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Schokoherz

Schokoherz

Titel: Schokoherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Castle
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mich aufmerksam an. »Hör zu, Süße, ich glaube nicht, dass du momentan in der Verfassung bist, Entscheidungen zu treffen. Du bist ja völlig durch den Wind. Heul dich erst mal richtig aus. Ich hätte dich nicht gleich mit solchen Fragen konfrontieren sollen.«
    »Würdestdu dich von ihm scheiden lassen?«, beharrte ich und mampfte nebenher noch ein paar Stückchen Schokolade.
    »Liebes, ich hätte ihn gar nicht erst geheiratet«, antwortete sie trocken. »Was aber nicht heißen soll, dass meiner auch nur einen Deut besser ist. Man muss sich eben fragen, ob Monogamie tatsächlich eine vernünftige Idee ist.« Das kam so unerwartet, als würde Lola plötzlich über die Hegel'sche Dialektik dozieren. Eben spendete Trudie noch Trost in der Form von Schokolade und heißem, süßem Tee, und nun bewies sie wieder einmal, dass mehr in ihr steckte, als es den Anschein machte. Ich setzte mich etwas aufrechter hin. »Wie meinst du das?«
    »Na ja, die Ehe. Das ist schon ein bescheuertes Konzept, oder etwa nicht? Sie wurde erfunden, als die durchschnittliche Lebenserwartung noch ungefähr bei vierzig Jahren lag. Unter dem Gesichtspunkt klingt es vernünftig, nicht wahr? Man heiratet Anfang zwanzig, bekommt Kinder, fängt an sich zu langweilen und fällt tot um. Prima, kein Problem. Aber wenn man achtzig wird, dann bleiben einem vierzig Jahre, in denen man sich wünscht, man hätte einen anderen Kerl geheiratet oder es zumindest vorher mit mehr Typen getrieben. Das liegt doch nahe.«
    Mir wurde auf einmal klar, wie sehr ich Trudies scharfen Verstand schätzte, der durch die jahrelange Blondierung von außen zum Glück keinen Schaden davongetragen hatte. »Was ist also die Lösung?«, wollte ich wissen.
    »Ganz einfach. Entweder man hat jede Menge Affären., oder man heiratet eben entsprechend oft. Es scheint mir nicht wirklich sinnvoll, von jemandem zu erwarten,dass er oder sie Jahr und Tag mit ein-und derselben Person schläft.«
    »Hängt das nicht ziemlich von der Person ab?« Trotz unserer Probleme war ich Toms eigentlich nie überdrüssig geworden, wie ich in Gedanken feststellen musste.
    »Vielleicht.« Trudie schien nicht so überzeugt. Selbst in meinem desolaten Zustand bemitleidete ich sie ein bisschen. Ich hatte das Gefühl, nun ein bisschen zu viel über ihre Ehe zu wissen. Aber so ging es ihr umgekehrt ja auch.
    Einen Moment lang über etwas anderes nachzudenken tat richtig gut – doch wie ein Hund sich immer wieder in Aas wälzen muss, kehrten auch meine Gedanken zu jenem Knäuel aus Traurigkeit und Wut zurück, zu dem meine Ehe geworden war. »Ich weiß immer noch nicht, was ich tun soll. Soll ich ihn darauf ansprechen? Ihn zur Rede stellen? Oder soll ich einfach so tun, als wüsste ich von nichts?«
    »Das Problem ist, dass das von deiner längerfristigen Strategie abhängt. Es ist einfacher, die Beziehung weiterzuführen, wenn man so tut, als sei nichts passiert. Wenn du einen Riesenstreit anfängst und dann beschließt, dich doch nicht scheiden zu lassen, dann könnte es so wirken, als würdest du dich verzweifelt an ihn klammern.«
    Hm.. Verzweifelt wollte ich nicht rüberkommen. Andererseits war es überhaupt nicht meine Absicht, irgendetwas zu unterdrücken. Ich war schon eher offen und direkt – würde es mir da überhaupt gelingen, herumzuschleichen, die Ahnungslose zu spielen und dabei heimlich Munition für eine Art Duell zu sammeln?

20

    Ich hatte immer noch keine Entscheidung getroffen, als ich schließlich das leere Schokoladenpapier zusammen knüllte, Trudie dankbar in die Hand drückte, Olli von Lola los riss und die Kinder nach Hause brachte. Im einen Moment schien mir die eine Lösung besser, im nächsten dann wie der das Gegenteil. Für jemanden, der sonst einfach mit voller Kraft voraus preschte, war es, milde ausgedrückt, ziemlich verwirrend, von widersprüchlichen Gedanken gebeutelt zu werden.
    Als wir zu Hause ankamen, wurde mir die Entscheidung fürs Erste ab genommen. Ich stolperte durch das abendliche Zubettbringritual, in dem ich alles ganz automatisch erledigte, das ich normalerweise genoss und voll auskostete, wie zum Beispiel meine kleinen Wichte in ihre Schlafanzüge zu packen und ihnen eine Gutenachtgeschichte vor zu lesen. Selbst beim Gutenachtkuss war ich nicht ganz bei der Sache, weil ich mich so fort fragte, was für Küsse Tom und Lou wohl ausgetauscht hatten, statt mich auf den unschuldigen, liebevollen Augenblick mit meinen Kindern zu konzentrieren.
    Dann setzte ich mich

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