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Schöpfung außer Kontrolle: Wie die Technik uns benutzt

Schöpfung außer Kontrolle: Wie die Technik uns benutzt

Titel: Schöpfung außer Kontrolle: Wie die Technik uns benutzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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lebendig?
    Manchmal muss man ein bisschen Abstand gewinnen, um die Dinge in ihrer Gesamtheit zu erkennen.
    Stellen Sie sich einen Außerirdischen vor, der zum ersten Mal die Erde besucht - eine völlig fremdartige Lebensform ohne jedes Wissen über unseren Planeten. Er schwenkt in die Umlaufbahn der großen, blauen Kugel ein und richtet seinen Blick nach unten. Wie würde er die Erde wahrnehmen?
    Zunächst würde er feststellen, dass die Landmassen des Planeten zum Teil von grünem Gestrüpp bedeckt sind. Dazwischen finden sich vereinzelt große, graubraune Wucherungen, die aus der Entfernung wie Schimmelbefall aussehen. Sie nehmen Energie auf, erzeugen Wärme und nutzen die Stoffe in ihrer Umgebung, um zu wachsen. Sie atmen Gas mit hoher Sauerstoffkonzentration ein und stoßen kohlendioxidhaltiges Gas aus. Sie sind also offensichtlich lebendig. Ihre Ausscheidungen scheinen für das grüne Gestrüpp schädlich zu sein, denn in unmittelbarer Nähe der Wucherungen findet sich nur wenig davon.
    Die seltsamen Wucherungen sind miteinander durch dünne Linien verbunden, auf denen, wenn man ganz genau hinsieht, winzige Teilchen hin und her fließen, genau wie die grünen Blutkörperchen in den Adern unseres Außerirdischen. Zwischen den Wucherungen findet also ein Austausch statt, Stoffe werden transportiert. Wenn er in der Lage ist, elektromagnetische Felder zu messen, stellt der Außerirdische fest, dass der Austausch elektrischer Impulse zwischen den Wucherungen noch viel stärker ist.
    Sie kommunizieren offenbar miteinander! Die Wucherungen, die den ganzen Planeten überziehen, wirken wie ein einziges riesiges Lebewesen, einem gigantischen Pilzgeflecht vergleichbar.
    Der Außerirdische entschließt sich, zu landen und sich die Sache aus der Nähe anzuschauen. Dabei stellt er fest, dass die Wucherungen offenbar symbiotische Gemeinschaften aus sehr unterschiedlichen Lebensformen sind. Einige davon kommen als dominante Lebensformen des Planeten in Frage. Beispielsweise der Öltrinker, eine vor allem aus Metall bestehende Spezies, die in vielen verschiedenen Arten existiert und sich über den ganzen Planeten ausgebreitet hat. Wie der Name sagt, ernährt sie sich von Öl, das sie aus seltsamen Futterstellen saugt. Oder der Grasfresser, eine Lebensform, die den ganzen Tag nur herumsteht und sich füttern lässt.
    Vielleicht sind aber auch diese seltsamen, dürren Zweibeiner, die dazwischen herumwuseln, die wahren Herrscher des Planeten? Nein, sie scheinen eher so etwas wie die Diener der anderen Spezies zu sein. Sie ebnen dem Öltrinker seine Wege und versorgen ihn mit Nahrung, führen sogar Kriege darum. Sie füttern die Grasfresser. Sie sorgen dafür, dass die grauen Wucherungen sich ausbreiten und das grüne Gestrüpp allmählich verschwindet. Es sind emsige Sklaven, die sich mit großer Hingabe für das Wohlergehen der höheren Lebensformen einsetzen.
    Wie lange würde es wohl dauern, bis der Außerirdische seinen Irrtum bemerkt und begreift, dass jene »emsigen Sklaven« die Herren des Planeten sind und Städte nur Produkte ihrer Erfindungsgabe? Oder ist das am Ende gar kein Irrtum? Sind unsere Städte, jene graubraunen Wucherungen, die er als Lebensformen betrachtet, vielleicht wirklich lebendig?
    Wie so oft in der Wissenschaft ist das eine Frage der Definition. Die Frage, ob etwas »lebendig« ist, wird in der Regel anhand bestimmter Eigenschaften definiert, die dem Begriff »Leben« zugeordnet sind. Dazu gehören:
    -    eine ordnende, sich selbst stabilisierende Struktur (ein Lebewesen entsteht nicht rein zufällig und zerfällt auch nicht aufgrund äußerer Einflüsse augenblicklich wieder),
    -    Energieaustausch, das heißt die Fähigkeit, Energie aus der Umgebung auf- beziehungsweise wieder an sie abzugeben,
    -    ein Stoffwechsel, also die Fähigkeit, Stoffe aus der Umgebung aufzunehmen und daraus Energie und Wachstum zu generieren, wobei Abfallprodukte wieder ausgeschieden werden,
    -    die Fähigkeit zur Fortpflanzung,
    -    Wachstum,
    -    Informationsaustausch (dies ist aber in der Regel keine zwingende Voraussetzung für Leben, da primitive Wesen wie Algen keine Informationen austauschen können),
    -    Reaktion auf Veränderungen der Umwelt (auch dies ist bei sehr einfachen Lebensformen nicht gegeben).
    Gelegentlich werden dieser Liste noch Elemente wie »überwiegend aus organischen Substanzen bestehend« oder »Fortpflanzung auf Basis der DNA« hinzugefügt. Doch diese

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