesem Energie und chemische Stoffe mit seiner Umwelt aus. Zwar kann es sich nicht selbst vervielfältigen, aber das kann ein Virus auch nicht - es benötigt dafür eine Wirtszelle, so wie das Auto eine Fabrik benötigt. Das Auto verfügt sogar über begrenzte Möglichkeiten, mit seiner Umwelt Informationen auszutauschen, zum Beispiel über das Armaturenbrett oder durch einen Temperatursensor, der den Fahrer vor Bodenfrost warnt.
    Eine Stadt erfüllt sämtliche Anforderungen, die man sinnvollerweise an ein Lebewesen stellen kann. Sie hat einen Stoffwechsel (jeden Tag nimmt sie Güter, zum Beispiel Lebensmittel, auf und gibt Müll, Kohlendioxid und andere Schadstoffe ab). Sie kann sich sogar selbst fortpflanzen - die ersten Städte haben sich über die Welt ausgebreitet, indem einige ihrer Bewohner losgezogen sind und neue Städte gegründet haben, ähnlich wie ein Pilz seine Sporen verbreitet. Städte wachsen, genau wie Lebewesen.
    Aber Städte sind natürlich »nur« symbiotische Gemeinschaften von Lebewesen, ähnlich wie Wälder oder Ameisenhaufen. Kann man so etwas als »lebendig« bezeichnen?
    Tatsächlich sind alle mehrzelligen Pflanzen, Tiere und Menschen nichts anderes als Lebensgemeinschaften von Individuen, die symbiotisch Zusammenleben. Eine einzelne menschliche Hautzelle erfüllt, genau wie ein Bakterium, sämtliche genannten Kriterien und ist deshalb eindeutig lebendig. Man kann beispielsweise aus einer Hautzelle in geeigneter Umgebung weitere Hautzellen züchten. Die Zelle ist für sich allein lebens- und reproduktionsfähig. Jedes mehrzellige Lebewesen besteht also aus einer Ansammlung von Einzelteilen, die für sich genommen lebendig sind (auch wenn sie einzeln meist nicht lange überleben können).
    Die meisten Mehrzeller bestehen jedoch nicht nur aus fest miteinander verbundenen Zellen, sondern enthalten Lebewesen, die durchaus für sich allein existieren und sogar einer eigenen Spezies zugerechnet werden können. Der menschliche Stoffwechsel würde wie bereits erwähnt ohne verschiedene Arten von Darmbakterien nicht funktionieren. Wir benutzen diese Bakterien, um Nahrung zu verarbeiten. Als Gegenleistung bieten wir ihnen eine geschützte Lebensumgebung und versorgen sie mit Nahrung.
    Ein faszinierendes Beispiel einer symbiotischen Lebensgemeinschaft sind Staatenquallen wie die »Portugiesische Galeere«. Sie gehören zu den gefährlichsten Meeresbewohnern, denn ihr Gift kann Menschen töten. Sie sehen aus wie Quallen, sind aber in Wirklichkeit Kolonien von unterschiedlichen Polypen, die sich auf ihre jeweiligen Aufgaben spezialisiert haben. Einige sind für die Nahrungsbeschaffung zuständig und haben deshalb lange, hochgiftige Nesseln ausgebildet. Die Verdauung der erbeuteten Tiere über-nehmen andere Polypen, die dann die Nesseljäger mit den gewonnenen Nahrungsstoffen versorgen. Ein einziger Polyp hat sich zu einem großen Luftsack aufgeblasen, der aus dem Wasser ragt und ein dreieckiges Segel bildet, das dem Gebilde seinen Namen gab.
    Keiner dieser Polypen wäre für sich allein lebensfähig. Sie alle kleben aneinander und können sich, anders als zum Beispiel Ameisen, nicht aus dem Staatenverbund lösen. Sie alle stammen von einer einzigen Eizelle ab. Trotzdem ist jeder Polyp für sich allein genommen eindeutig ein Lebewesen.
    Ist auch die Staatenqualle insgesamt ein Lebewesen? Das ist umstritten. Sie sieht wie ein Lebewesen aus und benimmt sich auch so. Sehr lange hat sie sicher jeder, der sie sah, für ein einzelnes Lebewesen gehalten, und wenn man sie nicht

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