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Schokoherz

Schokoherz

Titel: Schokoherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Castle
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war. Wenigstens bekam ihre Tochter offensichtlich dieselbe Nebelhorn-Behandlung. Das Mädchen erhob sich langsam, griff automatisch nach Notizblock und Stift und schlenderte zu uns herüber. Sie war sehr klein, mit schwarzen Augen, die leicht schielten. Insgesamt war die Kombination jedoch recht attraktiv. Während die Mutter wie erwähnt einer säuerlichen Königin Elizabeth I. glich, war die Tochter mit einem blassen, feenhaften Look gesegnet, der an Björk erinnerte – ganz eindrucksvoll. Lächelnd streckte ich ihr meine Hand hin. »Bella Richardson.«
    Gemma musterte mich von Kopf bis Fuß – genau wie ihre Mutter, musste ich entsetzt feststellen – und ignorierte die dargebotene Hand. Ich ließ sie eine Weile in der Luft hängen und vollführte dann ein paar Dehnübungen mit den Fingern, als hätte ich niemals die Absicht gehabt, diesem Luder die Hand zu schütteln. Dann ließ ich meinen Arm schlaff herunterfallen, was ein slapstickhaftes Klatschen gegen meinen gutgepolsterten Oberschenkel zur Folge hatte.
    »Sie sind also Bella. Auch mal wieder da.« Ein dünnes Lächeln unterstrich die letzte Bemerkung. Was für eine Frechheit!, dachte ich. Ich bin zehn Jahre älter als du und habe lediglich den mir zustehenden Erziehungsurlaub genommen. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: In einer Zeitungsredaktion ist weder das eine noch das andere gern gesehen. Es ist eine Welt der Jungen und Ehrgeizigen. Indem ich gegangen war, um einKind zu bekommen, hatte ich die Kardinalsünde begangen, meinen Schreibtisch unbeaufsichtigt zu lassen. Und das Ganze nicht nur ein, sondern gleich zwei Mal!
    Aber, sprach ich mir Mut zu, jetzt bin ich schließlich wieder da. Und ich werde bleiben. Denise unterbrach meine Überlegungen, indem sie mich mit ihrem bösartigsten Lächeln bedachte.
    »Ich bin sicher, Ihnen sind jede Menge toller Ideen gekommen, während Sie da zu Hause herumgesessen sind. Die würde ich gerne hören. Alle. In zehn Minuten. Aber zuerst müssen wir Ihnen einen Arbeitsplatz besorgen. Sie können bei Jackie sitzen. Da ist neben dem Fotokopierer ein Tisch frei.«
    Pete und Louise, die schamlos versucht hatten, uns von den Lippen abzulesen, wirkten schockiert. Ich sah weg und ließ mich abführen, fort von meinen Freunden, von meinem Raumteiler aus Leinen, meinem Kissen und meiner Aussicht auf die Docklands, hin zum Summen des Kopierers. Grollend betrachtete ich das Monstrum. Dann nahm ich Platz, borgte mir von der netten Jackie einen Block und griff zum Kugelschreiber. Es fühlte sich an wie eine öffentliche Demütigung, ungefähr so, wie beim Schulsport als Letzte übrig zu bleiben, wenn die Mannschaften gewählt werden.
    Damals war ich zum Glück beliebt gewesen und hatte meistens selbst auswählen dürfen. Doch die wenigen Male, wo ich mit den anderen hoffnungsvollen Gestalten auf der Bank saß, war mir mein mangelndes Talent für Netzball, Hockey, Schlagball oder selbst Faul-Ei nur zu schmerzhaft bewusst gewesen. Alle anderen hatten diesen schrecklichen Schulmädchenehrgeiz zu gewinnen.Natürlich wollte ich auch gewinnen – aber nicht so sehr, dass mich das zu sportlichen Höchstleistungen angetrieben hätte. Und so war mir dieses entsetzlich hohle Gefühl im Bauch allzu vertraut, mit dem ich nun an meinem neuen Tisch saß. Dieses Mal hatte man mich zwar zuerst ins Team gewählt, o ja. Aber jetzt war ich schmählich wieder hinausgeworfen worden. Verdammte Denise!
    Da donnerte sie auch schon an mir vorbei, auf dem Weg zum Chefredakteur, um ihm in den Hintern zu kriechen, oder was auch immer sie da drin tat. Nachdenklich kaute ich auf meinem Kuli herum und kratzte meine Selbstachtung wieder zusammen. Denise war eine Meisterin im Demütigen, keine Frage, doch machte mich das zu einem guten Opfer? Ganz gewiss nicht. Ich richtete mich auf, schloss die Augen und dachte nach. Denise wollte Ideen – ich würde ihr Ideen liefern. Ich musste mir nur ein paar ausdenken. Hm. Grübel, grübel.
    Als sich gerade Panik in mir breitmachen wollte, fiel ein Schatten auf mich. Vorsichtig sah ich auf, da ich mit Denise rechnete. Es war Pete, Gott sei Dank, mit meinem Fellkissen im Arm. »Das hier habe ich für dich warm gehalten, liebe Bella.« Er grinste. Schnell schnappte ich mir das Polster und setzte mich drauf, bevor es mir irgendjemand wegnehmen konnte.
    »Was ist denn hier los?«, zischte ich. »Was ist mit Denise? Und warum sitzt da eine zwergengroße Exrechtsanwältin an meinem Schreibtisch? Ich komme mir vor,

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