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Schokoherz

Schokoherz

Titel: Schokoherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Castle
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aussprach. »Ja«, hauchte ich.
    Ich gebe zu, ich hatte vor Tom schon einige Schwärmereien gehabt. Desmond in der Schule damals, als ich elf war. Der hatte so süße Sommersprossen. Später dann Jeff, an der Uni. Grüne Augen, muss ich deutlicher werden? Außerdem hatte ich das übliche Sortimentan unkonventionellen Lovern, die pflichtschuldig meine Eltern schockierten. Aber dieser Geschäftsmann hier, also ... Der war aus der Nähe betrachtet noch hinreißender als alle anderen zuvor und schien sich außerdem sowohl für Essen als auch für mich zu interessieren. Was für eine Kombination! Ab und zu warf ich einen Blick zu Olli und Maddie hinüber, die – zum Glück – immer noch zufrieden schaukelten. Den Rest einer glückseligen halben Stunde über unterhielt ich mich mit ihm über nichts als Essen, Lebensmittelgeschäfte, Restaurants und, natürlich, Chocolaterien. Schließlich stand er auf und verkündete, er müsse jetzt gehen. »Meine Frau, sie wird mich erwarten.«
    Ich lächelte zittrig, doch innerlich fluchte ich. Verdammt, er war verheiratet. Andererseits hatte er es offen zugegeben. Dafür bekam er einen Ehrlichkeitspunkt. Und, Moment mal, ich war ja auch verheiratet. Also machte es wohl nichts aus. Oder? Vermutlich empfand er auch gar nichts für mich. Nur weil ich eine Schwäche für ihn hatte, hieß das noch lange nicht, dass er in mir etwas anderes sah als eine Gelegenheit, seine Flirttechnik zu perfektionieren. Ich hätte ihm allerdings versichern können, dass dazu keinerlei Anlass bestand, denn meiner Meinung nach hatte er bereits Olympiastandards erreicht. Ich hingegen konnte mich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal mehr als ein bisschen Wimperntusche und einen Hauch Lippenstift aufgelegt hatte. Meine Klamotten heute, ein heißgeliebtes Strickjäckchen zu bewährten Earl-Jeans, bildeten ein oft getragenes Team, das schon viel zu lange tapfer seinen Dienst tat. Mir wurde klar, dass an Trudies Maxime, das Haus stets perfekt gestylt zu verlassen, etwas dranwar. Man wusste eben nie, neben wem man auf einer Parkbank zu sitzen kam.
    Während der Geschäftsmann verschwand, sammelte ich Olli und Maddie ein, deren Bäckchen nach all der Schaukelei rosarot leuchteten. Oh schwankte wie ein betrunkener Seemann, und Maddie war schon fast eingeschlafen, als ich sie in den Buggy packte. Na gut, dachte ich, als ich mich auf den Heimweg machte, wenigstens musste ich kein schlechtes Gewissen haben. Ich hatte mich lediglich mit einem Bekannten nett unterhalten – einem aus unserem Viertel. Man konnte ihn fast schon einen Nachbarn nennen. Ich lernte eben die Umgebung besser kennen. Nichts, wofür ich mich schuldig fühlen musste. Ich betrat das Haus, entdeckte, dass Tom immer noch über sein Laptop gebeugt saß, und seufzte. Wozu hatte ich mir den Kopf zerbrochen – niemand würde mir irgendwelche Fragen über meinen Verbleib stellen. Es sah eher so aus, als hätte Tom gar nicht bemerkt, dass wir überhaupt weg gewesen waren. Gut, dann machte ich besser weiter. Ich rieb mir die Hände. Das hier würde mich aufmuntern. Ich liebte es, das Haus für eine Dinnerparty herzurichten. Es war, als würde man eine gute Freundin für ein besonderes Date herausputzen. Mein Ziel war es, unser Heim und alles darin heute Abend in vollem Glanz erstrahlen zu lassen – mich inbegriffen.

15

    Absolute Perfektion auf allen Ebenen war, wie ich zwei Stunden später feststellte, ein bisschen viel verlangt. Obwohl ich die carbonades vorgekocht hatte, gab es noch jede Menge zu organisieren. Egal, am Ende hatte ich alles geschafft – bis auf die Komplettüberholung meiner selbst. Als die Klingel den ersten Gast ankündigte, warf ich einen schnellen Blick in den Wohnzimmerspiegel und war froh, das muskatnussbraune Oberteil von Ghost angezogen zu haben, das die Farbe meiner Augen betonte und meine ungebiirstete Mähne wie eine dieser absichtlich zerzausten Frisuren wirken ließ, für die ein Stylist Stunden brauchte. Es würde für heute reichen müssen. Wenigstens handelte es sich nur um Toms Journalistenhorde, und da gab es niemanden, den ich besonders beeindrucken wollte. Trotzdem kniff ich mich kurz in beide Wangen, um frischer auszusehen und mein fehlendes Make-up auszugleichen. Tom öffnete schwungvoll die Tür – und mir wurde klar, dass ich mir um meine Blässe keine Sorgen hätte machen brauchen. ja, Sie haben richtig geraten und sind vermutlich gar nicht überrascht, stimmt's? Ich allerdings war wie

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