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Schokoherz

Schokoherz

Titel: Schokoherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Castle
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vorn Donner gerührt, als der Geschäftsmann hereinspaziert kam, eine wunderschöne Frau im Schlepptau. Tom begrüßtedie Gattin, die er offensichtlich gut kannte, überschwänglich, während meine Wangen sofort röter aufflammten, als tausend Töpfe Rouge es je bewirkt hätten. Ich stand da, starrte unseren Besucher an und war in etwa so wortgewandt wie unsere gute Maddie.
    Zum Glück klingelte es fast sofort wieder, so dass ich nicht allzu lange wie ein stummer, rotgesichtiger Schwachkopf herumstehen musste, sondern nach einem versuchten Willkommenslächeln in Richtung der Schönheit und einer etwas verzerrten Grimasse in Richtung des Geschäftsmanns sofort wieder davon eilen konnte. Draußen standen vier neue Gesichter, die mich erwartungsvoll ansahen. Ich bat sie herein, nahm einen Berg von Mänteln ab, warf sie über das Treppengeländer und reichte die Gäste an Tom weiter, der sie mit Drinks versorgte. Ich tat mein Möglichstes, um einige der genannten Namen mit den Gesichtern zu verbinden, doch wie immer schoss mir plötzlich dieser blöde Witz durch den Kopf: »Der einzige Name, an den ich mich erinnern kann, wenn ich ein Zimmer betrete, ist Alzheimer.« Eine Ausnahme gab es allerdings. Fabrice. Fabrice Lambert. Der Geschäftsmann. So hieß er nämlich. Klingt das nicht wie der Name eines seidigen Weichspülers? Mhmmmmmm. Ich war hin und weg.
    Erst als wir mit unseren Drinks Platz nahmen – alle außer Fabrice tranken Wein, er hatte um einen Gin Tonic gebeten, also füllte ich ihm extra ein hohes Glas mit viel klirrendem Eis und einer Scheibe Limette –, fühlte ich mich in der Lage, die anderen Gäste näher in Augenschein zu nehmen. Während eine zauberhafte Kombination aus Kaminfeuer und Kerzen uns erglühen ließ und gnädige Schatten über diverse Spielsachen warf, die mirbeim Aufräumen entgangen waren, versuchte ich die Leute nach und nach zuzuordnen. Simon Blair gefiel mir auf Anhieb. Er war einer dieser lockeren Erzählertypen, der wie ein wild gewordenes Duracell-Häschen eine Anekdote nach der anderen abfeuerte. Er war Mitte fünfzig und hatte ein ordentliches Bäuchlein, das er mitunter tätschelte wie eine stolze Mutter ihr braves Kind. Irgendwie hätte ich erwartet, dass seine Frau wesentlich stiller war, doch Amy Blair schien ebenfalls nie Luft zu holen. Die Geschichten des Paares umkreisten und jagten einander wie zwei Raubvögel eine pelzige kleine Wühlmaus. Einer fing an, von einem gemeinsamen Bekannten zu erzählen, der andere unterbrach mit Details, der Erste ging über diese Ergänzungen hinweg, und am Ende johlten beide vor Lachen. Amy war Bildhauerin, was mich ziemlich überraschte, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass sie je lange genug stillhielt, um etwas zu arbeiten. Simon wiederum hatte sich eine Nische als freiberuflicher Journalist mit fester Verbindung zu einer Zeitung geschaffen. Die beiden waren schon seit Ewigkeiten in Brüssel. Amy konnte ich mir gut als Freundin vorstellen, bei der Dame gegenüber allerdings war ich mir nicht so sicher. Sie wirkte irgendwie berechnend und kalt, wenn auch auf stille Art ganz hübsch. Die wenigen Fragen, die sie einwarf, trafen immer genau den Punkt. Sie hieß Claire und war mit David McCormick verheiratet, der für den Herald arbeitete. David war Toms größter Rivale. Von früher wusste ich, dass Tom vermutlich mit David am meisten zu tun hatte. Er glaubte fest an das Prinzip, dass man seine Feinde mindestens so gut kennen sollte wie seine Freunde. »Ich denke, es ist Zeit zum Essen«, verkündete ichnach einer Weile fröhlich, als mein Glas leer und mein Magen bereit für eine ordentliche Grundlage war, bevor ich mehr Alkohol nachkippte.
    »Ach, warten wir nicht auf Vanessa?« Claire sah überrascht zu Tom hinüber. Irgendetwas an ihren hochgezogenen Brauen gefiel mir ganz und gar nicht.
    Tom saß einen Augenblick lang da, ohne zu reagieren. »Kommt noch jemand? Du hast doch gesagt, acht Personen«, raunte ich ihm zu, als er sich schließlich langsam erhob.
    »Ja, äh, hab ich vergessen. Vielleicht noch eine mehr.«
    »Vielleicht?« Ich hielt mich zwar für eine relativ entspannte Gastgeberin, die jeder kulinarischen Herausforderung gewachsen war, doch ich wusste schon gerne, für wie viele Leute ich kochte. Außerdem würde ich ein weiteres Gedeck auflegen müssen.
    »Ja, eine mehr, schätze ich. Tut mir leid.« Tom wandte sich ab. Das war's anscheinend. Tolle Entschuldigung. Ich stand rasch auf und lächelte in die Runde, doch

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